Ein bärenstarker Musikabend: Grizzly Bear im Kaufleuten

Konzertkritik: Grizzly Bear im Kaufleuten
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Pressebild

Text von Philipp Ramer

 

Der unfreundlich kalte Abend des 26. Mai stand im Zürcher Kaufleuten ganz im Zeichen der warmen Farben und Klänge. Der Festsaal war schon fast voll, als die vierköpfige Vorband um den Neuseeländer Musiker Connan Mockasin (bürgerl. Connan Hosford) um halb neun die Bühne betrat. Die sympathischen, bunt gekleideten Neo-Hippies, die u.a. schon als Live-Band für Charlotte Gainsbourg auftraten und mit Radiohead durch Australien und Neuseeland tourten, füllten ihren knapp halbstündigen Slot mit nur drei ausschweifend-psychedelischen Songs, die vom Publikum viel Applaus ernteten. Eine gute Dreiviertelstunde dauerte daraufhin der Umbau der Bühne für die Headliner. Doch das Warten sollte sich lohnen: Die vier Bären (und ein Begleitmusiker) von Grizzly Bear beschenkten das Publikum mit einem grossartigen eineinhalbstündigen Gig und einer schönen Zugabe. 

 

Vom El Lokal in das volle Kaufleuten

 

Angesichts des restlos ausverkauften Saals erinnerte sich Sänger Ed Droste zu Beginn an das erste Konzert seiner Band in Zürich, damals noch auf der winzigen Bühne des El Lokal. Kaum ein besseres Bild liesse sich für den wachsenden Erfolg der Gruppe finden, der 2009 mit der Veröffentlichung des Albums «Veckatimest» der Durchbruch gelang. Während natürlich die beiden Hits dieser Platte, «Two Weeks» und «While You Wait for the Others» sowie vereinzelte Tracks von früheren Veröffentlichungen zum Zug kamen, stammten doch die meisten der gespielten Songs von der 2012 erschienenen, hoch gelobten CD «Shields». Routiniert, aber lustvoll intonierte die Band das aktuelle Material von «Sleeping Ute» über «Yet Again» bis «Gun-Shy». Den komplex arrangierten, zwischen Folk und psychedelischem Pop mäandrierenden, hie und da auch von rauhen Rock-Tönen durchsetzten Liedern, entsprach die Vielfalt an Instrumenten: Während Gitarrist Daniel Rossen seine Gitarre zuweilen gegen die Klaviertasten tauschte, griff Bassist Chris Taylor wiederholt zur Querflöte und zum Saxofon. Droste und Rossen wechselten sich bei den Lead Vocals ab, im mehrstimmigen Gesang oft von der harmonischen Stimme Taylors unterstützt. Visuell umrahmt wurden die Klanglandschaften von einer Handvoll an Strassenlaternen erinnernden, stimmig warm leuchtenden Lampen an der Hinterwand sowie von vielfarbigem Scheinwerfereinsatz. Gegen Ende entfachte sich sogar ein kurzes Stroboskopgewitter.

 

Abgesehen von eine kleinen Panne mit dem Bass, welche die Band spontan mit einer launigen «Smooth-Jazz»-Einlage überspielte, bot Grizzly Bear dem Zürcher Publikum einen perfekten, um nicht zu sagen, bärenstarken Musikabend.

 

Patrick Holenstein / Mo, 27. Mai 2013