The Slow Show: Jedes Wort auf dem Album ist sehr persönlich

Interview mit Rob Goodwin von The Slow Show
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Bäckstage / © Patrick Holenstein

The Slow Show ist eine Band aus Manchester. Eine Truppe, die es schafft, die Menschen komplett in ihren Bann zu ziehen. Emotionale Songs und elegante Melodien sind das Geheimnis der Band. Oder steckt doch mehr dahinter? Wir hatten die Gelegenheit, bei Sänger Rob Goodwin nachzufragen. Was steckt hinter dem epischen Song «Dresden»? Wie wichtig sind Oasis, wenn man als Band aus Manchester kommt? Fragen über Fragen. Der sympathische Sänger mit der rauchigen Stimme hat sich direkt nach dem Soundcheck mit uns getroffen und Antworten gegeben.

 

Wie entstand der Name The Slow Show?

Wir haben vorher alle in anderen Bands gespielt und als wir The Slow Show gegründet haben, war das Ziel das grossartige Leben einer Band in eine tolle Show zu packen. Für ein paar Wochen haben wir uns The Something Show genannt, aber dann kam Fred (Keyboarder der Band, Anm. der Red.) mit der Idee zu The Slow Show. Ein paar Medienleute haben dann vermutet, dass der Name von einem Song von The National kommt, aber zu der Zeit kannten nicht einmal alle Bandmitglieder The National. Insofern hat das nichts damit zu tun. Es geht in erster Linie darum, eine eher altmodische Show zu bieten und eine Live-Band zu sein.

 

Habt ihr die Band vergrössert? Ich war am Konzert im Mai und da war die junge Frau an der Trompete nicht dabei.

Wir versuchen immer die grösste Band mitzunehmen, die möglich ist. Wenn wir ein Orchester auf der Bühne platzieren könnten, würden wir das sofort machen. Aber oft ist das unpraktisch, nur schon, weil nicht alle im Van Platz hätten. Wir versuchen aber immer eine kleine Bläsersektion zu planen und falls möglich auch ein paar Streicher.

 

Der Opener eures Debüts ist «Dresden». Der Text ist ziemlich mysteriös. Wie sind Zeilen wie «I’m gonna burn this city like a bag of bones» gemeint?

Der Songs ist so dunkel wie er klingt. Der Titel bezieht sich auf den ersten Gig, den wir ausserhalb von Manchester hatten. Es war ungefähr der sechste Gig überhaupt und eine unglaubliche Erfahrung für uns. Wir lieben Dresden. Der Song erzählt aber davon, das erste Mal in einer Band zu sein, auf Tour zu gehen, schlechte Entscheidungen zu treffen, wieder nach Hause zu kommen und sich den Konsequenzen zu stellen. Es ist ein ziemlich düsterer Song. Die erwähnte Zeile ist nicht wörtlich zu nehmen, der Rest des Songs hingegen grösstenteils schon.

 

Auch der Titel eures Debüts, «White Water», ist bestimmt kein Zufall. Ihr liebt offenbar das Spiel mit der Sprache. Oder täuscht das?

Nein, das täuscht nicht. Es ist das erste Album, das ich jemals geschrieben habe und es ist schon sehr persönlich. Ich habe seither viele Interviews gegeben und werde oft nach der Bedeutung einzelner Songs gefragt und das ist natürlich völlig in Ordnung. Aber der Prozess des Songschreibens ist eigentlich ziemlich blöd. Du schreibst Songs über persönliche Dinge, über die du eigentlich ungern sprichst, über die Familie und Freunde, und diese Songs hören dann tausende Menschen. Das ist schon etwas eigenartig. Aber jedes Wort auf dem Album ist sehr persönlich.

 

The Slow Show stammt aus Manchester. Wie wichtig waren Bands aus der gleichen Stadt wie Oasis, I Am Kloot oder Elbow für euch?

Sehr wichtig. Diese Bands stammen tatsächlich alle aus Manchester und wir kennen sie eine lange Zeit. Man ist schon ein bisschen stolz, Mancunian zu sein. Aber die Musikgeschichte und das Erbe von Bands wie New Order, The Smith oder Oasis hat uns nicht sehr beeinflusst. Wir lieben diese Bands und sind stolz, dass sie aus der gleichen Stadt sind, aber sie haben unsere Musik nicht inspiriert. Dafür sind aktuelle Bands wie eben I Am Kloot, Cherry Ghost oder Elbow, die uns von Anfang an unterstützt haben, sehr wichtig für uns.

 

 

Ein neues Album ist sehr aufregend, denn wir haben durch die Arbeit an der ersten Platte sehr viel gelernt.

 

 

Wie würdest du den Sound von The Slow Show definieren?

Als wir angefangen haben, waren wir nicht sehr ambitioniert. Uns war es nur wichtig, Songs zu schreiben, weil wir das Musikmachen geliebt haben. Mit der Zeit haben wir einen sehr filmischen Sound kreiert und ich hoffe, dass die Menschen spüren, dass es aufrichtige Musik ist. Alle Texte sind sehr persönlich und die Musik ist sehr emotional. Jedenfalls hoffe ich, dass sie so wirkt.

 

Ich habe euch im Mai schon live gesehen und auf der Bühne verlierst du dich komplett in der Musik. Wie wichtig sind für dich Konzerte?

Extrem wichtig. Es freut mich sehr, dass du das sagst. Ich habe vor The Slow Show noch nie in einer Band gesungen. Das ist alles durch eine Idee entstanden. Wir haben die Songs geschrieben und suchten sechs Monate nach einem Sänger, konnten aber keinen finden, der passte. Also entschloss ich mich dazu, die Songs selbst zu singen, weil ich ja weiss, wovon sie handeln und so die Emotionen gut ausdrücken kann. Also musste ich mir klar werden, was ich mit den Songs aussagen wollte, als sie geschrieben wurden und das war ein ziemlich hartes Stück Arbeit. Aber ich hoffe, das funktioniert.

 

Auf die andere Seite habe ich selten erlebt, dass es an einem Konzert so ruhig ist, wie es bei eurem Konzert war.  Die Menschen geniessen eure Konzerte scheinbar sehr. Was bekommt ihr für Feedback von den Besuchern?

Ja, das ist natürlich fantastisch. Wir nehmen es niemals als selbstverständlich, dass die Musik funktioniert. Egal, wie gut es läuft, es gibt keine Garantie. Wenn die Leute an unseren Konzerten so gebannt zuhören, dann ist das natürlich Gold wert und ein Privileg. Denn für uns ist das genauso emotional und da sind wir sehr bescheiden und schätzen das. Wenn das passiert, ist es die beste Kritik, die wir bekommen können. Das Fallen einer Stecknadel zu hören, wäre in so einem Moment dann quasi das schönste Geräusch der Welt.

 

Und zum Schluss. Was plant ihr für 2016? Wird es neue Musik geben?

Wir arbeiten am neuen Album und möchten es so schnell wie möglich auf den Markt bringen. Wir arbeiten diese Mal noch härter und intensiver daran. Zuerst überbrücken wir die Lücke nach der Tour und stellen das Album zu Ende. Ein neues Album ist sehr aufregend, denn wir haben durch die Arbeit an der ersten Platte sehr viel gelernt. Danach geht es dann aber sicher wieder auf Tour.

 

The Slow Show - «Dresden»

 

 

  • Am 4. Dezember erscheint die neue Single «Hopeless Town». Zu kaufen gibt es sie digital bei iTunes.
  • Mehr Informationen zu The Slow Show gibt es auf der Band-Website.  

 

Titelbild: Rob Goodwin beim Konzert im Papiersaal im Mai 2015. 

Patrick Holenstein / Mi, 02. Dez 2015