Al Pride haben das neue Album live vorgestellt

Konzertkritik: Al Pride im Casino Bremgarten
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Bäckstage / © Patrick Holenstein

Punkt 21 Uhr verdunkelt sich der Raum im Casino Bremgarten. Ein Raunen geht durch die Reihen, die Spannung ist förmlich greifbar, neugierig drehen sich die Köpfe der Bühne entgegen. Dann öffnet sich ein Vorhang und gibt den Blick auf eine Leinwand frei, von der die Band herunterlacht. Mit Bildern von jenen Menschen, die Al Pride beim Album «Hallavara» unterstützt haben, bedankt sich die Band. Dylanlike lassen sie jedes Foto gegen Boden segeln, nachdem sie den Personen, die darauf zu sehen sind, gedankt haben. Neben Freunden und Familie sowie dem professionellen Umfeld zählen auch Bernhard Russi und seine Familie zu den Supportern, denn Al Pride durften das Haus der Familie für die Arbeiten am Album nutzen. Zum Schluss kokettieren Al Pride damit, dass sie gerne Bands als Support einladen würden, die sie in den Schatten stellen. So wie in Bremgarten das Trio Ellas. 

 

Triumph für Ellas

 

Ellas haben es dann Al Pride tatsächlich nicht leicht gemacht. Mit sphärischen Klängen, irgendwo zwischen Sigur Ros und Björk und mit einem Touch Twin Peaks haben sie ein klares Statement gegeben. Mit ihnen dürfte in Zukunft zu rechnen sein. Das Trio, live zum Quartett erweitert, startete etwas verhalten, wirkt gar ein wenig introvertiert, und benötigte etwas Zeit, bis sich die Menschen im Casino in die Nähe der Bühne trauten. Aber Ellas haben die Brücke zum Publikum bauen können. Kein Wunder, denn nur schon sanfte Stimme der erst 18-jährigen Leadsängerin Jorina Stamm ist eine sicher Bank und so wurde die Show zum Triumph. 

 

 

Für den Konzertabend wurde die Bühne extra vergrössert, wie im Vorfeld zu erfahren war. Vor die reguläre Bühne im Casino Bremgarten wurde eine zweite Bühne gebaut. Wieso? Wahrscheinlich wegen den Bläsern. Denn die fielen sofort auf und sie geben dem Sound von Al Pride eine zusätzliche Ebene. Überhaupt standen Al Pride selbstsicher auf der Bühne. Sie sind offenbar sehr zufrieden mit dem neuen Material und das dürften sie auch. Jedenfalls dürfte so das Credo des Abends sein. Der erste Eindruck vom neuen Material zeigt eine Band, die sich sehr viel Gedanken gemacht hat, hörbar gereift ist und das sowieso schon solide Songwriting noch einmal ausgereift hat. Dabei haben sich sich wohl bewusst nicht neu erfunden, sondern ihre Stärken gesucht, als Fundament genommen und dann von diesem Punkt an geschaut, was für ein Potenzial in der Konstellation steckt. Neben den offensichtlichen Neuerungen, die erwähnen Bläsersätze und etwas weniger Pop, sind die Strukturen der Songs nochmals feiner geschliffen und das Markenzeichen der Band, die drei Front-Stimmen, wirken etwas mehr fokussiert, jedoch ohne die Musik zu vernachlässigen. Die wurde gegenteilig gar zelebriert und mit knackigen Soli gefeiert. 

 

Neuer Sound – alte Wurzeln

 

Entstanden ist das Album in der schwedischen Stadt Hallavara, darum heisst die Platte so. Am 18. März erscheint sie und wenn man von der Pre-Listening-Session ausgeht, kommt da etwas Schönes und Grosses auf die Musiklandschaft zu. Einen Punkt aus der Pressemitteilung zum Konzert kann man aber nicht unkommentiert lassen. «Hallavara» soll ein Album sein, dass die Vergangenheit von Al Pride in den Schatten stellt. Im Gegenteil, die Vergangenheit der Band steht wie eine stämmige Eiche neben den neuen Facetten und zusammen ergibt sich ein etwas reiferer Sound und das ist gut, denn Stillstand ist der Weg in die Belanglosigkeit. Für jede Band. Bei Al Pride besteht da keine Gefahr. 

 

Patrick Holenstein / Mo, 15. Feb 2016