Liebe kennt keine Grenzen

Filmkritik: Warm Bodies
Bildquelle: 
Ascot Elite

Braucht die Welt eine Zombie-Liebesgeschichte? Ja, die Welt braucht eine Zombie-Liebesgeschichte, denn Zombie-Godfather George A. Romero liess wichtige Fragen unbeantwortet. Fragen wie «Was tun Zombies, ausser Hirne zu essen?», «Können Zombies miteinander kommunizieren, und falls ja, worüber reden sie?», «Sind sich Zombies ihrer mangelnden Körperhygiene bewusst?», «Wie reagieren Zombies, wenn man sie auf die Werke von Romero anspricht?» und so weiter. Zum Glück kommt jetzt aber die erste Zombie-Liebeskomödie (kurz ZomRomCom) in die Kinos, beantwortet einige Fragen und begründet hoffentlich ein neues Genre. Denn obwohl Zombies bereits in Komödien vertreten sind («Planet Terror», «Zombieland», «Shaun oft he Dead»), wurde ihre Innenwelt bisher nur wenig erkundet («Fido»).

 

 

Bild 1: Auch als Untoter lässt es sich schön Turteln. Dafür hat R sein gemütliches Flugzeug. / Bild 2: „Denk mal darüber nach!“ Die Zombies versuchen R Vernunft einzutrichtern. (Mit Maus über Bild fahren)

 

R (Nicholas Hoult, «About a Boy, «A Single Man») ist ein einsamer Zombie. Er lebt in einem schön eingerichteten Flugzeug, auf einem von Zombies befallenen und daher von Menschen verlassenen Flughafen. Freunde kennt er nicht, da die meisten Zombies sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Ausser M (Robb Corddry, «The Daily Show with Jon Stewart», «Grey’s Anatomy») mit welchem R gelegentlich grunzt. Es wird schnell klar, dass eine Frau in Rs Leben fehlt, doch Partnerbörsen für Zombies existieren (noch) nicht. Und die verfügbaren Kandidatinnen glänzen weder mit äusseren noch inneren Werten. Auf einer Beutejagd nach frischen Menschenhirnen begegnet R schliesslich der menschlichen Julie (Teresa Palmer, «Knight of Cups»). Es ist Liebe auf den ersten Blick für R. Gut, hat sich R das Hirn von Perry (Dave Franco, «Scrubs») - Julies Freund - geschnappt und erfährt Biss um Biss mehr über seine Traumfrau, indem er durch den Hirn-Verzehr auch Perrys Erinnerungen aufnimmt. Julie hingegen ahnt nichts von den Gefühlseruptionen, die sie bei R ausgelöst hat.

 

 

Bild 1: Referenz an die filmische Zombiegeschichte sind in «Warm Bodies« nicht immer so offensichtlich. / Bild 2: Die gernetypische Zombie-Jagd darf natürlich nicht fehlen. (Mit Maus über Bild fahren)

 

«Warm Bodies « bietet Popkultur vom Feinsten. Der Film ist schräg, amüsant, lustig und nimmt sich selbst nicht ernst. Regisseur und Drehbuchautor Jonathan Levine («All the Boys love Mandy Lane», «50/50») zauberte eine Kultkomödie, in der «Romeo und Julia» in einer postapokalyptischen Welt auf «Die Schöne und das Biest» trifft. Die erste Hälfte der Geschichte glänzt daher mit einfallsreichen Ideen, während die zweite Hälfte die Handlung vorantreibt. Diese ist nicht unvorhersehbar, aber darum geht es bei diesem Filmjuwel auch nicht. Schliesslich beruht die Geschichte auf einem Jugendroman von Isaac Marion, der für Teenager geschrieben wurde. Nichtsdestotrotz finden sich auch bei «Warm Bodies» versteckte Gesellschaftskritik und politische Seitenhiebe, wie sie aus Romeros Werken bekannt sind. Der Mix zwischen neu und alt findet sich zudem auf dem Soundtrack wieder, bei dem sich elektronische Hits mit alten Klassikern abwechseln.

 

Kurz: «Warm Bodies» ist ein gelungener Film, der sowohl eingefleischten Zombiefanatikern als auch Neueinsteigern dabei hilft ihren Z-IQ zu verbessern.

 

  • Warm Bodies (2013)
  • Regie & Drehbuch: Jonathan Levine
  • Buchvorlage: Isaac Marion
  • Besetzung: Nicholas Hoult, Teresa Palmer, Rob Corddy, John Malkovich
  • Dauer: 97 Minuten
  • Ab 21. Februar im Kino

 

Tanja Lipak / Mi, 20. Feb 2013