«Kyburg Sonata»: Ein Sturm der Gefühle in drei Sätzen

Lakiko - «Kyburg Sonata»
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Pressebild Lakiko / © Oliver Look

Was ist Originalität und Kreativität und gibt es so etwas überhaupt? Diese philosophische Frage stellte sich die klassisch ausgebildete Luzerner Cellistin Lakiko und wagte die Suche nach Antworten. Entstanden ist eine EP, die «Kyburg Sonata», mit der die Künstlerin spannende Erkenntnisse präsentiert. Die Sonate war Teil der Kyburgiade 2019, daher der Name.

 

Die EP besteht aus drei Sätzen, die sich allesamt um Sprache und – wenn man so will – kulturhistorische Momentaufnahmen drehen. Aber an erster Stelle steht eine junge Frau im Fokus. Lakiko spielt das Cello klassisch, wenn es passt. Etwa im ersten Satz. Sie lässt es aber auch flirren und hypnotisch irren, wenn es im dritten Satz eine trunkene Nacht im Club und das damit verbundene Aufwachen thematisiert. Das Cello wird dabei zur klangvollen Illustration und deckt Emotionen und Empfindungen clever und intuitiv ab. Das unterstreicht, wie viel Gedanken sich Lakiko für ihre Musik macht.

 

Lakiko - «Let Us Dream»

 

Sie selbst vergleicht die Herangehensweise mit dem Spielen mit Lego-Steinen. Denn in den drei Sätzen der EP erbaut sie aus bereits bestehenden Werken ihr eigenes Gebilde. So wird im ersten Satz «Let Us Dream» zu Beginn in Französisch gesungen, von dynamisch reduzierten Klängen begleitet, bis sich das Cello fast poppig aufbäumt und in eine industrial-rhythmische Interpretation von Goethes «Erlkönig» leitet, um kurz darauf mit glasklarer und verträumter Stimme von Ravel und Rachmaninow säuselnd das Stück wieder französischsprachig zu beendet. Satz eins zeigt wie talentiert Lakiko neben dem Cellospiel ihre Stimme beherrscht.

 

Satz zwei der EP heisst «Italian Spring» und ist Vivaldis «Vier Jahreszeiten» gewidmet, natürlich stilsicher in Italienisch gesungen. Es ist der entspannte Mittelteil der EP, wenn man so will, knapp fünf Minuten voller Klassik zum Träumen. Bis es dann in eine atemberaubende Nacht, dem Titel «Night», mit Elektrobeats, ausgeflipptem Cello, gurrendem Gesang und dem wilden Ritt durch eine Partynacht geht. Auffällig sind dabei die rätoromanische Sprache und die geschickten Übergänge in der Dramaturgie.

 

Lakiko hat international schon viele Konzerte gespielt und sich einiges an Erfahrung in ihrer Musik erarbeitet. Für das neue Projekt hat sie sich einen Berg an Ideen überlegt und war schlicht gezwungen, sich selbst Regeln zu setzen, sprich zu reduzieren. So hat sie sich monatelang in die Stücke vertieft, hat Elemente weggelassen und sich so die EP erarbeitet. Dass sich die Musikerin die Entstehung nicht leicht gemacht hat, glaubt man in den Stücken deutlich zu hören. Mit «Kyburg Sonata» gelingt der Luzerner Künstlerin ein Werk in drei Akten, das dramatisch hervorragend funktioniert, gefangen nimmt und von den Konsumenten durchaus Aufmerksamkeit fordert, dafür aber einen emotionalen Sturm schenkt. Aber jeder Satz für sich ist aussagekräftig genug, um alleine zu stehen. Dazu kommt, dass die Klangwelt von Lakiko durchaus noch Facetten versteckt hat, die man auch bei mehrmaligem Hören noch entdecken darf. So bringt sie in die klassisch basierte Musik neue Ideen, klingt frisch und voller Energie und kreiert Songs, die wie das Leben sind: mal ruhig, mal elektrisierend und überdreht, mal zufrieden. 

 

Die «Kyburg Sonata» zeigen wie geschickt die ausgebildete Cellistin und Sängerin Lakiko mit der Musik umgeht und ihre Vision packend in Klänge umsetzt.

 

 

Bäckstage Redaktion / Mi, 06. Nov 2019