«Star Wars» oder wer sind die letzten Jedi?

DVD-Kritik: «Star Wars: die letzten Jedi»
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Mit einem neuen «Star Wars»-Film durfte 2015 die Macht neu erwachen und den Auftakt in eine neue Trilogie markieren. Mit «Star Wars: die letzten Jedi» geht die Geschichte nun weiter. Die Voraussetzungen sind klar. Der Widerstand um Leia Organa (Carrie Fisher) befindet sich im entscheidenden Gefecht mit der Neuen Ordnung und deren Anführer um Hitzkopf Kylo Ren (Adam Driver) bzw. Supreme Leader Snoke (Andy Serkis). Derweil ist die impulsive Rey (Daisy Ridley) bei Luke Skywalker (Mark Hamill) angekommen. Der Jedi-Meister lebt zurückgezogen auf einer Insel im Meer, weil er tiefe innere Konflikte austrägt, nachdem er Ben Solo ausgebildet hat und dieser sich trotzdem zu Kylo Ren gewandelt und dem Imperium bzw. der Neuen Ordnung angeschlossen hat. Obwohl ihm Leia nie einen Vorwurf gemacht hat, gibt sich Luke die Schuld für den Anschluss ans Imperium. Rey dagegen hält Luke für die letzte Hoffnung im Kampf für die Galaxis und bringt Luke schliesslich so weit, sie auszubilden. Aber Luke spürt die immense Macht in der jungen Frau und zweifelt. Rey erkennt frustriert, dass Luke nicht mehr der Mann aus den Legenden ist und verlässt die Insel. 

 

Inzwischen sind der ehemalige Stormtrouper Finn (John Boyego) und die Technik-Spezialistin Rose (Kelly Marie Tran) auf einer halsbrecherischen Mission, um mittels eines Codeknackers in das zentrale Schlachtschiff der Neuen Ordnung einzudringen und es auszuschalten, damit die Rebellen entkommen können. Zeitgleich trifft Rey ein zweites Mal auf Kylo Ren und versucht in einem wuchtigen Kampf an das Gute in ihm zu appellieren. Da die beiden durch die Macht mental verbunden sind und über weite Distanzen kommunizieren können, glaubt Rey in die Seele von Kylo Ren zu blicken. Doch sieht sie die wahre Seele von Ben Solo oder macht er ihr etwas vor? Leia führt parallel die Rebellen auf einen längst vergessenen Stützpunkt. Dabei werden sie von der Neuen Ordnung geortet und verfolgt. Es kommt zum Kampf in der Salzwüste. 

 

Rey wird von Luke Skywalker ausgebildet und nutzt dazu sein Laserschwert. (© Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved)

 

Vordergründig enttäuscht «Star Wars: die letzten Jedi» nicht. Die Schlachten sind da, die altbekannten Charaktere grösstenteils ebenfalls und ein Grunzen von Chewbacca ist wie das Rufen eines alten Freundes. Optisch sieht der Film hervorragend aus, strahlt glasklar. Damit ist nicht nur die hohe Bildqualität gemeint, die darf man inzwischen schlicht erwarten. Es sind mehr Bildsprache bzw. -komposition und Inszenierung, die oft für Erstaunen sorgen. Etwa bei den Sequenzen rund um Luke und Rey, die in Irland gedreht wurden, in denen die steinige Insel fast mystisch wirkt, was dann durchaus zum Jedi-Orden passt, für den Luke einen Tempel eingerichtet hat. Der grosse Kampf im endlosen Weiss der Salzwüste ist optisch berauschend und schlicht Eye-Candy. 

 

Woher kommt die Macht in Rey?

 

Der Film von Rian Johnson («Brick», «Looper») ist mit einer Spielzeit von über 150 Minuten der längste im «Star Wars»-Universum. Abgesehen von einigen Längen im Eröffnungskampf fällt das jedoch kaum auf. Geschickt lenkt der Film schnell in die übergerodete Thematik und kümmert sich um die Figuren. Da ist der innere Kampf von Kylo Ren, der nicht so recht weiss, wo er hingehört, durch seine kaum kontrollierbare Wut aber seine ganze Energie in den Kampf gegen die Rebellen steckt, obwohl das wahrscheinlich eher ein Stellvertreterkrieg ist. Einzig Rey scheint in ihm eine Wandlung zu kitzeln. Wieso, bleibt aber (noch) offen und die Hintergründe werden wir wohl erst im letzten Teil der Trilogie erfahren. Genau wie die wahre Herkunft der so mächtigen Heldin. Kylo Ren ärgert sie zwar mit einer belanglosen Geschichte zu ihren Eltern, aber das wirkt im Film eher wie eine Lüge. Daher bleibt in diesem Punkt nicht nur vieles offen, sondern man denkt als Zuschauer darüber nach, wieso Rey so eine starke Macht in sich hat. Leia kann kaum ihre Mutter sein, ohne davon zu wissen. Die Schwester von Kylo Ren dürfte sie ebenfalls nur schwierig sein, selbst wenn sie die Tochter von Han Solo wäre, denn der zählt nicht zum Jedi-Orden. Woher soll also die starke Macht kommen? Vielleicht ist Rey die Enkelin von Obi-Wan Kenobi? «Star Wars» erlaubt noch immer das muntere Spekulieren. 

 

Luke und R2D2 vor den Trümmern einer Hoffnung. (© Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved) 

 

«Star Wars: die letzten Jedi» ist der Mittelteil der Trilogie und hat automatisch die Aufgabe, die Geschichte weiterzuerzählen, aber gleichzeitig die Neugier auf den Abschluss zu wecken. So ist es nicht zu viel verraten, dass sich die Rebellen wie ein Phoenix aus der Asche erheben, aber nicht klar ist, wie es weitergeht. Zwar stiess der Film in Fankreisen nicht nur auf Wohlwollen, zu stark an die Original-Trilogie sei er angelehnt. Tatsächlich gibt es Parallelen, aber eine Kopie ist der Film keineswegs. Dazu kamen Produktionsprobleme, die schliesslich zum Tausch auf dem Regie-Stuhl führten. Rian Johnson hat seinen Job aber sehr gut gelöst. Allerdings ist da noch ein Faktor, der Fans der Sternen-Saga mitten ins Herz getroffen hat. Der plötzliche Tod von Fan-Liebling Carrie Fisher. Sie ist in «Die letzten Jedi» der ruhende Pol und die Produzenten haben in Rücksprache mit der Familie entschieden, dass Carrie Fisher nicht digital in den nächsten Film eingesetzt wereden soll. Das bedeutet, dass Leia Organa irgendwie würdevoll aus der Kult-Reihe geschrieben werden muss. Die Zeichen weisen nach «Star Wars: die letzten Jedi» auf ein furioses Finale, das Antworten liefern dürfte, ja sogar muss. Die Handlungsstränge deuten klar darauf hin. 

 

Rian Johnson und allen aus dem Team ist ein Film gelungen, der viel Spass macht und sich mühelos in das «Star Wars»-Universum integriert. Kleine Fehler hatten alle bisherigen acht Filme, gestört hat es nie. Im Gegenteil, das ist ein Teil des Charmes von «Star Wars».

Auf der Blu-Ray, die wir zur Besprechung zur Verfügung hatten, ist eine grosse Ladung Extras enthalten. Darunter ein Audiokommentar von Regisseur Rian Johnson, Hintergründe zu Szenenanalysen und zum Teil sehr interessante zusätzliche Szenen. 

 

  • Star Wars: die letzten Jedi (USA 2017)
  • Regie: Rian Johnson 
  • Darsteller: Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Adam Driver, Mark Hamill, Carrie Fisher, Simon Pegg, Lupita Nyong’o, Domhnall Gleeson, Anthony Daniels, Laura Dern, Benicio Del Toro, Frank Oz 
  • Laufzeit: ca. 152 Minuten
  • Im Handel: ab 12. April 2018

 

Bäckstage Redaktion / So, 15. Apr 2018