Oasis - Gallagher von Kopf bis Fuss

Movie-Kritik: Oasis - Supersonic
Bildquelle: 
Ascot Elite Entertainment Group

Die Brüder Liam Gallagher und Noel Gallagher sind zu Beginn der 90er-Jahre noch Asis aus Manchester. Sie gründen eine Band und scheinen nur noch das Rockstar-Leben im Kopf zu haben. Für die Menschen um sie herum – mit Ausnahme ihrer Mutter – scheinen sie sich nicht zu interessieren, Drogen und Spass stehen im Vordergrund, die Musik ist zumindest anfangs sekundär. Wie die beiden Brüder zu Rockstar-Asis wurden und 1996 den Höhepunkt mit dem legendären Doppelkonzert in Knebworth erreichten, erzählt «Supersonic».

 

Der Aufbau des Filmes ist einfach: Er zeigt Originalaufnahmen aus der Anfangszeit von Oasis bis zum Gipfel 1996. Ähnlich wie im letztjährigen Film «Amy» erzählen Mutter, Bruder, Bandmitglieder, Freunde und Roadies von ihrer Zeit mit Oasis und vor allem von den berüchtigten Brüdern. Aber auch Noel und Liam selbst, die beide als Produzenten agierten, kommentieren die damaligen Geschehnisse passioniert. Oft kommen offene Wunden und enttäuschte Hoffnungen beider Seiten zum Ausdruck. Ob sich die beiden Brüder nun hassen oder lieben, bleibt offen – sie wissen es wohl selbst nicht recht. Man bekommt einen Einblick in die zerbrochene Familie.

 

Die emotionale Seite von Noel

 

Dass die beiden Brüder mit ihrem skandalösen Benehmen im Mittelpunkt des Geschehens stehen, ist unabdinglich. Oasis ist mit den Gallagher-Brüdern synonym. Das Material, das der Regisseur zur Verfügung stellt, ist hervorragend zusammengeschnitten und den erzählenden Stimmen perfekt angepasst. Auch die kleinen Animationen, die benutzt werden, wenn die Brüder gerade eine Episode nacherzählen, zu der es wohl kein Filmmaterial gibt, passen gut in die Stimmung des Films. Die Anekdoten sind oft von so schmuddeligem Charakter, dass man gleich unter die Dusche steigen will, sobald man nach Hause kommt. Die dazwischen eingespielten Lieder zeigen klar, dass der Rock die zwanzig Jahre gut überstanden hat und Oasis auch heute noch als einflussreiche Band – man denke an Bands wie Kasabian – gelten muss. Die ruhigen Songs mit dem dazugehörigen Kommentar illustrieren die emotionale Seite von Noel und gehen in diesem Kontext unter die Haut. 

 

Am Ende trauert man doch etwas um die Beziehung der beiden Brüder, die sich zwar nicht ausstehen können, aber in ihrer verrückten Kombination auf einen grünen Zweig gekommen sind. Dieser letzte Teil der Trennung wird einem leider vom Film vorenthalten, der seine letzten zwanzig Minuten problemlos in das Ende der Band hätte investieren können. Regisseur Mat Whitecross geht aber wohl davon aus, dass man dieses wohl schon kennt. Trotzdem wäre es befriedigend gewesen, beobachten zu können, worauf das Drama hinausläuft.

 

Ein spannendes Porträt einer brüchigen Beziehung zweier Brüder. Ausgezeichnet zusammengeschnitten und natürlich: Super Musik!

 

  • Oasis – Supersonic (UK 2016)
  • Regie: Mat Whitecross
  • Darsteller: Noel Gallagher, Liam Gallagher
  • Laufzeit: ca. 90 Minuten
  • Kinostart. 27. Oktober 2016 ausserdem ist der Film zeitgleich auf DVD erhältlich

 

 

Jonas Stetter / Do, 27. Okt 2016