Wenn das Unmögliche wahr wird ...

Movie-Kritik: The Impossible
Bildquelle: 
Im Verleih von ASCOT ELITE

Text von Laila Gutknecht

 

Ich mag Katastrophenfilme grundsätzlich. Ich sehe gerne, wie Meteoriten unaufhaltsam auf die Erde zu rasen, Erdbeben die Wahrzeichen einer Stadt einstürzen lassen oder Tornados halbe Stadtteile mitreissen. Filmerlebnisse dieser Art sind stets mit einer Art Faszination des Grauens verbunden, mit der Vorstellung, wie es wäre, wenn… Doch man hat die Gewissheit, dass nach dem Film alles noch an seinem gewohnten Platz steht. Bei «The Impossible» ist es anders. Anstelle des «Was-wäre-wenn…» ist das «So-war-das-tatsächlich» während der ganzen 114 Minuten präsent. Und das macht den Film so bewegend.

 

 

Bild 1: Die Welt in Thailand ist noch in Ordnung. Doch (Bild 2) am nächsten Tag zeugt der verwüstet Hotelpool von der Wucht der Naturkatatrophe. (Mit Maus über Bild fahren)

 

Der zweite Kinofilm von Juan Antonio Bayona («Das Waisenhaus») erzählt die wahre Geschichte einer Familie inmitten einer der dramatischsten Katastrophen des vergangenen Jahrzehnts. Im Jahr 2004 verbringen Henry (Evan McGregor, «Star Wars: Episode I – III») und Maria (Naomi Watts, «King Kong») den Weihnachtsurlaub mit ihren drei Söhnen in Thailand. Sie geniessen wie viele andere Touristen einen entspannten Tag am Pool, als der Tsunami unmittelbar zuschlägt. Durch die Flutwellen wird die Familie getrennt, Maria und der älteste Sohn Lucas (Tom Holland) werden ins Landesinnere getrieben, Henry findet sich mit den beiden jüngeren Söhnen Simon (Oaklee Pendergast) und Thomas (Samuel Joslin) im zerstörten Hotel wieder. Während bei Maria und Lucas ein Kampf ums Überleben beginnt, setzt Henry alles daran, die beiden zu finden. Er geht dabei sogar so weit, dass er Thomas und Simon alleine mit anderen Überlebenden in ein Rettungscamp schickt, um in den umliegenden Krankenhäusern nach Maria und Lucas zu suchen.

 

Eine Geschichte, die den tragischen Verlusten gerecht werden soll

 

Die Situation scheint so aussichtslos, dass man als Zuschauer beinahe die Hoffnung auf ein Happy End verliert. Dass es Bayona gelungen ist, die Spannung während des ganzen Filmes aufrechtzuerhalten, auch wenn das Ende dem Zuschauer bereits bekannt ist, erachte ich als eine der grössten Stärken von «The Impossible». Bedeutungsschwere Metaphern wie das «Mit der Hand voraus aus dem Wasser auftauchen in Ultra-Slow-Motion» sind Geschmackssache, die Leistungen der Schauspieler sind es hingegen nicht. Naomi Watts war für den Oscar als Beste Hauptdarstellerin nominiert, aber auch die Söhne, sowie Ewan McGregor glänzen mit einer sehr eingehenden und glaubwürdigen Performance.

 

Bild 1: Maria und ihr ältester Sohn Lucas sind am Ende ihrer Kräfte. Bild 2: Im Krankenhaus findet Lucas seine Mutter plötzlich nicht mehr und verzweifelt.

 

Wäre die Geschichte reine Fiktion, das Ende wäre in Anbetracht der tausenden Opfer vermutlich deplatziert und zu kitschig. Es gibt Stimmen, die kritisieren, dass das man reale Naturkatastrophen für kommerzielle Zwecke ausbeuten würde. Bayona erklärt, er wollte eine Geschichte entwickeln, die mit allem gebotenem Respekt den tragischen Verlusten dieses Tages gerecht werden würde. Dazu hat er während der Dreharbeiten sehr eng mit der portraitierten Familie zusammen gearbeitet. Es ist ihm gelungen, den Zuschauern das Ausmass der Katastrophe auf eine andere Art näher zu bringen, als es die Bilder aus den Medien damals zu tun vermochten.

 

  • The Impossible (Spanien 2012)
  • Regie: Juan Antionio Bayona
  • Besetzung: Naomi Watts, Ewan McGregor, Tom Holland, Oaklee Pendergast, Samuel Joslin
  • Länge: 114 Minuten
  • Kinostart: 28. Februar
Bäckstage Redaktion / Di, 26. Feb 2013