Vorgeschichte für eine Horror-Ikone

DVD-Kritik: Leatherface
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Der Film beginnt mit einer brutalen Bewährungsprobe. Jackson, der kleine Sohn von Verna (Lili Taylor), soll einen gefesselten Mann mit der Kettensäge ermorden. Die Familie jubelt und johlt, aber der Kleine schafft es nicht. Verna gibt ihm klar zu verstehen, dass sie enttäuscht sei, aber die Familie zusammenhalten würde. Ein paar Jahre und diverse Verbrechen später werden ihr die Söhne von Sheriff Hal Hartman (Stephen Dorff) weggenommen und in ein Sanatorium gebracht. Dort trifft  der inzwishcen erwachsene Jackson (Sam Strike) auf die attraktive Lizzy (Vanessa Grasse). Bei einem Ausbruch nimmt er Lizzy - neben anderen - mit. Doch Sheriff Hartman lässt nicht locker und jagt die fünfköpfige Truppe verbissen. 

 

Die Idee, Leatherface eine solide Vorgeschichte zu geben, wäre an sich keine schlechte Idee. Nur wurde dies bereits gemacht, gerade im Fall von «Texas Chainsaw Massacre» gab es mehrer Reboots, und so ist die Idee nur noch ein leicht fader Aufguss. Zudem sind plötzlich neue Figuren da und mit allen Mitteln wird versucht, eine Verbindung zu den vorherigen Filmen zu basteln. Dies gelingt nicht, ohne Abstriche zu machen bzw. Figuren als Mittel zur Inszenierung zu opfern. Das Hauptproblem ist aber sowieso, dass man als Horror-Fan zu Leatherface weniger Empathie aufbauen kann. Wo ein Michael Meyers oder Freddy Kruger ja auch Monster sind, kennt man doch ihre Namen und Geschichten. «Texas Chainsaw Massacre» war damals - so der Eindruck - bewusst auf Differenz gegangen. So clever das damals war, so sehr rächt es sich jetzt. Das Original ist über 40 Jahre alt und noch immer recht hart. Trotzdem, Leatherface bleibt «nur» böse. 

 

Davon abgesehen ist «Leatherface» die Vorgeschichte zum bis 2011 indizierten Klassiker des kürzlich verstorbenen Tope Hooper. Da Hooper als Produzent an «Leatherface» beteiligt war, scheint der Film das Herz des Erschaffers zu haben. Aber es segelt auf Halbmast. Die Geschichte ist vorhersehbar, bis auf wenige Aha-Momente. Er ist blutig und macht so der Serie durchaus Ehre. Trotz allem entsteht jedoch der Eindruck, dass die Zitrone nochmals ausgepresst werden sollte. 

 

Die Schauspieler tragen den Film 

 

Der Cast kann aber viel retten. Lili Taylor (TV-Serie «American Crime», «I Shot Andy Warhol») als Mutter ist in jeder Szene herrlich, Stephen Dorff («Somewhere») als rachsüchtiger Sheriff steht ihr in nichts nach. Aber die Geschichte steht und fällt mit den Jugendlichen. Hier fallen besonders Sam Coleman als Bud, Vanessa Grasse als Lizzy und Sam Strike als Jackson auf. Bei aller Vorhersehbarkeit ist es das unverbrauchte Schauspiel-Trio, das den Film trägt und interessant macht. Dass wir gerade der Origin-Story von Leatherface zusehen, wird ab dem Schicksal der Jugendlichen irgendwann zweitrangig. 

 

Eine gewisse Art von Humor sei den Machern attestiert. Wenn nämlich beispielweise früh im Film «Nice to meat you» auf einem Schild steht, wird vielen ein Schmunzeln auf das Gesicht gezaubert werden und macht klar, dass der Film nicht so bierernst genommen werden sollte. Stilistisch beziehungsweise in der Inszenierung ist der Film durchaus auf solidem Level. Wenn etwas Lizzy in Ohnmacht fällt, wird das visuell schön durch torkelnde Bilder unterstrichen. Das noch relativ unerfahrene Regie-Duo aus Alexandre Bustillo und Julien Maury leistet einen handwerklich sauberen Job und dirigiert sowohl die bekannten Schauspieler (Lili Taylor, Stephen Dorff) als auch die Nachwuchs-DarstellerInnen durch einen Film, der etwas vorhersehbar, aber doch unterhaltsam ist. 

 

«Leatherface» ist Horror-Kost auf angenehmem Niveau. Zwar solide, aber lange nicht so wegweisend wie das Original von Tobe Hooper. Durch den Tod des Erfinders, wird «Leatherface» auch zur Würdigung an Hooper Vermächtnis. 

  • Leatherface (USA 2017)
  • Regie: Alexandre Bustillo, Julien Maury 
  • Darsteller: Lili Taylor, Stephen Dorff, Vanessa Grasse, Sam Strike
  • Laufzeit: ca. 85 Minuten
  • Im Handel: Januar 2018

 

Bäckstage Redaktion / Mi, 31. Jan 2018