Zürich hat für Johannes Oerding gebrannt

Konzertkritik: Johannes Oerding im Moods
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Johannes Oerding /Actnews

Johannes Oerding ist ein Vollblutmusiker wie aus dem Bilderbuch. Mühelos gelingt es ihm das Publikum nicht nur für sich und seine Musik zu begeistern sondern auch mit Witz und Charme bestens zu unterhalten – so auch bei seinem mittlerweile dritten Konzert im Zürcher Jazzclub Moods am vergangenen Donnerstag auf seiner «Alles brennt»-Tour.

 

Doch bevor Oerding die Bühne betrat, sang sich der Karlsruher Max Giesinger mit Songs wie «Für immer» in die Herzen des Publikums. Das wiederum übernahm bereitwillig, auch bei zu Beginn eher unbekannten Liedern, die Rolle des mehrstimmigen Chors. Max Giesinger, der 2011 Finalist bei «The Voice Of Germany» war, ist seine Schweiz-Premiere samt Vorstellung des Debüt-Albums «Laufen lernen» durchaus geglückt.

 

«Erste Wahl» war der Auftakt für Johannes Oerding. Er bot zwei Stunden mit einer bunten Mischung aus romantisch-melancholischen und amüsant-fetzigen Liedern wie «Nie wieder Alkohol».

 

Dem Alkohol sei Dank

 

Letzteres ist das Resultat einer Begegnung Oerdings mit dem guten Freund Alkohol. Und das ging so: Noch immer angetrunken vom Vorabend schlafwandelte Oerding nackt im Treppenhaus und schloss er sich versehentlich aus. Zum Glück lag der Prospekt eines grossen deutschen Discout-Unternehmens in seinem Briefkasten. Mit dessen Hilfe konnte er sich notdürftig bedecken, um dann bei seiner Nachbarin zu klingeln, damit sie den Schlüsseldienst ruft. Hätte Oerding mal daran gedacht, dass gegenüber ein blindes Paar wohnt, wäre ihm dieses Malheure erspart geblieben, das später die Runde machen sollte. Dem Alkohol sei Dank entstand jedoch so ein Lied, das sich stilistisch am 70er-Jahre-Funk orientiert und beim Zürcher Publikum für kollektives Schmunzeln sorgte.

 

Ob nun mit oder ohne Band wie beim Lagerfeuerstimmung-Nostalgie-Medley aus «Nichts geht mehr» / «Reparier’n» / «Sommer» / «Zu zweit», Oerding hatte die Menge im Griff und lieferte authentisch-anspruchsvollen Deutsch-Pop mit ganz viel Soul, der direkt ins Ohr ging und dort auch noch nach dem Konzert verweilte.

 

Johannes Oerding ist so langsam, aber sicher ein bekannter Name in der Schweiz. Das Publikum im Moods war jedenfalls begeistert. 

Dominique Rais / Fr, 30. Okt 2015