Kleiner Club, kleine Band, grosse Kunst!

Konzertkritik: Kadavar im ISC Club Bern
Bildquelle: 
Facebook: Kadavar

Kleiner Club


Ich muss gestehen, dass ich gemütliche, eher kleine Locations den grossen Hallen vorziehe. Wem es auch so geht, der wird sich im ISC Club in Bern wohl fühlen. Zum guten Glück sind die Bar und die Stage nicht im selben Raum, denn vor der Bühne wurde es am Donnerstagabend doch recht eng und hitzig. Fast auf gleicher Höhe steht man der Band gegenüber, was ein Konzert natürlich um einiges persönlicher macht. Die Basler Vorband Phased heizte kurz nach neun Uhr mit knackigen, schweren Gitarrenriffs ein. Nur die Stimme will nicht so recht zum düsteren Instrumentalsound passen. Oder vielleicht allgemeiner gesagt: Es hätte bestimmt passendere Vorbands zu einem Act wie Kadavar gegeben. Stilistisch hatten die Besucher doch einen recht tiefen Graben zu überwinden. 

 

Kleine Band


Klein sind Kadavar wirklich, nämlich nur gerade drei Leute. Der Sound der berliner Band tönt aber nach mehr. Aber das kennen wir ja schon von Bands wie Motörhead, welche zu dritt lauter spielen als eine ganze Rockoper. Jedenfalls betraten sie die Bühne, ohne Show, ohne grosse Worte zu verlieren und ganz auf die Musik konzentriert. Und die haute Bern sichtlich vom Hocker! 

 

Grosse Kunst

 

Spätestens als sich der dritte Song als «Doomsday Machine» entpuppte, gab es im ISC Club kein Halten mehr. Der nächste Knaller, das sphärische «Black Sun» brachte die starke Stimme von Sänger Christoph «Lupus» Lindemann hervorragend zur Geltung. Ozzy Osbourne und Co. hätten (oder haben?!) ihre helle Freude daran. Kadavar spielten sich quer durch ihre zwei Alben und hielten ihr Niveau bis zum Schluss. Unterstützt wurde das musikalische Highlight vom sehr gut abgemischten Sound, was bei einer so kleinen Location keine Selbstverständlichkeit ist. Fazit: Hätten Kadavar 40 Jahre früher existiert, würden sie wohl schon längst im Hallenstadion spielen.

Matthias Niederberger / Fr, 18. Okt 2013