Der Bruder des Fighters

Movie-Kritik: Out of the Furnace
Bildquelle: 
Im Verleih von Ascot Elite

Fairness im Leben ist Glückssache. Oder Ansichtssache. Und diese könnte bei den Brüdern Russel (Christian Bale, «The Dark Knight»-Trilogie) und Rodney (Casey Affleck, «The Assassination of Jesse James by the coward Robert Ford») nicht unterschiedlicher sein. Ihre Chancen als Söhne eines Blue-Collars Arbeiters sind eher mickrig, wenn nicht gar inexistent. Während Rodney, der junge Wilde, seinen Weg in der Armee sucht, baut sich Russell eine kleine, aber ehrliche Existenz auf, indem er in die Fussstapfen des Vaters tritt und sein Geld im Stahlwerk verdient. Doch ein tödlicher Unfall verändert das Leben beider Brüder für immer.

 

Während Russel seine Zeit im Gefängnis abbüsst, gerät Rodney immer weiter auf die schiefe Bahn. Mit Kleinstadtgangster John Petty (Willem Dafoe, «The Grand Budapest Hotel») möchte der inzwischen Arbeitslose Geld verdienen, indem er sich für abgesprochene Boxkämpfe buchen lässt. Doch Rodney’s Spielsucht und Rastlosigkeit treibt ihn immer weiter bis er schliesslich an Meth-Boss Harlan DeGroat (Woody Harrelson, «The Hunger Games») gerät. Und so muss Russell - frisch aus dem Gefängnis - erneut seinen kleinen Bruder retten.

 

 

Die Rolle als Bruder des Fighters in David O. Russels mehrfach gekrönten «The Fighter», bescherte Bale seinen ersten (weitere werden bestimmt folgen) Oscar. Nun spielt der Ausnahmeschauspieler erneut eine verwandte Rolle, doch mit völlig anderem Auftritt. Der Part des Russels, hätte sehr einfach als eine stereotypische Jason Statham Rolle interpretiert werden können, doch Bale baut seine Darstellung in eine Charakterstudie um. Unterstützt von einem unglaublich starken und intensiven Cast bestehend aus Harrelson, Dafoe, Affleck und Forest Whitaker («The last King of Scotland») als Kleinstadtpolizeichef und Zoe Saldana («The Words») als Russels Freundin Lena, besticht Bale als einsamer Rächer fernab von Gut und Böse.

 

 

Und gerade dies macht den Film aus. Seine unerbittliche Ehrlichkeit, Zielgradigkeit und Schlichtheit entwickelt eine unentbehrliche Sorgkraft. Bildsprache, Schnitt, Schauspiel, Musik und Dialog harmonieren auf sehr hohem Level. Da gibt es nichts Gekünsteltes, Manipulatives, Verherrlichendes zu finden. Die Bilder und Story sind roh, bitter, schmutzig und konsequent umgesetzt. Ein Roadmovie quasi, das als Racheepos den Western neu interpretiert, auch wenn sich die Geschehnisse in einem überschaubaren Radius ereignen.

 

Diese atmosphärische und intensive Tour-de-Force zeigt, wie viel mit sehr wenig machbar ist, vorausgesetzt, die Mannschaft gehört zur Creme-de-le-Creme. Am besten vergleichbar mit «Killing them Softly» (insbesondere aufgrund des im Hintergrund laufenden Wahlkampfs von Obama), zeigt «Out of the Furnace » bewegendes Sozialdrama, das als Actionfilm umgesetzt für grosse Spannung und viele Emotionen sorgt. Ein Film für Kopf, Herz und Auge. Ein sehr empfehlenswerter Film.

 

 

  • Out of the Furnace (2014)
  • Regie: Scott Cooper
  • Besetzung: Christian Bale, Casey Affleck, Woodey Harrelson, Forest Whitaker, Willem Dafoe, Zoe Saldana
  • Dauer: 119 Minuten
  • Ab 3. Juli im Kino

 

Bilder: Im Verleih von Acote Elite

 

Tanja Lipak / Do, 03. Jul 2014