Eine käsige Geschichte

Buch: Enitta Carrigiet & Das Zombie-Fondue

Text von Jasmin Camenzind

 

Ziemlich viel nimmt sich Mike Mateescu in seinem Züri-Krimi vor. Seine Helding Enitta „die Kleine“ Carrigiet, kratzbürstige, verboten humorlose und grundlos erfolgreiche, dabei gutaussehende Privatdetektivin – und ja, ursprünglich aus dem Bündnerland -  muss den fiesesten Drogenring, der je die unschuldigen Zürcher Nachtkinder mit seinen Giftmischereien bedroht hat, auffliegen lassen, was ihr selbstverständlich gelingt, dann in einer spektakulären Aktion die Streetparade retten, endlich wieder einen Liebhaber auftreiben (den exotisch seriösen und irgendwie doch wahnsinnig charmanten Stapo-Beamten Andreas oder doch lieber den dauerüberarbeiteten Konzerveranstalter-Langzeitstudent-Velokurier Felix mit den strammen Wädli?), ihre verschollene Schwester Janita finden und in diesem ganzen Tohuwabohu annähernd legale? Mengen Milchkaffee runter stürzen (auf Rechnung ihrer Auftraggeber, versteht sich).

Ok, von vorn. Felber, seines Zeichens Organisator der Streetparade 2011, bekommt Wind von einer neuen Droge, die bereits in Umlauf sein und schon mehrere Teenies ins Koma befördert haben soll. Wenn an den Gerüchten was dran ist, bedeutet dies akute Gefahr für die Streetparade, denn Zürichs Polizeivorsteherin ist nicht zimperlich, wenn es darum geht, Bewilligungen für Grossanlässe zu entziehen. Also engagiert Felber die junge Privatdetektivin Enitta, der es auch tatsächlich mit viel Glück und vielen Kontakten in der Zürcher Szene gelingt, eine Probe der neuen Droge aufzutreiben. Diese wird den unschuldigen Opfern in Form von „Zombie Fondue“ verabreicht. Im Labor kann man nichts wahnsinnig Gefährliches darin entdecken und Enitta könnte sich eigentlich wieder ihrem  laschen Liebesleben und ihrem Hund widmen, aber wie es der Zufall will, strauchelt sie mir nichts, dir nichts, ausgerechnet während eines Dates, direkt ins Labor der Appenzeller Drogenmafia. Doch auch jetzt ist Zürich noch nicht gerettet. Am grossen Tag sieht niemand ausser Enitta die Zusammenhänge und nur sie allein kann die übelriechende Fondueflut, die die Feiernden zu verschlingen droht, noch aufhalten…

 

Das literarische Panorama von Zürich ist gut getroffen.


Ähm, ja. Ernst nehmen kann man das nicht. Und schliesslich muss auch nicht immer alles ernst sein. Lachen tut gut und das kann man bei der Lektüre von „Das Zombiefondue“ tatsächlich hin und wieder laut tun, was vor allem dem immer wieder aufflackernden Wortwitz des Verfassers zu verdanken ist. Vielleicht sollte er es mal in der Werbung versuchen. Oder in der Tourismusbranche. Wer mit Krimis nichts anfangen kann, kann das Buch auch einfach als Reiseführer lesen. Als sehr exklusiven, sehr szenigen Reiseführer natürlich. Da werden einem all die wunderbaren, alternativen Hotspots des urbanen Zürich schmackhaft gemacht, vom Helsinki über die Josefswiese bis zum Maison Blunt. Bisweilen klingt das schon ein bisschen, als hätte man da einer abschnittweise Schleichwerbefläche verkauft. Andererseits ist das literarische Panorama, das der Krimi von Zürich und seinen Bewohnern zeichnet, durchaus ziemlich gut getroffen.


Gut wär einfach gewesen, wenn man es bei einer leicht abgedrehten Story und ein bisschen Züri-Schwärmerei belassen hätte. Die Ausflüge in Enittas Psychologie (Unterforderung in der Schule, Sexismus am Arbeitsplatz etc.) oder die sozialphilosophischen Belehrungen (warum werden alle tollen Bars irgendwann von Allerweltsgesichtern überspült) wären nicht nötig gewesen. Eben, da hat sich einer ein bisschen viel vorgenommen.
Langweilig wird es aber trotzdem nicht. Die Story plätschert angenehm dahin, ab und an ein Schmunzeln und eigentlich nimmt es einem ja doch wunder, in welchen Laden Enitta als nächstes geht. Schliesslich könnte man ja jederzeit eine neue Bar oder einen Club entdecken, jedenfalls einen Ort, den man noch nicht kennt und hoffen, dass es ihn noch gibt - und dass er genauso  cool ist wie im Buch beschrieben.

 

  • Enitta Carigiet & das Zombiefondue
  • Autor: Mike Mateescu
  • Das Buch gibt es via Lulu.com
Patrick Holenstein / So, 21. Okt 2012