Der HECHT vom Zermatt Unplugged

Interview mit Rolf Furrer
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Facebook/HECHT

Rolf Furrer ist nicht nur Geschäftsführer des Zermatt Unplugged, sondern auch Schlagzeuger bei HECHT. Die Mundart Pop-Band gewann 2013 den Swiss Music Award in der Kategorie «Best Talent». Ihr erfolgreiches Debut-Album «Wer Zerscht S’Meer Gsehd» ist aktuell im Handel erhältlich. Wir haben während des Zermatt Unplugged Rolf Furrer getroffen und ein wenig mit ihm über sein Doppelleben geplaudert.

 

Du bist seit 2012 Geschäftsführer des Zermatt Unplugged und bist Schlagzeuger in der Band HECHT, die hier ein Konzert auf den New Talent Stages gibt. Uns ist aufgefallen, dass die anderen New Talents mehrmals spielen, während HECHT nur ein Konzert am Samstag-Nachmittag hat. Steht das im Zusammenhang mit deiner Tätigkeit als Geschäftsführer?

Rolf Furrer (lachend): Das war meine Bedingung. Ich habe gesagt, wenn, dann nur ein Konzert. Mehr lag definitiv nicht drin. Mein Wunsch war auch, dass wir, wenn irgendwie möglich, am Samstag spielen. Dann ist das Festival schon so richtig im Gange und ich kann es mir leisten, mal für zwei, drei Stunden eine organisatorische Pause einzulegen und selber Musik zu machen. An einem normalen Abend wäre das zeitlich undenkbar gewesen.

 

Gibt es da keinen Interessenskonflikt, wenn du gleichzeitig in der Geschäftsleitung bist und hier mit deiner Band auftrittst?

Das Gute ist ja, dass Christoph Spicher das Booking für die New Talent Stages relativ eigenständig macht. Ich rede ihm da grundsätzlich nicht rein. Natürlich sprechen wir uns ab und wenn gewünscht, gebe ich Inputs, aber ich nehme mir da kein Vorrecht heraus wie beispielsweise in den beliebteren Slots zu spielen. Da gibt es also kein Interessenskonflikt. Im Gegenteil: So sehe ich auch die andere Seite und erlebe hautnah wie die Kommunikation und die Abläufe funktionieren, ob die Organisation gut ist und die Technik stimmt. Ich erhalte quasi einen Blick Backstage (lacht).

 

 

Die Newcomer sind für uns genauso wichtig wie die Hauptacts.

 

Das Konzept der New Talent Stages wurde optimiert - es gibt eine Zusammenarbeit mit Radio SRF3. Wie viel hast du hierzu beigetragen?

Hier ist wiederum vor allem Christoph Spicher stark involviert. Wir versuchen aber auf jeden Fall den New Talents den nötigen Raum zu geben, den sie verdienen und der auch für das Festival extrem wichtig ist. Wir haben wirklich den Anspruch, dass jeder Künstler, der hier auftritt nicht einfach eine Standardshow abliefert, sondern etwas Spezielles macht. Egal ob auf den New Talent Stages oder auf den Hauptbühnen: Die Zuhörer sollen etwas Neues entdecken können. Wir wollen jungen talentierten Bands eine Plattform bieten und ihnen eine gute Infrastruktur zu Verfügung stellen, damit sie sich im besten Licht präsentieren können. Die Newcomer Bands sind für uns genauso wichtig wie die Hauptacts.

 

Wie entstand die Zusammenarbeit mit Radio SRF3?

Die entstand im Zusammenhang mit den Swiss Music Awards. Ihr «Best Talent» Format ist eigentlich das Gleiche, wie das, was wir hier mit den Newcomers machen. Und Radio SRF3 ist sowieso Medienpartner des Zermatt Unplugged. So war die Idee naheliegend, dass wir den drei Finalisten des SRF3 «Best Talent» noch einmal eine Plattform geben und so quasi den Jahresabschluss der Show machen. Das hat super funktioniert. Wir können für das nächste Jahr das eine oder andere ausbauen – das Konzept werden wir aber auf jeden Fall weiterverfolgen.

 

Bewerben sich die New Talents oder fragt ihr die Bands an?

Viele bewerben sich effektiv. Mittlerweile haben wir aber natürlich auch sehr gute Kontakte. Wir haben ja jedes Jahr um die 12 Bands hier. Da es in der Schweiz nicht so wahnsinnig viele verschiedene Managements gibt, die die Künstler vertreten, kennt man sich relativ schnell. Wir tauschen uns das ganze Jahr über aus und viele Bands sind wiederum miteinander verlinkt und empfehlen sich weiter. Hier ist auf jeden Fall viel Networking im Hintergrund. Aber wir erhalten schon auch sehr viele Bewerbungen.

 

 

 Wir müssen uns beim Booking auf die Urteile anderer verlassen.

 

Die Bands, mit denen wir gesprochen haben, wurden alle von euch angefragt..

Okay. Ja, wir erhalten halt wirklich viele Tipps und die Managements schicken uns dann auch Hörproben. Das kann also gut sein. Wenn man so ein Festival macht, erhält man wirklich massenhaft Bewerbungen. Sich hier alles anzuhören und zu entscheiden, was passt und was nicht, ist nicht so einfach. Wir müssen uns fast darauf verlassen, dass uns jemand sagt: Hey, das ist cool. Das funktioniert.

 

Kommen wir auf deine Band zurück. Du bist ja jetzt hauptberuflich Geschäftsführer und machst - wie die anderen Mitglieder von HECHT auch - nebenbei Musik. Soll das so bleiben?

Die Frage, ob wir hauptberuflich Musik machen sollen, hat sich gar nie gestellt. Wir haben alle immer nebenbei gearbeitet. Wir wussten ja auch nicht, wie das Hecht-Projekt klappen wird. Daher haben wir uns einfach vorgenommen, ein Album aufzunehmen, weil wir Lust hatten, das zu machen. Jetzt ist das Ganze plötzlich extrem gross geworden und der eine oder andere der Band muss sich mit der Zeit sicherlich überlegen, wie sich das mit seinem Job vereinbaren lässt. Für mich persönlich stellt sich die Frage aber nicht - ich will weiterhin in meiner Freizeit Musik machen. Ich habe aber natürlich auch den Vorteil, dass ich keinen 8-17 Uhr Job habe. Ich kann gut mal an einem Donnerstag oder Freitagnachmittag früher gehen, weil wir ein Konzert haben. Dafür bin ich dann ab und zu mal am Wochenende im Büro. Bei den anderen Bandmitgliedern ist das ähnlich, deshalb funktioniert das relativ gut.

 

Ihr seid ja in Luzern aufgewachsen und seid heute in Zürich zu Hause. Wie kam das?

Wir sind mittlerweile alle seit rund 10 Jahren in Zürich - ursprünglich kamen wir zum Studieren hierher und sind dann irgendwie hier hängen geblieben.

 

Und jetzt mit deinem Engagement hier im Wallis fühlst du dich schon wie ein Zermatter?

(lacht) Ja, ich habe das letzte dreiviertel Jahr sehr viel Zeit hier verbracht. Ich war immer die eine Hälfte der Woche in Zürich und die andere in Zermatt. Man lernt hier schnell sehr viele Leute kennen und ist dann halt auch nicht mehr zu 100 Prozent extern. Aber ein Gemeindemitglied ist man deshalb schon noch nicht gerade. Zermatt ist sehr eingeschworen. Aber ihr habt ja selber schon festgestellt, wie freundlich und aufmerksam die Menschen hier sind. Und ob Zürich oder Zermatt: Man kann sich ja eigentlich über beide Städte nicht beklagen.

 

Interview: Laura Zeller und Linda von Euw.

Linda von Euw / Mo, 15. Apr 2013