All We Need Is Love

Filmkritik: Silver Linings Playbook
Bildquelle: 
Im Verleih von ASCOT ELITE

Liebe Leserin, lieber Leser

 

Gewiss hast Du schon von dieser Komödie gehört, die bereits jetzt als heisser Oscar-Anwärter gehandelt wird. Und falls nicht, so lass dir sagen: «Go Bradley & Jennifer, Go!». Du wirst dir vermutlich deinen Teil denken, wenn ich diese Darsteller so leidenschaftlich anfeuere. Du musst aber wissen: Ein Team zu haben und dieses während eines Wettkampfes zu unterstützen, ist eins der zentralen Themen in «Silver Linings Playbook», dem Debütroman von Matthew Quick. Der verstorbene Regisseur und Produzent Sydney Pollack («The way we were», «Three Days of The Condor») sicherte sich die Filmrechte und holte David O’Russell («I Heart Huckabees», «Three Kings») für die Regie ins Boot. Dieser hat den Stoff nun fürs Kino adaptiert. Die Hauptrolle spielt Bradley Cooper, welcher dir bereits aus der «Hangover»-Reihe und Filmen wie «Limitless» oder «The Words» bekannt sein dürfte. Jedenfalls spielt Cooper Pat Solatano, der gerade frisch aus der Nervenheilanstalt entlassen wurde und wieder bei seinen Eltern haust. Diese werden von Robert De Niro («Limitless», «The Godfather») und Jacki Weaver («Animal Kingdom») gespielt.

 

 Bild 1: Pat mit seinen Eltern, Bild 2: Pat und Tiffs Date mit Tee und Muesli

 

Nach seiner Freilassung möchte Pat wieder mit seiner Frau Nikki (Brea Bee) zusammenkommen, doch dies ist aufgrund einer einstweiligen Verfügung gegen Pat nicht möglich. So nützt Pat die Zeit bis zum Ende der Verfügung, um ein besserer Mensch zu werden. Dies gelingt ihm ganz gut, bis er auf einer Dinner-Party Tiffany (Jennifer Lawrence, «The Hunger Games», «X-Men: First Class») trifft. Die junge Witwe lebt ebenfalls wieder bei ihren Eltern, nachdem sie ihren Job verloren hat. Die beiden Aussenseiter freunden sich auf skurille Weise an und unterstützen sich damit gegenseitig auf ihrem Weg in ein normales Leben.

 

O’Russell holt das Beste aus Cooper und Lawrence raus

 

«Ah, wieder so eine „Aussenseiter in Love»-Schnulze“, magst du jetzt vielleicht denken. Und ja, die Story ist sicherlich nicht unvorhersehbar, aber sie unterhält trotzdem tadellos. Wie du bereits weisst, war David O’Russell für die Verfilmung zuständig. Sein letzter Film «The Fighter» punktete ja genauso wenig mit überraschenden Wendungen, war aber äusserst amüsant und lustig. O‘Russell hat ein Händchen für unbeabsichtigten Humor, der meist durch schwierige Situationen erzeugt wird. Und «Silver Lining Playbook» ist voll davon. Deshalb war O’Russell genau der Richtige für den Job. Und er holte zweifelslos das Beste aus Cooper und Lawrence heraus. Cooper sah man zuvor in keiner Rolle als emotionales Wrack mit Aggressionsproblemen. Und Lawrence spielte mit nur 21 Jahren die impulsive Tiffany, die im ursprünglichen Roman eigentlich Ende Dreissig wäre.

 

 Bild 1: Pat bei seinem Therapeuten Cliff, Bild 2: Tiffany und Pat lernen sich kennen

 

Diese kleine und einige weiteren Anpassungen, insbesondere was die Handlung betrifft, sind freudige Glückstreffer. Denn anstatt die Geschichte 1:1 zu verfilmen, modifizierte O’Russell sie, um ihr ironischerweise einwandfrei treu zu bleiben. Wer das Buch kennt, wird den Film deshalb lieben. All die wichtigen Szenen und Momente wurden beibehalten, die Nebenfiguren auf ihren essentiellen Kern reduziert und mit neuen Dialogen umrundet. Anupam Kher («Kick it Like Beckham») als Pats Football-liebender Therapeut Cliff Patel ist eine Wucht. Chris Tucker («Rush Hour») würde manch einer nicht in einer solchen Verfilmung erwarten und doch ist seine Interpretation von Pats Heilanstaltskumpel Danny mehr als passend. Das Ensemble ist durchwegs sehr gut gewählt und hilft, genauso wie der Schluss und all die kleinen Momente und Gesten, die Story bis zum Finale zu navigieren. Ja, der Pat aus dem Buch würde diesen Film mögen, sehr sogar.

 

Wie du siehst, bin ich nun auch nur ein weiterer Fan dieses Filmes. Dies überrascht dich wahrscheinlich nicht, hingegen die Tatsache, dass ich mich in Form eines Briefes an dich wende, vielleicht schon. Dies tue ich aus folgendem Grund: Durch ihre Schwester Veronica (Julia Stiles, «Ten Things I hate about You») kann Tiffany mit Nikki Kontakt aufnehmen. Mit Tiffany als «Mittelsfrau» tauschen Nikki und Pat schliesslich - trotz der einstweiligen Verfügung - Briefe aus.

 

Weshalb also nicht auch ich mit dir? Vielleicht bekommst auch du den gleichen Gesichtsausdruck wie Pat, als er einen von Nikkis Briefen liest und endlich «z füfi abe g‘heit». Was ich damit sagen will? Vermutlich musst du dir den Film nun doch anschauen.

 

Viel Spass dabei.

 

Liebe Grüsse

Tanja

 

  

  • Silver Linings Playbook (USA 2012)
  • Regie & Drehbuch: David O‘Russell
  • Besetzung: Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Chris Tucker, Robert De Niro, Jacki Weaver
  • Buchvorlage: Matthew Quick
  • Laufzeit: 122 Minuten
  • Kinostart: 3. Januar 2012

 

Tanja Lipak / Mi, 02. Jan 2013