Charmanter Alvaro Soler in der Halle 622

Konzertkritik: Alvaro Soler in Zürich
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© Shirley von www.loadsofmusic.com

Am besten hat man keinerlei Erwartungen an ein Konzert von Alvaro Soler. Dann wird man nämlich fulminant überrascht werden. Ein sprühendes Feuerwerk aus Klängen, Farben und Sommergefühlen wird auf einen niederprasseln. Aber der Reihe nach.

 

Schon vom ersten Moment an ist klar: Der 28-jährige deutsch-spanische Sänger hat es in sich. Mit seiner einfachen und unverkennbaren Popmusik versprüht er jede Menge Charme und erzeugt glitzernde Sommergefühle, die das Herz höherschlagen lassen. Er ist zurzeit mit seiner achtköpfigen Band auf der «Mar de Colores European Tour 2019». Von diesem, dem zweiten Album, dürfte den meisten der Song «La Cintura» bekannt sein. Allerdings wurde die Musikwelt schon durch sein erstes Album von 2015, «Eterno agosto», auf ihn aufmerksam. Die Titel «El mismo sol» oder «Sofia» wurden auf zahlreichen Radiostationen rauf und runtergespielt. 

 

Jedenfalls stehen da neun Leute auf der Bühne, bunte Lichter flackern im Hintergrund, die Energie der Band strömt aufs Publikum über. Ab und an gibt es einen Knall und Papierschnitzel fliegen von der Decke. Zudem fallen überdimensionale, bunte Luftballone über die Köpfe der Zuschauer: Man ist aufgefordert, die Ballone mittanzen zu lassen. Knapp 1800 Fans sind gekommen, darunter auch viele Kinder, um sich vom sonnigen Gemüt der Band anstecken zu lassen. Besonders die Trompeten-, Saxophon- und Perkussionseinlagen wirken ansteckend und ernten viel Applaus. Soler sagt, er liebe es, wie seine Band immer grösser werde. Denn auch sein Bruder ist diesmal als Sänger mit dabei. 

 

Während Soler zu Beginn seiner Karriere ganz dem Klischee des Sunnyboys entsprach, wartet er drei Jahre später auch mit langsameren und tiefgründigeren Stücken auf, wo sein volles Potential brillieren darf. Er überrascht das Publikum gerne. Beispielsweise, indem er ein kleines Klavier und eine ältere Lampe mit Stoffschirm aufstellt. «Ich will ein Stück zuhause auf die Bühne bringen», sagt er und grinst breit. Daraufhin stimmt er, am Klavier sitzend, das gefühlvolle Lied «Niño perdido» an, welches von einer sanften Geigenmelodie begleitet wird. Wer seine Konzerte besucht, wird absolut in den Genuss einer beeindruckenden Unterhaltung und ganz viel positiven Vibes kommen. Eine gute Gelegenheit, sich etwas Sonne ins Herz scheinen zu lassen, um danach gestärkt in den Oerlikoner Frühjahrsregen hinauszutreten.

 

Den Auftakt machte der simbabwisch-britische Singer-Songwriter Kelvin Jones. Mit seiner ausdrucksstarken Stimme schaffte er es problemlos, selbst den hintersten Winkel der grossen Halle auszufüllen. Besonders hervorzuheben ist hier sein Stück «Lights on», welches Gänsehautpotential hatte.

 

Der junge deutsch-spanische Popsänger hat erst zwei Alben veröffentlich, worauf aber bereits etliche eingängige Hits sind. Ein charmanter Sunnyboy mit eindrücklicher Stimme, eine bunt gemischte Band und ab und an eine kleine Überraschung – was will man mehr.

 

* Titelbild: mit freundlicher Genehmigung von Shirley von loadsofmusic.com

 

Katja Nosswitz / Fr, 10. Mai 2019