James Bond hält ein Versprechen

DVD-Kritik: James Bond - Spectre
Bildquelle: 
20th Century Fox

James Bond (Daniel Craig) ist scheinbar ausser Rand und Band und sorgt in Mexico City bei einem Alleingang für viel Aufsehen. Ein zerstörtes Haus und eine halsbrecherische Aktion mit einem Helikopter gefallen Bonds Chef, M (Ralph Fiennes), so gar nicht. Er beurlaubt den Doppel-0-Agenten kurzerhand. Doch daran denkt der nicht im Traum. Es steckt nämlich viel mehr hinter der Aktion. Denn Bond beweist Loyalität und hält ein altes Versprechen. Dafür holt er Moneypenny (Naomie Harris) und Q (Ben Whishaw) ins Boot und gemeinsam kommen sie einer Organisation auf die Schlichte, die sich Spectre nennt. Doch da ist noch ein Feind im Hintergrund, der mit der Vergangenheit von Bond zu tun hat. 

 

«Spectre» ist das vierte Bond-Spektakel mit Daniel Craig und wie man der Presse entnehmen konnte, wird es auch das letzte gewesen sein. Das ist schade, weil Craig auch in «Spectre» eine gute Figur macht. Kantig und rauh, aber mit einem weichen Kern. Der Zeitpunkt hingegen passt gut, weil «Spectre» eine Art Kreis, der mit «Casino Royale» begonnen wurde, abschliesst. Nach dem grossen Erfolg on «Skyfall» durfte Sam Mendes (Oscar® für «American Beauty») ein zweites Mal auf dem Regiestuhl Platz nehmen und die Welt um Q, M, Bond und nicht zuletzt Moneypenny dirigieren. Das Ergebnis kann sich erneut sehen lassen, wenn «Spectre» dann doch nicht ganz an den brillanten Vorgänger herankommt, so ist der Film packend inszeniert und voller Symbolik bzw. Referenze an die eigene Kinovergangenheit. 

 

Moneypenny und Q sind das Salz in der Suppe 

 

Da ist beispielsweise Max Denbigh (Andrew Scott), der Chef des neuen Centre for National Security, der nichts, aber auch gar nichts Gutes an den traditionellen Methoden der britischen Agenten lassen will. Vernetzung total ist sein Credo, was M beiläufig als «Albtraum für Orwell» kommentiert. Die Modernisierung kontra der angenehm analogen Techniken von Bond und dem MI6 schwingen als leise Kritik am Medienkonsum der aktuellen Tage mit, heroisieren die klassische Zeit der Spionage genretypisch und gipfeln im Abriss des ehemaligen MI6-Gebäudes, das bekanntlich in «Skyfall» in Mitleidenschaft gezogen wurde. So wirkt «Spectre» durch die mehreren Fäden und Meta-Ebeben im Film stets interessant und es baut sich nicht nur Spannung auf, sondern auch Neugier. Schliesslich zeichnet sich eine Art Neuanfang ab. Hoffentlich immer noch mit Ben Whishaw als Tüftler Q und Naomie Harris als Miss Moneypenny, denn die sind neben 007 das Salz in der Bond-Suppe. 

 

Was wäre Bond aber ohne die Bond-Girls. Ob Monica Bellucci dazu gezählt werden kann, muss der Zuschauer selbst entscheiden, wichtig ist ihre Rolle allemal. Dafür macht Léa Seydoux ihren Job gewohnt gut und spielt eigentlich mehr eine Art Side-Kick als ein bondtypisches Betthäschen. So sind auch die Bondgirls längst mit der Zeit gegangen. Bleibt noch der Bösewicht. Darüber darf nichts gesagt werden, das wäre schade für den Filmgenuss. Nur so viel: gespielt wird er von Oscar®-Gewinner Christoph Waltz.

Bleibt zum Schlusss noch Sam Smith. Er hat den für einen Oscar® nominierten Titelsong «Writing’s On The Wall» gesungen, geht aber im wundervoll animierten Vorspann komplett unter. Der Song ist auch eher brav und flach. Aber, naja, auch bei der Filmmusik hat ja «Skyfall» Hürden gesetzt, die nicht so leicht zu überspringen sind. 

 

«Spectre» enttäuscht nicht. Was von Bond erwartet werden darf, liefert der neue Film mit dem Agenten, der die Lizenz zum Töten hat. 

  • James Bond - Spectre (UK / USA 2015)
  • Regie: Sam Mendes
  • Besetzung: Daniel Craig, Ralph Finnes, Naomie Harris, Ben Whishaw, Léa Seydoux, Monica Bellucci, Christoph Waltz
  • Laufzeit: ca. 148 Minuten
  • Verkaufsstart: 24. Februar 2016

 

 

 

Patrick Holenstein / Sa, 27. Feb 2016