Der schöne Schein
Die Idylle trügt. Schriftsteller Marko reist mit seinem kleinen Sohn von Berlin in den ländlichen Ort, wo die Eltern und der kleine Bruder immer noch leben. Der Vater besitzt einen erfolgreichen Verlag, der Bruder ist Inhaber einer Zahnarztpraxis und die Mutter nimmt schön regelmässig die Tabletten, die sie seit Jahren bei psychischer Gesundheit halten. Sie war es auch, die die ganze Familie für ein Wochenende zusammengetrommelt hat und eine Überraschung ankündigte. Neugierig erscheinen alle in dem stattlichen Familiensitz und erwarten ein gemütliches Zusammentreffen. Die Fassade beginnt zu bröckeln.
Bild 1: Die Familie beim idyllischen Frühstück. / Bild 2: Zwei Brüder machen sich Gedanken. (Mit Maus über Bild fahren)
Die Neuigkeit, die die Mutter auf Lager hat, erfreut ihre Familie nämlich nicht so sehr wie sie selbst. Sie hat seit geraumer Zeit die Psychopharmaka abgesetzt und fühlt sich angeblich toll. Die Geschichte dreht sich. Der Zuschauer merkt, dass nicht so sehr das Leben der Mutter durch ihren Entscheid aus den Fugen gerät, sondern das ihrer Angehörigen. Da sie nun keine Rücksicht mehr nehmen müssen, lassen alle Beteiligten langsam den Mantel des schönen Scheins fallen.
Es ist eine subtile Geschichte, die Regisseur Hans-Christian Schmid und Drehbuchautor Bernd Lange auf die Leinwand bringen. Es scheint alles sehr genau gewählt. Die Landschaft, die Schauspieler, das Haus, alles ist wie auf einem Schachbrett platziert und wartet auf seinen Einsatz. So sind es auch nicht die Dialoge, die dem Publikum Aufschluss über die Situation geben, sondern vor allem die Momente des Schweigens, der Blicke und der Gesten.
«Was bleibt» ist ein Film, der noch lange nach dem Kinobesuch nachhallt und jedem einen Interpretationsspielraum offen lässt.
- Was bleibt (Deutschland, 2012)
- Regie: Hans-Christian Schmid
- Drehbuch: Bernd Lange
- Darsteller: Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Sebastian Zimmler
- Laufzeit: 85 Minuten
- Kinostart: 27. September