Unkonventioneller Horrortrip ins idyllische Schweden

DVD-Kritik: Midsommar
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© Ascot Elite Entertainment Group.

Das Mittsomerfest (Midsommar) ist in Schweden nach Weihnachten das zweitgrößte Fest des Jahres und die meisten Schweden feiern das Fest an einem Samstag, zwischen dem 20. und dem 26. Juni.

 

Eine Gruppe Amerikaner will für das Fest nach Schweden reisen. Doch die Beziehung von Dani (Florenece Pugh) und Christian (Jack Reynor) läuft nicht wirklich gut, die Freunde von Christian raten ihm sogar, sich von Dani zu trennen. Als Dani ein schreckliches Schicksal ereilt, bringt es Christan doch nicht übers Herz, Dani alleine zu lassen mit der tragischen Situation. Spontan verkündet nun Christian seinen Freunden, dass seine Freundin mit auf die geplante Schwedenreise zum Mittsommerfest kommt.

 

Nach dem kommerziell erfolgreichen und von Kritikern gelobten Filmdebüt «Hereditary» sind die Erwartungen an den neuen Streifen von Ari Aster sehr hoch. Nach einer brillant verstörenden Einstiegsszene, die das schaurig beklemmende Gefühl von Hereditary aufgreift, beginnt die eigentliche Filmhandlung von Midsommer, die eine etwas andere Stimmung herbeiführt.

 

Fotogalerie zu «Midsommar» (Credits: © Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.)

 

Angekommen am Sommerfest wird schnell klar, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt und man wird kaum überrascht. Zudem werden viele Handlungsstränge aufgebaut, jedoch nur teilweise geschlossen. Kein Stilmittel, nur Kaschierung. Die Schauspieler sind dabei leider genauso flach geschrieben, wie die Story dahinter. Mit Ausnahme von Dani (Florence Pugh) ist keine Figur dabei, zu der man eine emotionale Bindung aufbauen kann. Trotzdem scheint die Intention von «Midsommar» eine ganz andere zu sein.

 

Die Atmosphäre während des ganzen Sommerfests wirkt durch die sonnig nordische Landschaft, der bedrückenden Musik von Bobby Krlic und der bedrohlichen Stimmung sehr paradox. Das ist genial. Die Kulisse und die Symbolik, die der Film bedient, sind einzigartig und sehr stimmig, aber das Highlight ist zweifellos die Inszenierung. Manche Bilder in «Midsommer» sind sehr verstörend und brennen sich so fest ins Gedächtnis, dass man nach Wochen noch daran denken muss.

 

Bereits mit seinem Zweiten Film ist die Handschrift von Ari Aster unverkennbar.
Das Problem bei solchen Filmen ist meistens die Erwartungshaltung. Midsommer spielt abseits von unseren Sehgewohnheiten und bedient sich an unkonventionellen Stilmitteln. Wichtig ist, dass das Wie in diesem Streifen viel ausschlaggebender als das Was ist.

 

«Midsommar» steht mit der einzigartig, mutigen Inszenierung, fällt aber zugleich mit der sehr dünnen Handlung. Dennoch ist der Film aufgrund seiner Individualität sehenswert.

 

  • Midsommar (USA 2019)
  • Regie:Ari Aster
  • Besetzung: Florence Pugh, Jack Reynor, Vilhelm Blomgren
  • Laufzeit: 148 Minuten
  • Im Handel ab 29. Januar 2020

 

Fabio Breitenmoser / Mi, 29. Jan 2020