Am Anfang war der Wettbewerb. Die ehrgeizige Skifahrerin Molly Bloom setzt alles daran Beste zu werden, als sie durch einen Unfall ihre Sportkarriere an den Nagel hängen muss. Der abrupte Lebenswechsel verschlägt die junge Frau nach Los Angeles, wo sie bald schon illegale Pokerrunden mitorganisiert. Die Einsätze der Spieler werden grösser und so auch der Neid auf Molly, deren «Taschengeld» ebenso stetig zunimmt. Durch einen miesen Zug ausmanövriert, startet Molly ihre eigenen Pokerrunden und gerät in eine Wirrwarr aus Geld, Macht, Abhängigkeiten und Kriminalität. Als sie bedroht und angeklagt wird, wendet sich die einstige «Poker-Prinzessin» an Anwalts Charlie Jaffey (Idris Elba). Der verspricht ihr gute Chancen, unter der Bedingung, dass sie vor Gericht ihre Pokerklientel preisgibt. Ein unmoralisches Angebot für eine Frau mit Moral.

Aaron Sorkin ist bekannt für feuerscharfe Dialoge und Drehbücher, die Herz und Hirn gleichermassen ansprechen. So verhält es sich auch mit «Molly’s Game». Mit Jessica Chastain fand er zudem eine Hauptdarstellerin, der man Molly’s Energie, Verletzlichkeit und Scharfsinn bedingungslos abnimmt. Ähnlich wie in «Miss Sloane» fiebert man als Zuschauer gespannt für die Protagonistin mit und übersieht leicht, in welch unfairem Spiel sie da mitspielt. Und wie jede wahre Schönheit besitzt auch «Molly’s Game» einen Schönheitsfleck, der diesen Film aber zugleich umso seltener macht: Sorkin verlangt dem Publikum, das ein oder andere Pokerwissen ab. Gut so, den der Film fühlt sich dadurch wie Nahrung für Hirn und Herz an. Dementsprechend wohlgenährt und zufrieden hinterlässt einem der Film. Ein wahres Filmjuwel, dass einem auch nach Filmschluss noch nachklingt.

«Molly’s Game» macht hungrig. Nach starken Frauenfiguren, guten Dialogen und tiefgründigen Geschichten. Unser Appetit ist geweckt Mr. Sorkin!

• Molly’s Game (USA 2017)
• Regie & Drehbuch: Aaron Sorkin
• Besetzung: Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin Costner, Michael Cera, Jeremy Strong
• Dauer: 133 Minuten
• Kinostart: 8. März 2018