Eins, Zwei, Clownerei

Movie-Kritik: ES
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© Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

In der Kleinstadt Derry werden sieben Schulkinder Opfer von Missbrauch, Mobbing, Gängeleien und manchmal sogar handfester Gewalt. Sie schliessen sich zur Gruppe der «Verlierer» zusammen, nur um einem neuen Tyrannen gegenüber zu stehen. Unabhängig voneinander widerfahren ihnen zunächst wenig greifbare Schrecken, hinter denen sie jedoch eine gemeinsame Ursache vermuten. Während sie die Erscheinung eines abgrundtief hässlichen Clowns zu ergründen versuchen, fällt ihnen ein Muster auf. In der Vergangenheit wurde Derry alle 27 Jahre von einer Mordserie heimgesucht, der mehrheitlich Kinder zum Opfer fielen, und alle Spuren führen in die Kanalisation. Doch ihre Aussichten, dem Clown das Handwerk zu legen, stehen denkbar schlecht. Es kennt ihre tiefsten Ängste und setzt diese gnadenlos gegen sie ein. 

 

Wider der PG-13

 

Und nun, genau 27 Jahre nach dem TV-Zweiteiler, kehrt «ES» zurück. Diesmal auf die Grossleinwand, was man dem Streifen im Zeitalter der aufgestockten Fernsehbudgets höchst selten anmerkt. Dafür ist der Film in den USA erst ab 18 und hierzulande ab 16 Jahren zugelassen, was das Gruseln gegenüber der Miniserie herrlich steigert. Die Handlung wurde von 1958 nach 1988 verlegt. Da es auch damals noch keine Handys und kaum Computer gab, hat diese Aktualisierung auf die Geschichte keinen Einfluss. Einzig die New Kids On The Block wurden grandios eingearbeitet. 

 

Da ist etwas in der Kanalisation. (© Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.)

 

War Es im Roman von 1986 noch namenlos, legen sich die Macher hier auf den tanzenden Clown Pennywise fest, der jedoch im Grunde bloss für eins von vielen Gesichtern des Monsters steht. Bill Skarsgård geht auch anders an die Rolle heran als sein grossartiger Vorgänger Tim Curry. Sein Es macht sich gar nicht erst die Mühe, die Kinder um den Finger zu wickeln, sondern labt sich wann immer möglich an deren Furcht. Wegen der vielen Effekte bleibt ihm ausser dämlich-psychopatischen Grinsen und wildem Kopfschütteln nicht viel Spielraum; im Mondschein begegnen möchte man dem Killerclown dennoch nicht. 

 

ES will doch nur spielen!

 

Die Starpower von Skarsgård wird von der Schminke weitgehend neutralisiert, und wie für das Genre des Coming-Of-Age-Films üblich (welches «ES» wie kein anderer Roman ausschlachtet), sind Erwachsene für die Handlung weitgehend unerheblich. Der Film kann darum kaum mit bekannten Namen punkten, aber dennoch wachsen einem die sieben Zwerge ans Herz. Besonders herausragend ist die Darbietung von Sophia Lillis. Sie spielt das einzige Mädchen der Gruppe und sieht obendrein viel erwachsener aus als die sechs Jungs – obwohl die Darsteller alle gleich alt sind. 

 

Wie schon 1990 wird der 1138 Seiten starke Schockroman zweigeteilt, wartet aber trotzdem mit einem stimmigen Ende auf. Auch wenn der Ausgang des ungleichen Duells längst bekannt ist, sei er an dieser Stelle nicht verraten. Darum soll auch manches, das nach dem Film zu sagen wäre, vorerst unerwähnt bleiben. Man kaufe sich ein Ticket und begebe sich auf eine Reise durch traumatisierte Kindheiten. Es gibt Ballone und Popcorn. Hereinspaziert!  

 

In seinen besten Momenten ist «ES» ergreifend, heldenhaft, und mitreissend. Nur an wenigen Stellen nerven die inflationär platzierten Ostereier und die Musik, die einem – völlig unnötig – ständig erzählen will, wann man gefälligst Angst zu haben hat. Zuviel wird es aber nie, denn am Ende hat man nicht genug. 

  • ES (USA, 2017)
  • Regie: Andy Muschietti
  • Besetzung: Bill Skarsgård, Jaeden Lieberher, Sophia Lillis
  • Laufzeit: 135 Minuten
  • Kinostart: 28. September 2017

 

Mike Mateescu / Do, 28. Sep 2017