#femalepleasure

Movie-Kritik: #FemalePleasure
Bildquelle: 
© Filmcoopi Zürich AG

Ein Mann schaut einer Frau zwischen die Beine, welche mit ihrem Gesäss in seiner Richtung oben ohne gebückt am Boden kniet. Zwei Männer zerren an einer Frau in einem knappen Kleid und küssen sie scheinbar gegen ihren Willen auf einem Sofa. Eine Frau ist über die Lehne eines Sofas gebückt, ihr Gesäss nach hinten gestreckt. Ihr Gesicht ist errötet, sie trägt nichts anderes als ein Paar Hotpants.

 

Mit diesen Bildern beginnt «#FemalePlasure», der Dokumentarfilm der Schweizerin Barbara Miller. Es sind Bilder aus der Werbung, die visuell gleich von Anfang an das Thema der Geschlechterrollen und der körperlichen Ausbeutung von Frauen durch Männer präsent machen. Der Film begleitet fünf Frauen aus den Ländern Deutschland, Grossbritannien, Indien, Japan und USA. Auf ihre eigene Weise kämpft jede dieser Frauen gegen patriarchale Strukturen, die die Gesellschaft prägen und das Freiheitsgefühl von Frauen einschränken.

 

Eine grosse Stärke des Films ist die Fülle an verschiedenen Schicksalen, die erzählt werden. Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft und den ungleichen Werdegängen sind alle fünf Frauen von einem globalen Problem betroffen. Besonders eindrücklich sind Momente der Konfrontation und Aufklärung von Männern durch die Protagonistinnen. So sucht Vithika Yadav in Neu-Delhi das Gespräch mit alten religiösen Anführern und Rokudenashiko erklärt die Anatomie und Bedürfnisse von Frauen der japanischen Bevölkerung durch skurrile Kunst. Am meisten unter die Haut geht jedoch eine Szene, in der Leyla Hussein einer Gruppe von jungen britischen Muslimen, die eigentlich Befürworter der weiblichen Beschneidung sind, an einer übergrossen Attrappe den Ablauf einer solchen Genitalverstümmelung zeigt.

 

Eine klare Schwäche des Films ist hingegen die unkritische Haltung, welche eingenommen wird. Besonders im heutigen politischen Klima ist es alles andere als einfach, in einem Film über weibliche Ermächtigung (oder zumindest Gleichberechtigung) auf potentielle negative Auswirkungen von solchen Bewegungen einzugehen. Barbara Miller präsentiert die Entwicklungen der Frauen in einem ausschliesslich verherrlichendem Licht. Trotz der klaren – und wichtigen – Botschaft ist der Film stellenweise eher unfokussiert und verweilt teilweise zu lange auf wenig relevanten Aspekten der Leben der Protagonistinnen.

 

Ein Dokumentarfilm, der seine zeitgemässe und wichtige Botschaft etwas zu einseitig vermittelt.

 

  • #FemalePleasure (2018)
  • Regie und Buch: Barbara Miller
  • Personen: Deborah Feldman, Leyla Hussein, Rokudenashiko, Doris Wagner und Vithika Yadav
  • Laufzeit: 97 Minuten
  • Kinostart: 15. November 2018

 

Jonas Stetter / Do, 15. Nov 2018