Der Terminator und E.T. stehen in Zürich

In der Filmsammlung von Roman Güttinger
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Ein einfaches Tor liegt unscheinbar in einem Keller mitten in Zürich und es führt in eine fantastische Welt. Wenig spektakulär, fast bieder wirkt der in industriellem Grau gehaltene Lagerraum, der Besucher empfängt, wenn sie die Sammlung von Roman Güttinger besuchen und mit Glück einen Hauch Filmkunst erstehen möchten. Wenn sich das Tor zum Schatz öffnet, glänzen Augen, bleiben die Münder offen, staunen die Menschen. Völlig zurecht - man könnte sich in diesem Raum aus Ehrfurcht vor der Filmgeschichte komplett verlieren.

 

Man betritt ein Sammelsurium aus Filmrequisiten und -andenken. Rechts grüsst C-3PO in Lebensgrösse, direkt vor der Nase bittet E.T. um ein Telefon und Hellboy ist wie üblich rot im Gesicht. Neben Yoda steht Jack Sparrow in voller Pracht, weiter hinten ragt ein Modell von Darth Vader empor, Fuchur aus «Die unendliche Geschichte» setzt zum Flug an, der Terminator schaut grimmig neben Darth Maul, Saurier aus «Jurassic Park» reissen das Maul auf, Boba Fett – oder ein anderer Mandalorianer – bewacht Indiana Jones, Batman und den Joker und dazwischen steht ein kleines, aber schickes Modell des DeLorean aus «Zurück in die Zukunft». Wer es blutiger mag, findet eine hochwertiges Modell einer weibliche Zenobit-Kreatur sowie den ikonischen Würfel aus «Hellraiser», Michael Myers, Jason Vorhees oder Requisiten aus diversen Filmen aus dem fantastischen Genre wie etwa einen Wurm aus «Tremors» oder verschiedene Versionen des Aliens aus dem gleichnamigen Kult-Film. Man könnte diese Liste stundenlang weiterführen.

 

H.R. Giger als Türöffner

 

«Alien» spielt sowieso eine grosse Rolle für Roman Güttinger. Seit 30 Jahren sammelt der Filmliebhaber, der hauptberuflich im Verkauf bei einem Zürcher Filmverleih arbeitet, und ist nicht zuletzt durch das Wesen aus einer anderen Welt gut vernetzt. «Angefangen hat alles mit dem Sammeln von Horrorfilmen auf VHS», erzählt Güttinger. So mit 18 Jahren hat er H.R. Giger kennen gelernt, den legendären Schöpfer des Aliens aus dem Film «Alien», wofür Giger einen Oscar® gewann. Über 20 Jahre war Güttinger mit dem grossen Meister befreundet, bis zu dessen Tod. Anfangs liess er sich schon mal ein Autogramm geben, aber mit der Zeit wurde die Freundschaft wichtiger. «Dank ihm haben sich durchaus Türen geöffnet, weil er im Ausland wie ein Gott verehrt wurde», sagt Güttinger und führt weiter aus: «So bin ich in Kontakt mit Leuten gekommen, die mich ohne den Einfluss von Giger kaum ernst genommen hätten. Ich habe aber H.R. Giger im Gegenzug viele Leute vorgestellt, die an späteren Filmen der «Alien»-Reihe oder an «Species» gearbeitet haben.» Güttinger hat zu jener Zeit bei der Firma Ericsson gearbeitet und Giger immer wieder Material wie industrielle Elektro-Komponenten organisiert, die Giger in seine Werke eingebaut hat.

 

Manchmal passiert es, dass die Nachfrage nach Replikas plötzlich steigt. Als beispielsweise Disney+ die Serie «The Mandalorian» zeigte, wollten alle Grogu, den kleinen Yoda, haben. Da könnte man vorsorglich kaufen, um ein Geschäft zu machen, aber die Konkurrenz ist riesig, importiert teilweise grosse Mengen mit Händlerrabatt für den Spielwarenhandel. Irgendwann kommt man nicht mehr mit und das will Roman Güttinger gar nicht. «Ziel ist es nicht unbedingt, Gewinn zu erzielen. Ich habe sieben Yodas und 5 E.T.’s  in Originalgrösse und würde keinen davon verkaufen», erzählt er. Manchmal unterscheiden sich die Sammelstücke in der Qualität oder sind Nachbildungen. Das ist für Güttinger aber halb so wild: «Ich mag lieber, wenn etwas authentisch aussieht, aber es muss nicht unbedingt ein Original sein».

 

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4 Lagerräume und eine Ausstellung, die in Frauenfeld steht, umfasst seine Sammlung. Roman Güttinger verkauft aber nur wenig, zu sehr hängt sein Herz oft ideologisch an den Stücken. Gerade an Sachen, die er lange und intensiv gesucht oder schon als Kind damit gespielt hat, hängt er. Das kann ein kleiner R2-D2 aus einem Überraschungsei sein, den er nicht verkaufen würde, weil er Freude daran hat und das erneute Suchen nach so einer Figur sehr aufwändig wäre. «Ich bin Sammler nach dem Lustprinzip», betont Güttinger. Aber er hilft gerne, wenn jemand ein besonderes Stück sucht und aktiviert sein Netzwerk. Wer gerne selbst einen Eindruck gewinnen möchte, kann das zweimal im Jahr an der Filmbörse im Volkshaus (nächstes Mal am 19. November 2023) tun oder Roman Güttinger über www.movieprops.ch kontaktieren. Er öffnet nach Absprache gerne seine Sammlung.

 

Manchmal passiert es auch ihm, dass er nach langer Suche ein begehrtes Model erstehen kann. Ein gutes Beispiel dafür ist die lebensgrosse Alien Königin aus den «Alien»-Filmen. Sechs Jahre hat er danach gesucht. «Da musste ich Sachen tauschen, sonst hätte ich mir die Königin gar nicht leisten können», erzählt er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Aber es hat sich gelohnt. Immerhin ist das Modell volle zwölf Meter lang und ein Prunkstück der Sammlung. Zudem markiert sie durch die persönliche Geschichte eine Art Kreis zu H.R. Giger, der sich geschlossen hat.

 

Verkehrshaus wollte Batmobil nicht

 

Ein langgehegter Traum des leidenschaftlichen Filmfans und Wächters über eine beeindruckende Sammlung wäre ein Museum, wo Originale und viele der raren und besonderen Stücke, die teilweise aus den originalen Abgussformen der Filme stammen, präsentiert werden könnten. «Ich hätte bereits genug Material für diverse Sonderausstellungen», erzählt Roman Güttinger. «Autogramme sammle ich immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich vielleicht irgendwann für ein Museum Bildmaterial benötigte», ergänzt er lachend. Fast hätte es einmal geklappt, weil eine Liegenschaft in Winterthur verfügbar gewesen wäre, aber die Finanzierung kam letztlich doch nicht zustande. Hier passt eine Anekdote gut. «Ich hatte einmal ein  lebensgrosses, aber nicht mehr funktionierendes Batmobil aus «Batman Forever» gekauft und habe es dem Verkehrshaus in Luzern als Dauerleihgabe angeboten, wenn sie sich an den Transportkosten aus den USA beteiligt hätten», erzählt Güttinger. Geklappt hat es aber nicht, also hat er es mit rund 500 Dollar Gewinn in den USA verkauft. Für interessante Momente hätte der Transport aber vermutlich sowieso gesorgt. «Weil die Masse zu gross gewesen wären, hätte man es per Schiff nach Rotterdam und dann als Spezialtransport mit Polizeieskorte über die Strasse in die Schweiz bringen müssen», unterstreicht Roman Güttinger. Der Gedanke, dass Batmans Auto auf der Autobahn nebenan fährt, ist schon witzig.

 

Die Sammlung von Roman Güttinger ist beeindruckend, speziell für Fans des fantastischen Films bzw. dem Horror-Genre. Er besitzt aber auch eine grosse Sammlung an Autogrammen oder Erinnerungen an die Bondfilme. Am besten eintauchen und sich selbst ein Bild machen. Dazu weiss Roman Güttinger mit seinem Wissen sehr viel Hintergrundinfos und Geschichten zu erzählen. Er sammelt aus Leidenschaft, liebt aber auch schlicht das Medium Film. «Mein Hobby verschlingt fast so viel Zeit wie ein Vollzeitjob», sagt Roman Güttinger. Mit so viel zeitlicher Investition hat er über Jahrzehnte eine beeindruckende Sammlung aufgebaut, die Hoffentlich irgendwann in einem Museum betrachtet werden kann.

 

 

* Dieser Artikel ist Teil einer Textpartnerschaft mit den Lokalzeitungen von zuerich24.ch. 

 

Bäckstage Redaktion / Do, 09. Nov 2023