Pan – every legend has a beginning

Movie-Kritk: Pan
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© 2015 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

Als bekannt wurde, dass ein neuer Peter Pan-Film gedreht wird, haben viele die Augen verdreht, so quasi um zu sagen: «ach ne, schon wieder?». Meistens folgte auf das Augenverdrehen auch noch der Satz: «Für mich toppt eh niemand Robin Williams in der Rolle des Peter Pan!» An dieser Stelle deshalb erst einmal ein grosses STOPP!

Der neue Film von Regisseur Joe Wright («Anna Karenina», «Abbitte») trägt zwar den Namen «Pan», jedoch geht es für einmal nicht um die allseits bekannte Geschichte mit Peter Pan, der Wendy und ihre Brüder ins Nimmerland mitnimmt und dort gegen Kapitän Hook kämpft. Stattdessen dreht sich die Story um die Frage: Wie kam Peter Pan selbst ins Nimmerland? Joe Wright beantwortet diese Frage mit folgender Geschichte:

 

Piraten werden zu Goldgräbern

 

London, 2. Weltkrieg: Während in unregelmässigen Abständen Bomben auf die Stadt runterdonnern, verschwinden im Waisenhaus, wo Peter (Levi Miller) aufwächst, Nacht für Nacht Waisenkinder. Der zwölfjährige Peter fragt sich, was mit ihnen geschieht und bleibt aus Neugierde über Nacht wach. Da öffnen sich plötzlich die Dachfenster, Piraten an Seilen sausen hinab, packen die Kinder im Schlafe und nehmen sie mit auf ihr schwebendes Piratenschiff. Auch Peter wird mitgenommen und ins Nimmerland verfrachtet. Dort angekommen meint er stirnrunzelnd: «Ist das Kanada?» Denn die Piraten sind unter die Goldgräber gegangen und höhlen das Land immer mehr aus. Oberschurke in diesem ganzen Spiel: Blackbeard (Hugh Jackman, «X-Men»), der nach Feenstaub sucht, um ewig am Leben zu bleiben. Peter wird also zum Schatzgräber und durch ein Missverständnis zum Tode verurteilt. Er muss über die Planke springen, unter ihm mehr als 300 Meter Fallhöhe. Doch der Junge stirbt nicht, sondern schwebt plötzlich in der Luft. Da ist Blackbeard klar: Peter ist der Auserwählte auf den die Eingeborenen warten. Er steckt den Jungen ins Verliess, aus dem ihn niemand Geringerer als James Hook (Garrett Hedlund, «Unbroken») befreit. Nun müssen Hook und Peter zusammen die Eingeborenen finden und sie davon überzeugen, dass Peter ihr Auserwählter ist. Denn nur so hofft der Junge seine Mutter zu finden, die im Reich der Feen sein soll. Einem Reich, dass von den Eingeborenen auf Leben und Tod beschützt wird.

 

Schön gemacht – aber überladen

 

Joe Wright hat, wie schon bei «Anna Karenina», ein farbenfrohes Bildspektakel erschaffen, das sich sehen lassen kann. Ausserdem ist die Idee der Vorgeschichte clever, um nicht in den Topf der anderen Peter-Pan-Filmen geworfen zu werden. Doch das Ganze kommt überladen daher: Wrights Geschichte ist kompliziert und bleibt neben all den Actionszenen auf der Strecke. Peter Pan-Fans werden sich darüber hinaus am Schluss unweigerlich die Frage stellen: «Und wie soll diese Geschichte nun so weitergehen, wie sie Jedermann kennt?» Denn in Wrights Story sind Pan und Hook nicht nur Freunde, sondern Hook und Prinzessin Tiger Lily auch noch Verliebte. Originell, zugegeben, jedoch umso merkwürdiger, wenn man an die Fortsetzung denkt.

 

Schön anzusehender Film, den man einfach geniessen sollte, ohne sich allzu grosse Gedanken über Logiklücken zur bekannten Geschichte zu machen.

 

  • PAN (USA 2015)
  • Regie: Joe Wright
  • Darsteller: Hugh Jackman, Rooney Mara, Amanda Seyfried, Levi Miller, Garrett Hedlund
  • Laufzeit: ca. 112 Minuten
  • Kinostart: 8. Oktober 2015

 

Selina Berner / Di, 06. Okt 2015