Wir wollen nicht auf den Goodwill der Leute angewiesen sein.

Interview mit Lo&Leduc
Brachten den Rap nach Zermatt
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Pressebild / © Lo&Leduc

Mitten in der wunderschönen Zermatter Bergwelt setzten sich Lorenz Häberli und Luc Oggier alias Lo&Leduc mit Bäckstage hin und sprachen über die Zusammenarbeit mit Patent Ochsners Büne Huber, wieso sie für das Unplugged-Festival ihr Bandkonzept radikal ändern mussten und wie es sich anfühlt, vor den Fantastischen Vier auf der Bühne zu stehen.

 

Wie seid ihr auf die New Talent Stage gekommen?

Das haben wir unserem Manger Jony zu verdanken. Also es war so: Wir waren in Brig. Dort haben wir wie immer Songs geschrieben. Weiss der Teufel, warum wir das immer in Brig machen, vielleicht weil uns da nichts ablenkt. Auf jeden Fall haben wir von dort den Zug nach Zermatt genommen. So sind wir hier gelandet (lacht). Warum wir aber hier gebucht wurden, wissen wir nicht. Es freut uns natürlich, aber das sind Machenschaften, deren Strukturen wir nicht ganz durchschauen.

 

Was ist speziell an diesen Auftritten hier?

Wir haben noch nie in dieser Formation gespielt. Das ist etwas Neues, was wir sowieso aufziehen wollten. Es ist eine absolute Premiere für uns. Insofern hat das den Ausschlag gegeben, an den Unplugged-Versionen der Songs zu arbeiten. Vom Konzert her ist es ebenfalls etwas Neues für uns. Will heissen, so was ist sicherlich untypisch für eine Band wie uns, die im Rap-Genre zu Hause ist. Und wir erhoffen uns von diesen Auftritten natürlich, neue Leute für unsere Musik zu gewinnen, die uns unter anderen Umständen vielleicht nicht anhören würden. 

 

Was genau habt ihr an euren Songs geändert, um sie hier zu spielen?

Normalerweise spielen wir mit einer aus neun Leuten bestehender Liveband. Das wäre auf den kleinen Bühnen hier nicht möglich gewesen. Die Band spielt zudem eher elektronisch, was wiederum nicht so gut zum Zermatt Unplugged gepasst hätte. Um dem Unplugged-Ambiente gerecht zu werden, haben wir die Band ziemlich reduziert. Wir spielen mit unserem Pianisten, dem Gitarristen und Tausendsassa Lukas Iselin und unserem Schlagzeuger Christian Maurer. Dazu haben wir so ein ominöses Loopgerät, das einen ganz eigenen Sound produziert. Die reuzierte Instrumentalisierung hilft den Zuhörern, die Texte besser zu verstehen, was bei Rap ja immer wieder ein Problem ist. 

 

Musstet ihr lange üben, um in dieser Formation spielen zu können?

Wir hatten das Glück, letzten Sommer viele Konzerte zu spielen. So konnten wir vom Setting und Arrangement her das meiste übernehmen. Wir hatten also das Fundament schon und mussten dies lediglich ein wenig erweitern beziehungsweise bei den Instrumenten ein wenig reduzieren. Unplugged-Musik wird unsere nächste CD nicht enthalten. Aber an dieser arbeiten wir im Moment parallel.

 

In wiefern?

Unsere letzten drei Alben kann man gratis im Internet unter www.lo-leduc.ch downloaden. Für diese Aufnahmen haben wir Beats gehört von Leuten, die schon immer mit uns zusammengearbeitet haben. Diese Beats haben wir zusammengetragen, Songs dazu geschrieben und fertig war der Sound. Die Folge war, dass wir zwar viele verschiedene Songs hatten, aber kein richtiges Konzept dahinter steckte. Das wollen wir jetzt ändern. Wir geben dem Ganzen eine einheitliche, detaillierte Form. Hinter der Musik steckt mehr Liebe, mehr Zeit und viel mehr Geld. Es ist furchtbar teuer.

 

Genau, das haben wir uns auch gefragt. Ihr hattet bis jetzt nur Gratisalben. Wie finanziert ihr euch?

Wir hatten das Glück, den Kulturpreis der Fördergemeinde Bern zu gewinnen. Das hat uns ein wenig über die Runden geholfen beziehungsweise war das Ganze dann einfach eine Nullnummer. Das Album jetzt ist etwas anders. Während der letzten drei Jahre haben wir viele Konzerte gespielt und konnten die Alben so quersubventionieren, ohne Kulturgelder anfragen zu müssen. Grundsätzlich ist das, was wir machen, nur möglich, weil wir ein Netzwerk aus sehr talentierten Leuten haben, die bereit sind, für und mit uns zu arbeiten. Und zwar ohne gross davon zu profitieren. Das ist aber auch einer der Gründe, warum wir jetzt einen Schritt weitergehen müssen. Wir wollen und können nicht ewig auf den Goodwill und auf die Loyalität von zig Leuten angewiesen sein. Nicht dass wir beim nächsten Album alle fürstlich werden bezahlen können, aber das Ziel ist schon, dass wenigstens ein bisschen etwas zurück gehen wird.

 

Wie erlebt ihr das Zermatt Unpugged im Vergleich zu anderen Festivals?

Es ist nicht so, dass wir gross mit andere Künstlern in Kontakt kommen. Aber wir fühlen uns nicht an den Rand geschoben, wie das manchmal bei anderen Newcomer-Projekten der Fall ist. Das hier ist eine sehr gute Plattform für uns und das Konzept mit den New Talent Stages ist wunderbar. 

 

Ist die Zeltfoyer-Bühne für euch die beliebteste, weil ihr hier direkt vor und nach dem Hauptact (an diesem Abend ist das Fanta4) spielt?

Wir spielen natürlich selten an so schönen Orten wie hier. Das Ambiete ist einmalig. Des Weiteren ist vor und nach Fanta4 zu spielen wirklich sehr cool. Wir wissen aber auch, dass die Leute wegen Fanta4 hier sind und nach dem Konzert sicher müde sind. Wir müssen das Publikum wieder von Neuem für uns gewinnen. Das ist eine Herausforderung.

 

Zuletzt: Ihr habt gemeinsam mit Büne Huber von Patent Ochsner ein Video aufgenommen. Wie kamt ihr dazu?

Das Ganze wurde vom Produzenten SAD lanciert. Das war eigentlich ganz einfach: Er machte den Beat, hat uns dann angefragt, ob wir das Lied machen würden und fand, dass Büne gut dazu passen würde. Wir schrieben also den Text, SAD brannte den Beat auf CD, legte diese in Büne’s Briefkasten und kurz darauf rief dieser SAD an und sagte zu. Das war eine echter Glücksgriff für uns. Wir konnten so nach Barcelona, um das Video zu «1» zu drehen.

 

 

Mehr Infos zur Band gibt es auf der Webseite von Lo&Leduc.

 

Interview: Linda von Euw und Laura Zeller.

Linda von Euw / Sa, 13. Apr 2013