Die Toten Hosen im Hallenstadion Zürich

Konzertkritik: Die Toten Hosen @Hallenstadion
Bildquelle: 
www.dietotenhosen.de

Schon seit Monaten war das Hallenstadion ausverkauft, denn die Toten Hosen gastierten in Zürich für einen von zwei Schweiz-Gigs. «Der Krach der Republik» heisst ihre aktuelle Tour, «Der Ballast der Republik» ihr neues Album. Dieses Jahr feiern die Düsseldorfer ihr 30-jähriges Bandjubiläum.

 

 Anpfiff zur ersten Halbzeit

 

Die Tatsache, dass es Sitzplatz-Tickets gab, war gänzlich überflüssig, denn nur Minuten nach Konzertbeginn hielt es schon niemanden mehr auf den Plätzen. Die 13‘000 Hosen-Fans brachten das Stadion zum Beben, wenn dann noch Songs wie «Altes Fieber» oder «Bonnie und Clyde» kamen, gab es kein Halten mehr. Die Zürcher Fans bewiesen eine solche Textsicherheit, dass sogar Campino sprachlos schien, als er mit einem Fan aus den ersten Reihen das Lied «Paradies» sang.

 

«Heute hier, morgen dort» – das typische Lied für´s Lagerfeuer oder eben auch für´s Hallenstadion. «Hang on Sloopy» von The McCoys wurde ebenso euphorisch mitgesungen wie «Schrei nach Liebe», von Campino angekündigt mit den Worten: «Wir spielen ein Lied einer jungen Band aus Berlin. Die sind gut, gebt der Sache eine Chance.» Campino witzelt dabei über die in der Vergangenheit immer mal wieder entfachten Auseinandersetzungen zwischen den Hosen und den Ärzten.

 

Zweite Halbzeit

 

Nach 15 Studioalben durften altbekannte Klassiker wie «Steh auf, wenn du am Boden bist», «Hier kommt Alex» oder «Alles was war» ebenso wenig fehlen wie «Tage wie diese» ab ihrer neuen Platte, mit der sie es bis an die Spitze der Schweizer Charts geschafft haben. «Alles wird vorübergehen», diesen Anschein hatte es auch nach knapp eineinhalb Stunden nicht, auch wenn die deutschen Alt-Rocker die Bühne kurz verliessen, um unter Jubelrufen wieder zurückzukehren. Mit den Worten «es ist Zeit für die zweite Halbzeit» stimmte Campino «Draussen vor der Tür» an. Offensichtlich wurde das Motto der Tournee bei «Sturm».

 

 Verlängerung

 

Auf Wunsch des Publikums präsentierte Campino ein, um es mit seinen Worten zu sagen, «höchst niveauvolles Geschenk». «Eisgekühlter Bommerlunder» wurde lauthals mitgesungen, ob mitten in der Menge oder oben auf den Rängen. «Alles aus Liebe» war ein weiteres Must, das von einer Hosen-Setlist nicht wegzudenken wäre.

 

«Schönen Gruss, auf Wiedersehen» sollte auch nach knapp zwei Stunden feinstem deutschem Punkrock nicht der letzte Song gewesen sein. Die Toten Hosen erweckten den Anschein als wollten sie gar nicht gehen, umso besser für die Konzertbesucher, denn Müdigkeit oder Erschöpfung waren nirgends zu sehen. Alles Schöne hat mal ein Ende, doch hoffentlich nicht wie bei «10 kleine Jägermeister».

 

Abpfiff

 

Die Toten Hosen verabschiedeten sich von einem begeisterten und euphorisierten Publikum mit «You’ll never walk alone», der inofiziellen Fussballhymne des FC Liverpool, worauf sich die Konzertbesucher mit Schreien, Grölen, Singen und einer Kaskade an La Olas bedankten.

Dominique Rais / Fr, 07. Dez 2012