Hollywoodstars im Drogenkrieg

Filmkritik The Counselor (2013)
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© 2013 Twentieth Century Fox Film Corporation.

Bereits vor der eigentlichen Produktion machte Ridley Scotts neuer Film Schlagzeilen. Cameron Diaz hatte es geschafft Sexgöttin und Oscarpreisträgerin Angelina Jolie die Rolle wegzuschnappen. Damit sicherte sich Diaz erneut einen Platz an der Seite von Penelope Cruz, mit der sie bereits für «Vanilla Sky» gemeinsam vor der Kamera stand. Die Spanierin wiederum spielt in «The Counselor» zum ersten Mal seit „Vicky Cristina Barcelona“ in einem Film, bei dem auch ihr Partner Javier Bardem mit an Bord ist. Dann wären da noch die «12 years a Slave»-Co-Stars Brad Pitt und Michael Fassbender. Und Brad Pitt ist schliesslich der Lebensgefährte von Angelina Jolie, womit der Kreis wieder geschlossen wäre und der Beweis erbracht, dass der Film hochkarätig besetzt ist. Doch «The Counselor» beweist leider auch, dass eine gute Cast nicht über ein schlechtes Drehbuch hinwegzutäuschen vermag. Oder dass ein guter Schreiber auch nicht immer liefern kann. Die Story stammt nämlich aus der Feder von Cormac McCarthy, der mit seinem Roman «No Country für old Man» berühmt wurde, nicht zuletzt aufgrund der tollen Inszenierung der Coen-Brüder.

 

 Bild 1: The Counselor und (Bild 2) seine Verlobte. (Mit Maus über Bild fahren)

 

Warum ist «The Counselor» nun eigentlich so schlecht? Dafür fallen einem spontan mehrere Gründe ein: Flache Sprüche, eindimensionale Charaktere und eine doch pseudo-unvorhersehbare Story, die leider nicht derartig schockiert, wie sie eigentlich möchte. Fangen wir aber vorne an. Da wäre zum einen Prince Charming (Michael Fassbender), der namenlose Titelheld unserer Geschichte. Sie nennen ihn zwar alle «Counselor» aber beraten tut er weniger, dafür umso mehr Rat einholen. Schliesslich hat der Klunker für seine Verlobte (Penelope Cruz) einiges gekostet und man(n) möchte nebenbei noch ein Zweiteinkommen, was eignet sich also besser als der Drogenhandel in Mexiko? Vermutlich alles. Wer so einen Ratschlag unüberlegt annimmt, kann in der Tat kein guter «Counselor» sein, doch diesen Aspekt hat der Filmemacher gekonnt ignoriert. Umso mehr Mühe wurde darin investiert, besonders cool zu wirken und zu klingen. Sprüche wie «Ich traue ihr nicht», «Zum Glück nicht, schliesslich ist sie eine Frau» oder «Bist Du wirklich derart gefühlskalt?», «Die Wahrheit kennt keine Temperaturen» und «Können wir die Diamanten in China verkaufen?», «Klar, Diamanten kannst du sogar auf dem Mars verkaufen», werden am Laufbahn rezitiert. Leider ohne irgendeine klitzekleine Prise Ironie. Die würde alles retten. Sogar Cameron Diaz‘ Auto-Szene. Zu der soll hier nicht viel mehr gesagt werden ausser: auch Autos können ihre Jungfräulichkeit verlieren. Und dann gibt es noch eine Szene, die derart brutal ist, dass nicht hingesehen werden kann, obwohl jeder Zuschauer sich die Szene circa eine Stunde zuvor irgendwie vorgestellt hat.

 

Bild 1: Javier Bardem zeigt mal wieder Mut zur Frisur und was Cameron Diaz mit derm Auto vor hat, schaut man sich am besten selbst an. (Mit Maus über Bild fahren)

 

Es ist eine Extremität, mit der «The Counselor» nonstop auffährt, aber die so aufgezwungen wirkt, dass man nur noch lachen kann. In dieser Hinsicht erinnert der Film an Miley Cyrus. Wer nur der Provokation wegen provoziert, ist irgendwie sehr langweilig. So auch dieser Film, was sehr schade ist. Schade der guten Darsteller wegen, schade des ansonsten sehr talentierten Autors wegen und vor allem schade wegen Regie-Genie Ridley Scott. Dieser erlitt während der Dreharbeiten aber einen schwierigen Schicksalsschlag: Sein Bruder Tony, ebenfalls Regisseur, verübte Selbstmord. In diesem Sinne sei ihm alles verziehen. Wir wünschen Dir deshalb alles Gute, Ridley, und freuen uns schon auf deinen nächsten Film.

 

  • The Counselor (2013)
  • Regie: Ridley Scott
  • Drehbuch: Cormac McCarthy
  • Besetzung: Cameron Diaz, Michael Fassbender, Penelope Cruz, Brad Pitt, Javier Bardem
  • Dauer: 117 Minuten
  • Ab 28. November im Kino

 

Bilder: © 2013 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.

Tanja Lipak / Do, 28. Nov 2013