Johnny Depp als besonderer Aussenseiter

Movie-Klassiker: Edward mit den Scherenhänden
Bildquelle: 
Twentieth Century Fox Home Entertainment

Schon wieder schneit es. Vorher hat es hier nie geschneit. Aber seit Edward (Johnny Depp, «Dark Shadows», «Fluch der Karibik») auf dem Schloss ist, schneit es ab und zu. Und Peg (Dianne Wiest, «Passengers»)? Nun, sie verkauft wahrscheinlich wieder Kosmetikartikel und geht von Tür zu Tür, wie sie es früher stets getan hat. Ja, genau wie damals, als sie einmal nichts mehr verkaufen konnte und neue Kundschaft auf dem Schloss suchte. Dort fand sie ihn dann. Ganz vernarbt war sein Gesicht und er blickte sie traurig, ja sogar verängstigt an. Da Edward ein künstlich erschaffener Mensch ist und abgesehen von seinem «Vater» (Vincent Price), keinem Menschen je zuvor begegnet war, ist dies nur verständlich. Peg desinfizierte Edwards Narben und nahm ihn mit nach Hause. 

 

 

Bild 1: Wenn Edward mit Eisblöcken arbeitet, schneit es um ihn herum. / Bild 2: Der Mann mit den Scherenhänden als Schulprojekt. (Mit Maus über Bild fahren.)

 

Dort lebte er sich relativ rasch ein und seine Hände machten ihn zu einer Berühmtheit. Denn Edward war etwas Besonderes mit seinen Scherenhänden, die er von seinem Erfinder erhalten hatte. Eigentlich hätte er ja noch normale Hände bekommen sollen, doch sein «Vater» verstarb kurz vor dieser Operation. Doch nun machte Edward wirklich Gebrauch von seinen Scheren: Er schnitt im ganzen Quartier die Büsche in Form von Dinosauriern, Herzen oder gar Personen, wurde zum Meistercoiffeur und verzauberte Schüler mit seinen Scherenschnitten. Trotz seines grossen Erfolges blieb er aber im Herzen einsam, bis er Kim (Winona Ryder, «Black Swan»), die Tochter von Peg, traf. Edward verliebte sich sofort in sie, bewunderte ihre Schönheit und war bereit alles für sie zu tun. Doch Kim war bereits vergeben und empfand Edward als störend in ihrer Familie. Bis zu jenem Tag, als Edward für Kim und ihren Freund Jim (Anthony Michael Hall, «The Dark Knight») in ein Haus einbrach (er konnte mit seinen Scheren mühelos Türschlösser öffnen), die Polizei kam und ihn festnahm. 

 

Schnee als Lebenszeichen von Edward 

 

Danach ging es bergab mit Edward. Zwar mochte ihn Kim wegen seiner bescheidenen Art immer mehr, doch alle anderen aus dem Quartier versuchten ihn plötzlich los zu werden. Allen voran Jim. Am Weihnachtsabend dann schnitt Edward aus einem Eisblock einen Weihnachtsengel und liess es das erste Mal schneien. Kim tanzte unter den herabfliegenden Schneeflocken, während Edward immer weiter schnitt. Als er von der Leiter runter stieg, war ihm Kim so nahe, dass er beim Hinabsteigen ihre Hand traf. Blut tröpfelte auf den Schnee und das ganze Quartier versammelte sich daraufhin, um Edward davon zu jagen. Edward lief weg, zurück ins Schloss. Ob er noch da oben ist, weiss niemand. Doch es ist stark zu vermuten, schliesslich schneit es noch immer ab und zu, wenn Edward wieder einmal Eisblöcke in Skulpturen verwandelt.

 

Bild 1: Peg lässt keine Chance aus, um Kosmetik zu verkaufen und verirrt sich dabei in eine unheimliches Schloss. / Bild 2: Vincent Price spielt Edwards Vater. Price ist eines der grossen Idole von Tim Burton.  

 

„Edward mit den Scherenhänden“ ist ein Klassiker mit einem „Schöne und das Biest“-Plot. Dabei setzt Regisseur Tim Burton («Dark Shadows», «Alice im Wunderland») die einzelnen Charaktere und deren Umgebung sehr schön in Szene. Man sieht deutlich, wie sich die Figuren und mit ihnen das Wohnquartier im Laufe der Geschichte durch die Anwesenheit von Edward verändern und auch der Scherenmann selbst macht einen grossen Wandel durch. Überhaupt ist es der erste Film, den Johnny Depp und Tim Burton zusammen drehen und Johnny scheint wie geschaffen für diese Aussenseiter-Rolle. Um Edward spielen zu dürfen, musste er jedoch einiges tun: Zuerst galt es Tom Cruise und Robert Downey Jr., die sich ebenfalls für die Rolle beworben hatten, im Casting auszustechen und danach ganze 11 kg an Gewicht verlieren. Beides hatte er geschafft und wurde dafür mit dieser einzigartigen Rolle belohnt. Mit Tim Burton ist Depp bist heute eng befreundet und sie drehten danach sechs weitere Filme zusammen (u.a. «Charlie und die Schokoladenfabrik» und «Sweeney Todd»). 

 

Auch wenn der Film heute zu den Klassikern und damit zu einer älteren Generation gehört, ist das Thema (Aussenseiter wird herzlich aufgenommen, nur um dann wieder verstossen zu werden) immer noch sehr aktuell und wird bestimmt niemanden kalt lassen.

 

  • Edward Scissorhands (USA 1990)
  • Regie: Tim Burton
  • Darsteller: Johnny Depp, Winona Ryder, Dianne Wiest, Anthony Michael Hall u.a. 
  • Drehbuch: Caroline Thompson, Tim Burton
  • Dauer: 101 Minuten
Selina Berner / Mi, 26. Jun 2013