Erdrückende Liebe

Buchkritik: Ewig Dein

Von Birgit Steinger- Sörensen

Diesmal habe ich mir eine Lektüre von Daniel Glattauer ausgesucht – ein Autor, von dem ich bislang noch nichts gelesen hatte. Die Story beginnt, wie so viele, von einer beginnenden Liebe. Doch sie endet nicht so, wie es die meisten tun…

 

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne…

Judith, eine Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht, lernt den smarten und rücksichtsvollen Hannes kennen. Erst zögert sie noch, ist sich nicht sicher, ob er der Richtige ist. Doch Hannes überzeugt nicht nur sie, ihre Familie und Freunde sind schlichtweg begeistert von ihm. Aber rasch wird ihr sein Klammern zu viel, sie bekommt keine Luft mehr, wird erdrückt von seiner Liebe:

«Sie wunderte sich über sich selbst. Wollte sie je auf Händen getragen werden? (Nur von ihrem Vater.) Wollte sie von jemandem in den Mittelpunkt des Universums gerückt werden? (Nicht einmal von ihrem Vater.) Wollte sie die Auserwählte sein? (Nein, sie wollte eigentlich immer selber auswählen.) Ja, genau, das war ihr Problem. Hannes liess ihr keine Wahl. Er wählte. Er war ihr immer drei Schritte voraus. Das hiess: Sie kam nicht dazu, gezielte Schritte zu setzen. Sie stolperte den Geschehnissen hinterher. Sie war im Schlepptau seiner emotionalen Hochgebirgstouren.
Was ihr ein bisschen Angst machte: In die Richtung, die er vorgab, ging es nicht mehr viel weiter. Ihr war der Kurs zu steil.»

 

…doch keine Illusion währt ewig

Hannes kann eine Trennung nicht akzeptieren und zeigt sein wahres Gesicht, aber nicht alle erkennen das…

Stalking – ein modernes Thema, welches der Autor gut umgesetzt hat. Die Geschichte zog mich so in seinen Sog, dass ich das Buch erst wieder atemlos weglegen konnte als ich es durch hatte. Glattauer versteht es, Spannung zu erzeugen und diese auch durch das ganze Buch hindurch aufrecht zu erhalten. Der Österreicher besitzt einen feinen Humor, den ich ganz besonders mag. Er lässt umständliche „Schnörkel“ weg, so dass beispielsweise in einem Dialog der Stimmenwechsel nur mit „er“ und „sie“, oder mit den Namen, angezeigt wird, was Tempo erzeugt. Hannes ist eine nicht durchschaubare Person, man kann nicht ahnen, in welche Richtung die Story gehen wird. Das macht sie besonders spannend.
Ab jetzt ist Daniel Glattauer auch mir ein Begriff und ich werde all seine Bücher lesen.

 

Daniel Glattauer wurde 1966 in Wien geboren. Er studierte Pädagogik und war zunächst Hobby-Literat, -Liedermacher und Kellner, später Journalist: zuerst Redakteur bei der Presse, dann zwanzig Jahre lang Autor bei der österreichischen Tageszeitung «Der Standard».
Er hat schon mehrere Bücher veröffentlicht und bereits über drei Millionen Exemplare weltweit verkauft. Mit seinen beiden Romanen «Gut gegen Nordwind» (2006) und «Alle sieben Wellen» (2009) gelangen ihm zwei Bestseller, die in zahlreiche Sprachen übersetzt und auch als Hörspiel, Theaterstück und Hörbuch zum Erfolg wurden. 2006 wurde «Gut gegen Nordwind» für den Deutschen Buchpreis nominiert.

 

 

  • „Ewig Dein“ von Daniel Glattauer
  • Deuticke Verlag Wien
  • 2012 Hardcover
  • 206 Seiten
Roman Rey / So, 26. Feb 2012