Wenn die Welt zusammenbricht

Moviekritik: Beasts Of The Southern Wild
Bildquelle: 
Im Verleih von ASCOT ELITE

Die kleine Hushpuppy lebt zusammen mit ihrem Vater in einer abgeschotteten Sumpflandschaft des Mississippi. Der nahe Damm droht ständig zu brechen und sintflutartige Regenfälle lassen die Wasserstände schnell mal in die Höhe schnellen. Doch die wenigen Bewohner der «Bathtube», wie die Gegend, in der Hushpuppy lebt, genannt wird, wissen sich zu helfen. Sie leben in Symbiose mit der Natur und sind zufrieden. 

 

Bild 1: Hushpuppy liebt die Natur(Bild 2) und mit ihrem Vater Boot zu fahren. (Mit Maus über Bild fahren)

 

Für Hushpuppy funktioniert die Natur, also das Universum, nur als Ganzes. Wenn nur das kleinste Teilchen kaputt geht, bricht das System in sich zusammen, die Pole schmelzen und im Eis gefangene Monster machen sich auf den Weg zu ihr. Als ihr Vater schwer krank wird, droht genau das zu passieren. Hushpuppy beschliesst, ihre Mutter zu suchen, die die Familie schon vor längerer Zeit verlassen hat. 

 

Realität und Fantasie verschwimmen

 

Bei «Beast Of The Southern Wild» ist man versucht mit Begriffen wie magisch oder zauberhaft zu jonglieren. Ein Blick von der kleinen Hushpuppy und man ist im Film drin. Sie beziehungsweise die Darstellung von Quvenzhané Wallis (Sie war bei den Dreharbeiten sechs Jahre alt) ist das Herz des Films. Wenn Hushpuppy durch ihr eigenes kleines Reich stiefelt, nur in Gummistiefeln und einem Nachthemd gekleidet, und ihre Fantasien lebt, mal auf Eisenbahnschienen balanciert oder Vögel tränkt, dann ist das einfach nur herzerwärmend. Die Kleine lebt allerdings zeitweise in ihrer eigenen Welt. Die Realität verschwindet und bald lässt sich nicht mehr immer zwischen Realität und Fantasie unterscheiden. 

 

Bild 1: Die Bewohner der Bathtube nach der Flut. / Bild 2: Hushpuppy und ihr Vater streiten sich auch mal.

 

Aber auch der soziale Aspekt beeindruckt. Die Menschen im «Bathtube» haben nicht viel und was sie haben beziehen sie aus der Natur. Trotzdem sind sie eine eingeschworene Gemeinschaft und niemand würde den anderen im Stich lassen. Als beispielsweise der gesamte Landstrich überflutet wird, machen sich Hushpuppy und ihr kranker Vater mit dem Boot auf die Suche nach den anderen Bewohnern. Zum Teil erinnern die Bilder an jene aus New Orleans nachdem Hurrikan Katrina über die Stadt gefegt ist. Das ist kein Zufall, denn Regisseur Benh Zeitlin hat sich genau von diesen Bilden beeinflussen lassen. 

 

Die Geschichte basiert auf einem Theaterstück und Regisseur Benh Zeitlin macht daraus einen faszinierenden Film zwischen Märchen und Sozialdrama, der durch die Figur der furchtlosen und unerschütterlichen, fast naiv-philosophischen Hushpuppy erzählt und gleichzeitig zum Juwel wird. 

 

  • Beasts Of The Southern Wild (USA 2012)
  • Regie: Benh Zeitlin
  • Drehbuch: Lucy Alibar, Benh Zeitlin
  • Darsteller: Quvenzhané Wallis, Dwight Henry and Levy Easterly
  • Laufzeit: 93 Minuten
  • Kinostart: 20. Dezember 2012
Patrick Holenstein / Mi, 26. Sep 2012