Kampf der Instinkte

Movie-Kritik: The Shallows
Bildquelle: 
© Sony Pictures Releasing International.

Nach dem Tod ihrer Mutter möchte Nancy (Blake Lively, «The Age of Adaline», «Gossip Girl») etwas Zeit für sich haben, um über ihr Leben nachzudenken. Den idealen Ort dafür findet sie an einem Strand in Mexiko, dessen Name ihr niemand nennen möchte. Dort möchte sie surfen gehen und all ihre Sorgen vergessen. Der idyllisch anmutende Ort wird für Nancy zu einem Kampf um Leben und Tod. Ein Kampf zweier Instinkte beginnt. Einer möchte seinen Futterplatz verteidigen, der andere sein Leben. 

 

Die Rolle der Nancy ist so angelegt, dass sie nicht nur ein hübsches Gesicht verlangt - wobei dieses vor allem bei den Nahaufnahmen sicher sehr von Vorteil ist, um das Publikum zu fesseln -, sondern auch vollen Körpereinsatz. Diesen zeigt Hollywood-Starlet Blake Lively. Sie mausert sich vom hübschen Blondchen zur taffen One-Woman-Show in weniger als einer Stunde. Diese One-Woman-Show ist gut und glaubwürdig, denn es ist keine Action-Heldinnen-Performance, sondern die einer jungen, intelligenten Frau, die sich ihr medizinisches Wissen und gute Beobachtungsgabe zu Nutzen macht und ihrer auswegslosen Situation zu entkommen versucht. 

 

© Sony Pictures Releasing International. All Rights Reserved.Am Strand ist noch alles gut. Aber bald … (© Sony Pictures Releasing International. All Rights Reserved.)

 

«The Shallows» ist ein Film, der von der tödlichen Schönheit des Meeres und der erotischen Ästhetik Blake Livelys lebt. Regisseur Jaume Collet-Serra («Non-Stop», «Unknown Identity») weiss mit dem Nervenkitzel und der Angst zu spielen und das, obwohl die Handlung von Anfang an klar ist und der Zuschauer jederzeit mit einer Hai-Attacke rechnet. Collet-Serra spielt mit der bekannten Ruhe vor dem Sturm und dem «Es ist zu ruhig, etwas wird passieren»-Element. Der Nervenkitzel ist von Anfang an spürbar. Es gibt keine sanfte Einführung in die Handlung. Wenn Nancys Füsse zum ersten Mal das Wasser berühren, spannen sich beim Zuschauer die Muskeln an. Die Filmmusik trägt einen grossen Teil dazu bei. An Land ist alles sanft und friedlich. Im Wasser adrenalin-gelanden oder bedrohlich still. Filmmusikkomponist Marco Beltrami («Carrie», «Fantastic Four») trug als stark dazu bei, dass dem Zuschauer nie wohl ist, wenn die Hauptfigur im Wasser ist. Ein Element, das schon vor 40 Jahren bei «Jaws», der Mutter aller Hai-Thriller, zum Einsatz kam. Bei «Jaws», wie «Der weisse Hai» im Original heisst, aus dem Jahr 1974 löste Steven Spielberg bei den Menschen eine Urangst aus vor der Bestie aus der Tiefe des Ozeans aus. Der weisse Hai wird als Monstrum inszeniert, das willkürlich Menschen angreift. Bei «The Shallows» wird dem Zuschauer erklärt, weshalb der weisse Hai angreift. Nancy kommt ihm unwissend beim Fressen zu nahe und der Hai fühlt sich um seine Beute bedroht.

 

«The Shallows» ist ein andrenalin-gelandener Spätsommer-Thriller, der von guter Action und purem Nervenkitzel lebt, ohne den Bogen zu überspannen. Auf jeden Fall ein Besuch wert für alle Fans von Blake Lively oder Szenen, bei denen dem Zuschauer übel wird, wenn er oder sie kein Blut sehen kann.

 


Es gibt unzählige Filme über den weissen Hai. Manche sind gut, manche weniger gut. «The Shallows» gehört zu den guten Filme. Er hat nicht den Überraschungs-Effekt von «Jaws», weil die Thematik etwas ausgeluscht ist, dennoch vermag er zu fesseln und den Zuschauer zu schocken. 

 

  • The Shallows (USA 2016)
  • Regie: Jaume Collet-Serra
  • Drehbuch: Anthony Jaswinski
  • Darsteller: Blake Live, Óscar Jaenada
  • Laufzeit: ca. 86 Minuten
  • Kinostart: 25. August 2016

 

catarina martins / Do, 25. Aug 2016