Manchmal kommt es anders, als man denkt

Movie-Kritik: Coconut Hero
Bildquelle: 
Fillmcoopi

Der 16-jährige Mike Tyson (Alex Ozerov) lebt bei seiner Mutter (Krista Bridges) in einer kanadischen Kleinstadt. Da Mike weder einen sozialen noch einen sonstigen Lebensgrund hat, beschliesst er, sich das Leben zu nehmen. Zu seiner Enttäuschung gelingt ihm das jedoch nicht. Stattdessen erklären ihm die Ärzte, er habe einen Tumor im Kopf. Mike freut sich darüber, bis er die ältere Miranda (Bea Santos) und seinen verschollenen Vater (Sebastian Schipper) kennenlernt.

 

Die Geschichte beginnt schlagartig, man findet sich in einem gut porträtierten kanadischen Dorf wieder. Die Schauspieler überzeugen alle, besonders Sebastian Schipper (u.a. Regisseur von «Victoria») als Vater. Der Film besticht mit schönen Landschaftsaufnahmen und grundsätzlich geschmeidiger Kameraführung. Der Soundtrack ist meist hervorragend, die Filmmusik passend, bis auf zwei oder drei Szenen, in der die Musik völlig übertrieben wirkt. Das Ende des Films bringt ausserdem ein paar sehr emotionale und kathartische Momente der Hauptfigur auf die Leinwand.

 

Wer durchhält, wird belohnt

 

Bis zum letzten Drittel wirken die meisten Figuren karikaturhaft, mit Ausnahme des Vaters Frank. Das liegt auch daran, dass das Skript nicht genau weiss, was es will. Das ist nicht unbedingt unpassend, da der Hauptfigur gerade dasselbe passiert. Leider ist es etwas irritierend für den Zuschauer und, weil die Figuren während der Mehrheit des Films keine Entwicklung durchmachen, insgesamt nicht wirklich berührend. Der Humor gelingt ausserdem nur zum Teil, oft wirkt er forciert. Ebenso forciert und unpassend wirken einige Szenen, bei denen man die von den Filmemachern intendierte emotionale Reaktion beim Zuschauer schnell durchschaut. Sie kommt aber trotzdem nicht an.

 

Die Musik und der Look, den man für einen modernen Coming-of-age Film braucht, sind da. Leider werden sowohl die Geschichte als auch die meisten Figuren über den Grossteil des Films nicht spannender. Im letzten Drittel gibt es dann doch noch einige Momente, in denen alle Elemente so zusammenspielen, wie man es sich für den ganzen Film gewünscht hätte. Diejenigen, die bis dahin aufmerksam bleiben können, werden belohnt. 

 

Der Film ist nicht über alle Zweifel erhaben, dürfte aber vor allem für Fans von Filmen wie «The Perks of Being a Wallflower» oder des starken «Me and Earl and the Dying Girl» gefällige Kost sein.

 

  • Coconut Hero  (CA / DE 2015)
  • Regie: Forian Cossen
  • Darsteller: Alex Ozerov, Krista Bridges, Bea Santos
  • Laufzeit: 101 Minuten
  • Kinostart: 5. November 2015
Jonas Stetter / Mi, 04. Nov 2015