Wie aus einem Dorf ein Festival wird - Vol. 1

Zermatt Unplugged: Festivalbericht Tag 1
Italianita in Zermatt
Bildquelle: 
Facebook/Umberto Tozzi

Nach dem endlosen Warten auf den Zürcher Frühling, freuen wir uns umsomehr auf die Sonnenstube Wallis. Zermatt erfüllt alle unsere Sehnsüchte: Wir sehen zum ersten Mal seit Langem wieder etwas leuchten am blauen Himmel – und es ist nicht der Mond! Im Pressecenter werden wir freundlich auf Walliser-Deutsch begrüsst und mit Schokolade beschenkt. Die Pressepässe und Tickets liegen ebenfalls schon bereit und wir freuen uns über die gute Organisation.

 

Das sonnige Wetter passt auch zum Auftakt der sechsten Ausgabe des Zermatt Unpluggeds. Beim Betreten des grossen, beheizten Zelts schauen wir uns neugierig um. Wie auch die übrigen Zuschauer fühlen wir uns hier auf Anhieb wohl. Mitten an der Zeltdecke baumelt ein grosser Kronleuchter des Zermatter Künstlers Heinz Julen. Gedimmte Schweinwerfer verbreiten warmes Licht. Der Zuschauerraum ist komplett bestuhlt und die vordersten Sitzreihen sind mit weichen, weissen Schaffellen ausgestattet worden.

 

Zwei italienische Klassiker machen den Auftakt des Festivals

 

Zumindest die Zeltbühne steht am ersten Abend ganz im Zeichen der
Italianità: Es spielen zwei italienische Klassiker: Stadio und Umberto Tozzi. Das Publikum ist dementsprechend im mittleren Alter und scheint teils sogar extra aus Italien angereist zu sein. Wir hätten uns nicht gewundert, wenn sogar die Weine in der Bar im Foyer des Zelts italienisch gewesen wären. Die sind dann aber doch traditionell Walliserisch. Internationaler, aber trotzdem exklusiv, ist wiederum das kulinarische Angebot: Dieses reicht von Sushi über Thai bis zur Focaccia.

 

Den musikalischen Anfang macht Stadio – die Band bewegt sich mit ihren Songs seit den 80ern immer wieder ganz oben in den italienischen Charts. Hierzulande kennt man am ehesten die grössten Hits «Chiaro» und «Sorprendimi». Ihre Musik ist eine Verschmelzung aus Rock-Pock und klassischem italienischen Songwriting. Das Publikum ist begeistert und die Band macht sich in der Unplugged-Version hervorragend. Nach einer kurzen Pause ist dann Umberto Tozzi an der Reihe. Er beginnt zu singen, nur mit seiner Gitarre bewaffnet. Nach und nach kommen seine restlichen Bandmitglieder hinzu. Besonders sticht der Saxophonist hervor, der seinem Instrument die gefühlvollsten Töne zu entlocken vermag. Wem der Name Umberto Tozzi nichts sagt, wird zumindest seine Klassiker kennen: «Ti Amo» und «Gloria.»

 

Eins ist klar: Stadio und Umberto Tozzi passen perfekt ans Zermatt Unplugged, das seinen Besuchern gerne Musik für sämtliche Alterskategorien und Geschmäcker bietet. Überhaupt ist das Festival eine sehr heimelige und persönliche Angelegenheit. Die anwesenden Leute, Mitarbeiter wie auch Zuschauer, sind allesamt freundlich und irgendwie scheint hier jeder mit ganzem Herzen dabei zu sein. Man fühlt sich sozusagen wie in einer grossen Zermatter Familie mit internationalen Stammesmitgliedern.

 

Mo Blanc und Lo&Leduc auf den New Talent Stages

 

Nach dem Auftritt der Italiener geht es für uns mit den New Talents weiter. Während des gesamten Festivals spielen aufstrebende Nachwuchsbands auf verschiedenen Bühnen – unter den Musikern sind auch die drei «Swiss Music Award»-Nominierten Hecht, Kyasma und Mo Blanc. Die Zürcher Mo Blanc haben am ersten Abend  gleich einen Auftritt im Foyer der Zeltbühne, zum Zeitpunkt, als die Zuschauermassen nach Umberto Tozzi herauströmen.

 

Das Konzept überzeugt: durch die verschiedenen Auftritte zu verschiedenen Zeitpunkten werden die Bands einem grösstmöglichen Publikum präsentiert. Kurz darauf sind dann auch die Berner Lo&Leduc im Pink an der Reihe. Sie sorgen für Hip-Hop-Flair im gut besuchten – und wen wunderts – in pinkes Licht getauchten Club. Für ein Interview sind die Künstler sofort zu haben und wir verabreden uns mit ihnen für den nächsten Tag. Der Abend ist nach ihrem Auftritt aber noch lange nicht zu Ende: Traditionellerweise lassen Musiker und Publikum den Abend an der berühmten Aftershow-Party im «Vernissage» ausklingen.

 

Text: Laura Zeller und Linda von Euw

Linda von Euw / Mi, 10. Apr 2013