Das Ende der Skywalker-Saga

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers
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© Walt Disney Schweiz

Etwa ein Jahr ist seit dem Kampf mit der Ersten Ordnung vergangen und die dunkle Seite der Macht ist fleissig dabei, die Letzte Ordnung zu installieren, um die Galaxie endgültig zu unterjochen. Doch die Rebellen um Rey, Leia, Poe, Finn und Chewbacca denken nicht daran, sich geschlagen zu geben. Nach dem Tipp eines Spions aus den Reihen der Letzten Ordnung macht sich eine kleine, aber eingeschworene Gruppe unter der Führung von Rey, auf die Suche nach dem sagenumwobenen Sith-Planet Exegol, den einst Luke Skywalker schon vergeblich zu finden versuchte. Dort sollen sich die Basis sowie der grosse Strippenzieher verstecken. Für den Zugang wird ein Sith-Schlüssel benötigt. Davon existieren jedoch nur noch zwei Stück. Einen davon hat sich Kylo Ren geschnappt, um den Weg in die Zentrale zu finden. Dort hat er Antworten bekommen, die ihm gar nicht gefallen. Er sieht sich vor einer einschneidenden Entscheidung. Soll er Rey töten und damit zum Herrscher der Galaxie aufsteigen und genau so handeln, wie es von ihm erwartet wird. Oder soll er sich von der dunklen Seite abwenden, quasi die Fäden des Marionettenspielers trennen? Und was genau ist diese deutlich spürbare Verbindung zwischen ihm und der Rebellenkämpferin? Inzwischen versucht Rey immer noch ihre Wurzeln zu finden, gegen ihre innere Zerrissenheit zu kämpfen und zu erfahren, wieso die Macht so stark in ihr ist.

 

Würdevoller Abschied von Leia

 

Der visuell beeindruckende Abschluss der dritten «Star Wars»-Trilogie ist ein nostalgisches Werk, das voller kleiner, grösserer und riesiger Anspielungen auf seine Vorgänger ist und viel Fanservice liefert. Schliesslich geht es auf dem internationalen Kinomarkt um viel Geld, da macht es durchaus Sinn, auf altbekannte Elemente zu setzen, selbst wenn das der einfache Weg ist. Allerdings verliert das Autorenteam darüber doch nicht die Story aus den Augen und bringt die Trilogie beziehungsweise die komplette Skywalker-Saga sauber zu einem Ende, ohne lose Enden zu fabrizieren. Die Lichtfigur Rey (Daisy Ridley) und ihr Gegenpol Kylo Ren (Adam Driver) sind Dreh- und Angelpunkt und treiben zu jederzeit die Geschichte voran, bis zum durchaus befriedigenden Ende. Weiter sorgt besonders der würdevolle Abschied von der verstorbenen Carrie Fisher alias Leia Organa für einen wichtigen Twist und einen runden Abschluss der liebgewonnen Figuren der Ur-Trilogie, ist sie doch im filmischen Kosmos die letzte Überlebende aus dem Trio Skywalker/Organa/Solo. Leias Tod – und das ist kein Spoiler, weil durch Fishers Tod eh bekannt -, fügt sich behutsam in die Geschichte ein.

 

Die Stärken von «Star Wars» sind seit jeher die unterschiedlichen, mit teils skurrilen und amüsanten Lebewesen bevölkerten Welten. Diese sind auch im Abschluss liebevoll gestalltet. Vom Sandplanet Pasaana über die wilde See von Kef Bir inklusive Wrack eines Todessterns bis zur verschneiten Bergwelt von Kijimi. Selbst Endor darf noch einmal grün leuchten. Hätte man aber die Handlungen von «Die letzten Jedi» und «Der Aufstieg Skywalkers» zusammengenommen und anders arrangiert, hätte vielleicht die eine oder andere Welt, von der man gerne mehr gesehen hätte, auch ensprechenen Platz bekommen. Aber so subjektiv dieser Eindruck ist, so geschickt bedienen die Planeten die Nostalgie der Serie. Einerseits waren die vier Elemente Wasser, Feuer, Erde und Luft bei «Star Wars» in der Vergangenheit oft vertreten und sind Teil der spirituellen Jedi. Andererseits waren Kämpfe auf Wasser schon da, Sandwüsten ebenfalls, Schneelandschaften sorgten in wichtig Momenten für mehr als nur ein Frösteln innerhalb des Kosmos’ und so fühlt man sich mehrfach an ältere «Star Wars»-Filme erinnert. So wird die Nostalgie herzhaft angezapft. Diese Gratwanderung zwischen jungen Kinogängern, die möglicherweise die vorherigen Filme gar nicht kennen, und kritischen, langjährigen Fans ist gar nicht so einfach, gelingt dem Abschlussfilm aber recht gut. Zudem hatte «Star Wars» immer repetitive Elemente, beispielweise den Tod einer wichtigen Figur in der jeweiligen Eröffnungsfilmen der Trilogien.

 

Verneigung vor der eigenen Legende

 

Im Endeffekt ist «Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers» eine Verneigung vor der eigenen Legende und viele Elemente sind unvermeidbar von der Ur-Trilogie beinflusst. Das darf man durchaus als Mutlosigkeit bezeichnen und es wäre sicher mehr aus den Figuren zu holen gewesen. Es zeigt aber auch den gesunden Respekt vor der Grösse, die «Star Wars» im Genre noch immer hat. Eigentlich war schon bei «Das Erwachen der Macht» klar, dass kritische Stimmen unvermeidlich sein würden. Bei der Wucht eines solchen Namens in Kombination mit der sekundenschnellen Möglichkeit über das Internetfeedback in alle Richtungen zu geben, wäre ein unisono Lobgesang verwunderlich gewesen. Allenfalls wäre vor diesem Hintergrund über die gesamte Trilogie gesehen die bessere Entscheidung gewesen, ein Regisseur hätte die Geschichte von A bis Z konsequent erzählt und die Fäden in der Hand gehalten. Auf die andere Seite hat das nicht einmal George Lucas bei der Ur-Trilogie gemacht. So musste J.J. Abrams («Lost», «Super 8») - nach dem Auftakt erneut im Regiestuhl – beim Abschluss einige storytechnische Korrekturen bei der übergreifenden Story machen, dann aber dreht er nach Herzenslust am Tempo. Man hat das Gefühl, dass mit Abrams ein Fan die Fäden in der Hand hielt und optiwsch hat «Star Wars» noch nie so gelänzt. So bekommen ziemlich alle offenen Handlungsstränge ihren Abschluss und die Skywalker-Saga einen durchaus würdigen Abschluss. Oder doch nicht? Schliesslich heisst der Film «Der Aufstieg Skywalkers». Man weiss nie, was im «Star Wars»-Universum passiert.

 

Mit «Der Aufstieg Skywalkers» schliesst sich ein Kreis, der vor über 45 Jahren als visonäre Idee begonnen hat.

 

  • Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers (USA, 2019)
  • Regie: J.J. Abrams
  • Darsteller: Daisy Ridley, Lupita Nyong’o, Adam Driver, Oscar Isaac, John Boyega, Ian McDiarmid, Billie Lourd, Keri Russell, Ewan McGregor, Harrison Ford, Mark Hamill
  • Laufzeit: 142 Minuten
  • Im Handel: 16. April 2020 und ab 4. Mai bei Disney+

 

Bäckstage Redaktion / Sa, 02. Mai 2020