Ferdinand - Der Stier, der Blumen liebt

DVD-Kritik: Ferdinand
Bildquelle: 
© 21th Century Fox

Die Geschichte von Ferdinand ist ein Klassiker der Kinder-Literatur, aber auch des Films. Ich habe als Kind erstmals durch den 8-minütigen Kurzfilm aus dem Hause Disney mit dem gutmütigen Stier zu tun bekommen und ich dachte in den letzten Jahren oft, wieso diese liebliche Geschichte nicht längst neu interpretiert worden ist. Die Blue Sky Studios, bekannt für die «Ice Age»-Filme, haben sich nun für «Ferdinand» entschieden. 

 

Der kleine Stier Ferdinand lebt auf einer Ranch in Spanien, auf der Tiere für die Stierkampfarena in Madrid ausgebildet werden. Die Nachwuchs-Stiere eifern ihren mächtigen Vätern nach, hauen ihre kleinen Hörner gegeneinander und markieren die starken Rinder. Schliesslich wollen sie alle irgendwann in die Arena, da sie sonst irgendwann im Schlachthaus zu enden drohen. Nur auserwählte Stiere dürfen sich dem Kampf mit den Toreros stellen. Doch sie kehren einer nach dem anderen nicht mehr zurück. Der Vater von Ferdinand muss sein Leben ebenfalls im Staub der Arena lassen. Für Ferdinand ist das der Moment, um von der Ranch zu fliehen. Der junge Stier ist so gar nicht bereit für den Kampf und riecht lieber an Blumen. Er nutzt die Gunst der Stunde und läuft weg. lIn Freiheit trifft er auf Nina und ihren Vater, die Ferdinand sofort adoptieren. So wächst er umringt von Blumen zu einen beeindruckenden und zufriedenen Stier heran. Bei einem Blumenfest wird Ferdinand jedoch unglücklich von einer Biene gestochen und richtet im Dorf viel Schaden an. Die Menschen fürchten sich plötzlich vor Ferdinand. Nina und Ferdinand werden getrennt und er zurück auf die Ranch gebracht, von der er geflohen ist. 

 

Flucht mit Igel und Ziege

 

Ferdinand macht das Beste aus der Laune des Schicksals. Inzwischen hat sich aber auf der Ranch viel geändert. Neben den Stieren, mit denen Ferdinand aufgewachsen ist und die ihn stets ausgelacht haben, mischt eine leicht durchgeknallte Ziege mächtig mit. Elvira will Ferdinand sogar für die Arena trainieren. Doch daran denkt der Stier mit dem liebevollen Gemüt nicht im Traum. Es kommt, wie es kommen muss, und Ferdinand wird für die Arena in Madrid ausgewählt. Für ihn ist das der Zeitpunkt endgültig zu fliehen und dieses Mal ziehen alle mit, inklusive der Ziege und drei schlitzohriger Igel, die auf der Ranch leben. Nur der Rancher hat damit ein Problem und jagt der Truppe nach. 

 

Ferdinands grosse, blaue Augen sagen im Grunde schon, dass der Stier keiner Blume etwas zu Leide tun kann. Die Animationskünstler haben da eindrückliche Arbeit geleistet und dem Stier aus dem Kinderbuch von 1936 ein zeitgenössisches Aussehen gegeben, das die zeitlose Moral von der friedlichen Existenz leuchtend unterstreicht. Die Animationen sind flüssig und oft hervorragend inszeniert. Beispielsweise wenn Ferdinand traurig in seiner Box sitzt und der Mondschein durch ein kleines Fenster fällt. Aber auch bei Action-Szenen wirkt das Bild stabil und glasklar. 

 

Der «Blümchen-Stier» ist die Seele des Films 

 

Zwar ist die Geschichte bekannt, aber das mindert den Spass nicht. Zumal die Macher sie leicht modernisiert haben und - wenn auch subtil - Kritik am Stierkampf Platz bekommt. Zudem trägt der narzisstische, arrogante Torero den Namen Ronaldo bestimmt auch nicht zufällig. Die Grundgeschichte wurde belassen, zumal sie zeitlos ist und selbst wenn das Buch dazu schon über 90 Jahre alt ist, die Aussage ist universal, quasi «liebt Blumen, nicht den Tod». Die neue Verfilmung von «Ferdinand, der Stier» trägt den Untertitel «Ferdinand geht STIERisch ab». Viel konstruierter geht es kaum. Ein friedlicher Stier, der keiner Seele etwas antut, geht tierisch ab? Manchmal fragt man sich, woher die unsägliche Angewohnheit kommt, in Deutsch so schräge Zusatztitel zu vergeben. Dem Film aber schadet es aber keineswegs, denn der ist augenzwinkernd, detailreich erzählt und die Pointen und Dramen halten sich die Waage. Immerhin wurde er für einen Oscar® als bester animierter Film nominiert, musste sich aber «Coco» geschlagen geben.

 

Viel Kritik gibt es bei «Ferdinand» nicht. Ein, zwei Logiklöcher und die Side-Kicks, die doch stark an die «Ice Age»-Gaglieferanten erinnern. Während die Logik nur etwas grosszügig gedehnt wird, kann die Ziege Elvira, die in ihrer Art doch sehr an Wiesel Buck aus «Ice Age» erinnert, schon nerven und die drolligen Igel in «Ferdinand» sind ebenfalls nahe bei den Oppoums aus «Ice Age». Aber Kinder werden viel Spass am dem kleinen Gesellen haben. Über allem thront jedoch der «Blümchen-Stier», wie Ferdinand im Film genannt wird und der trägt den Film locker auf seinen breiten Schultern. Kleine Details machen den Film zudem spannend. So wirkt die Schlachtfabrik, die auf einem Hügel direkt neben der Ranch steht, wie aus der Zeichentrickverfilmung von «Animals Farm». Kann Zufall sein, muss aber nicht. 

 

Mit «Ferdinand» gelingt es, einem Kinderbuch-Klassiker ein liebliches, animiertes Kleid zu geben und die Geschichte so für eine neue Generation zu erhalten.  

  • Ferdinand - Geht STIERisch ab! (USA 2017)
  • Regie: Carlos Saldanha 
  • Laufzeit: cs. 108 Minuten
  • Verkaufstart: 29. März 2018 

 

Bäckstage Redaktion / Fr, 06. Apr 2018