Die Nacht der Newcomer

Konzertkritik: Imagine Dragons @Maag Halle ZH
Imagine Dragons
Bildquelle: 
Imagine Dragons Facebook

Soeben erst wurden sie im gleichen Atemzug mit The Black Keys und Seeed genannt, sind der frisch bestätigter Headliner am Open Air St. Gallen 2014 und eine der gefragtesten Bands der letzten Monate. Die Rede ist von Imagine Dragons. Mit «Radioactive» haben sich die Amerikaner von der Ostküste vor einem Jahr an die Spitze der Schweizer Charts katapultiert. Natürlich durfte die besagte Hit-Single auch nicht auf der Setliste fehlen.

 

Doch von Anfang an. Kurz nach 20 Uhr betraten Family Of The Year die Bühne in der Maag Halle. Noch vor nicht allzu langer Zeit war die kalifornische Band aus Los Angeles hierzulande noch gänzlich unbekannt. Mit dem Song «Hero» änderte sich das schlagartig. Mit einem gelungenen 45-minütigen Set und «Hero» als abschliessendes musikalisches Sahnehäubchen, war das Publikum geradezu elektrifiziert und auf den bevorstehenden Auftritt von Imagine Dragons eingestimmt.

 

 Früher verboten - heute angesagt

 

Vor fünf Jahren, als Imagine Dragons als Band zusammen fanden, hatte niemand mit ihrem internationalen Erfolg gerechnet. Derweil erfreut sich das Musiker-Quartett aus Las Vegas grosser Beliebtheit – besonders in der Schweiz. Vergangenen Montag haben Imagine Dragons ihr mittlerweile fünftes Schweizer Konzert in diesem Jahr gespielt, von Routine oder gar Langweile war trotzdem keine Spur.

 

Ganz nach dem Motto, «einfach mal so richtig die Sau raus lassen und machen, was mir Mama früher immer verboten hat», kündigte Reynolds «Song 2» von Blur an: «Als ich noch jung war, hab ich den Song immer mit voller Lautstärke in meinem Zimmer gehört … bis meine Mutter dann rein kam und gesagt hat, ich soll das endlich ausmachen.» Glück gehabt, Dan. Denn auch den Müttern in der Maag Halle schien es sichtlich gefallen zu haben.

 

 Stadionqualitäten

 

«Sollten die nicht schon lang im Bett sein?», fragte sich wohl so manche Konzertbesucher, denn Imagine Dragons sind auch bei den Teenies durch und durch beliebt. Der erste Anschein, es könnte sich um eine reine Teenie-Party handeln, verflüchtigte sich dann aber doch schnell. Vielmehr war es ein generationenübergreifendes Konzert.

 

Wuchtige Drumbeats und ein Sound-Mix aus Elektro-Pop und Rock brachten die Maag Halle bei Songs wie «It’s Time» und dem mit einem feurigen Bass-Solo eingeleiteten «Demons» zum Beben. Je länger, je mehr zeigte sich, dass Imagine Dragons, allen voran Frontmann und Sänger Dan Reybolds, das Publikum fest im Griff haben und nebst Klubtauglichkeit wahre Stadionqualitäten besitzen.

 

 Die Nacht zweier Newcomer-Bands

 

So liess es sich der smarte Sänger nicht nehmen, mit dem Publikum zu scherzen und aus dem Nähkästchen zu plaudern: «Bei einem Konzert ist mal einer meiner Drumsticks versehentlich ins Publikum geflogen. Das war zwar nicht das erste Mal, aber dieses Mal hat der Drumstick ein Mädchen ins Gesicht getroffen. Ihre Nase war gebrochen. Mir war das ziemlich unangenehm, darum hab ich dann das Mädchen mit ihrer Mutter nach dem Konzert in den Backstage-Bereich eingeladen. Aber ehrlich gesagt, besser wurde es dann nicht, als mir die Mutter erzählt hat, dass in der nächsten Woche ihre Hochzeit ansteht.»

 

«On Top Of The World», einer der letzten Songs auf der Setlist, brachte nochmal richtig Bewegung ins Publikum – ausgelassen wurde mitgehüpft und lautstark mitgesungen. Zweifelsohne war es die Nacht zweier amerikanischer Newcomer-Bands, auf die die ganz grossen Bühnen der Welt noch warten. Also gut möglich, dass für den nächsten Auftritt der Senkrechtstarter das Zürcher Hallenstadion seine Tore öffnen muss.

Dominique Rais / Di, 10. Dez 2013