Pacific Rim: Jenseits der Schmetterkuppel

Movie-Kritik: Pacific Rim
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2013 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

Raleigh Becket (Charlie Hunnam, «Sons of Anarchy») ist ein wahrer Rockstar, denn gemeinsam mit seinem Bruder Yancy (Diego Klattenhoff, «Homeland») gehört er zu den gefeierten Piloten des Jäger-Programms. Die global agierende Armada aus 80 Meter hohen Kampfrobotern schlägt seit Jahren erfolgreich Vernichtungsfeldzüge gigantischer Meermonster zurück. Doch eines Tages endet die Siegessträhne des Bruderpaares. Yancy wird von einer besonders widerspenstigen Bestie gefressen und Raleigh fristet vom Verlust gebrochen ein tristes Leben auf der Baustelle. Die sich stetig häufenden Angriffe haben nämlich das Jäger-Programm an seine Grenzen gebracht, und so beschliessen die führenden Nationen, ihre Ressourcen künftig lieber in den Bau von Mauern zu stecken. Schon bald aber müssen sie erkennen, dass diese Wälle für die Killerkreaturen kaum ein Hindernis darstellen. Um die letzte Apokalypse abzuwenden, plant der Anführer des Jäger-Programms, Commander Pentecost (Idris Elba, «Luther», «Prometheus»), eine Grossoffensive auf die Erdspalte am Meeresgrund, aus der die Kaijus emporsteigen. Auch Raleigh lässt sich für den Angriff rekrutieren. Er ahnt nicht, dass Pentecosts Taktik direkt ins Verderben führt …

 

Ein Mann, eine Vision

 

Der Trailer bescherte bestimmt manchem Cineasten ein profundes WZH-Erlebnis. Doch die Freistil-Variante der «Power Rangers», der rindsköpfigsten aller Scifi-Serien, funktioniert prächtig. Optisch und inhaltlich. Weil Warner Brothers und Legendary sehr viel Geld in die Hand nahmen und sich damit an den richtigen Mann wandten. Denn wo «Battleship» einfach nur bescheuert war, «Man of Steel» aufgrund schamlosen Diebstahls bei der Konkurrenz Originalität einbüsste und schliesslich «Iron Man 3» wegen intervenierenden Studiobossen zu einer eloquenten aber klaustrophobischen Materialschlacht verkam, ist «Pacific Rim» ein Genuss aus einem Guss. Der zurecht als visionärer Regisseur geltende Guillermo del Toro machte weder den Fehler, die asiatische Franchise nüchtern zu verwestlichen, wie es etwa Roland Emmerich 1998 mit «Godzilla» tat, noch biederte er sich mit einer Hommage an. Vielmehr loteten er und Drehbuchautor Travis Beacham die Hintergründe ihrer Geschichte detailreich aus. Das Publikum wird in eine eigenständige Welt gezogen, die es zwar in Teilen schon gesehen hat, nie aber mit dieser hochauflösenden, überwältigenden Wucht. Neben den gigantischen Metallhelden und Monstern wirken Superman, Hulk und selbst die häusergrossen Transformers wie Spielzeugfiguren.   

 

Bild 1: Raleigh (rechts) und Pentecost (links) versuchen mit riesigen Kampfrobotern (Bild 2) gegen Aliens vorzugehen und wagen eine riskante Mission. (Mit Maus über Bild fahren)

 

2013 ist das Jahr der grossen Bubenfilme, in denen die Mädels froh sein dürfen, wenn sie eine Sprechrolle ergattern. Leider treten auch hier bloss zwei Frauen auf und dann nur als Co-Pilotinnen. Immerhin wird dieses Manko mit hochkarätigen Nebendarstellern kompensiert, wie beispielsweise Del Toros altem Hellboy-Weggefährten Ron Perlman, oder Charlie Day («Horrible Bosses»), der mit seinen Kaiju-Tattoos den modernen Wissenschaftler als herrlich schrillen Nerd porträtiert. Sogar dafür, dass eiserne Tierschützer keine Empathie für die Terrorviecher entwickeln, etwa nach dem Vorbild von Frank Schätzings Roman «Der Schwarm», wurde gesorgt. So sind die Seebiester kein Vergeltungsschlag von Mutter Natur, sondern fiese Aliens aus einer anderen Dimension. «Pacific Rim» ist eine mitreissende, erfrischend gut ausbalancierte, stellenweise selbstironische Actionorgie über sich windelweich prügelnde Kolosse, die Fantasy-Fans und Angestellten von Rüstungskonzernen gleichermassen die Freudentränen in die Augen treiben wird. Nicht wenige von ihnen haben ihr ganzes Leben auf diese Schlacht gewartet.  

 

  • Pacific Rim (USA 2013)
  • Regie: Guillermo del Toro
  • Darsteller: Charlie Hunnam, Idris Elba, Rinko Kikuchi, Max Martini, Clifton Collins, Charlie Day, Ron Perlman
  • Dauer: 131 Minuten
  • Budget: 190 Mio $
  • 3D: erhältlich und Pflicht
  • Kinostart Deutschschweiz: 18. Juli 2013

 

 

© 2013 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

Mike Mateescu / Di, 16. Jul 2013