«Ein Schnupfen hätte auch gereicht»

Buchkritik: Ein Schnupfen hätte auch gereicht
Bildquelle: 
www.fischerverlage.de

Text von Birgit Corinne Steinger- Sørensen

 

 

Aus der Szenekneipe zum TV-Star. Gaby Köster kellnerte für ihren Lebensunterhalt bis zum raketenhaften Durchbruch im TV-Geschäft. Innert Kürze wurde sie zum Liebling der Comedyszene. 2008 wurde sie jedoch ebenso rasend wieder heruntergeholt aus dem Starhimmel.


Ab Ende der 90er-Jahre war Gaby aus dem TV-Programm von RTL nicht wegzudenken. Sie spielte in «Ritas Welt» die Hauptrolle der Rita Kruse und war fester Bestandteil des Teams von Rudi Carrells «7 Tage, 7 Köpfe». Mit ihrer Kölner Schnauze und Schlagfertigkeit brachte sie ein Millionenpublikum zum Lachen. Sie durfte zahlreiche Comedy-Preise in Empfang nehmen und war mit ihren Solo-Programmen auf Tour, schaffte den Spagat zwischen Fernsehauftritten und dem Leben als alleinerziehende Mutter. Sie geriet an ihre Grenzen, nahm jedoch die Warnsignale ihres Körpers nicht ernst.


Im Januar 2008 erlitt Gaby Köster einen schweren Schlaganfall: «Ich habe dreieinhalb Wochen im Koma gelegen und trotzdem schwöre ich Stein und Bein, dass ich einige Sachen im Unterbewusstsein mitbekommen habe. Zum Beispiel erinnere ich mich noch sehr gut an die Säge- und Bohrgeräusche als man mir die Schädeldecke entfernte.“ Sie musste erneut lernen zu sitzen, zu gehen, aber auch ein Stück Selbstständigkeit abzugeben. Gaby sieht es so: «Das Wichtigste ist eben, dass man sich für die kleinen Erfolge motiviert, obwohl einem der Teufel auf der Schulter höhnisch zuruft: Du kannst deine Hose alleine auf- und zumachen? Ist ja toll, das kann die kleine Zita auch schon mit vier Jahren! Ist ja irre! Diesen inneren Schweinesauhundsack muss man ignorieren, so gut es geht.»

In ihrem Buch erzählt Gaby von ihrer Karriere, von ihrer Erkrankung und von der Auferstehung einer Totgeglaubten. Denn die Medien haben sie nicht geschont, Bilder vom Kölner Friedhof gezeigt und getitelt: «Hier liegt Gaby Köster.»

 

 

Gaby Köster hat das Buch mit ihrem Freund Till Hoheneder geschrieben. Er hat ihren «fehlenden» Arm ersetzt und für sie getippt. Doch die Worte stammen eindeutig aus Gabys Mund, denn wer sie vom Fernsehen kennt, der hört sie sprechen beim Lesen dieses Buches. Ihr loses Mundwerk hat sie nämlich nicht verloren. Einen strukturierten Aufbau sucht man vergebens, ihre Gedankensprünge sind jedoch gut nachvollziehbar. «Geschrieben wie erzählt» trifft die Beschreibung wohl am besten. Ihr Ton macht das Buch so lesenswert, auch wenn ihre Lebensgeschichte durchaus nicht nur heitere Seiten kennt.

 

Sie spricht aber auch warmherzig von tiefen Freundschaften, ihrem Sohn und von einer starken Mutter- Tochter-Beziehung, die ihr immer wieder Kraft gaben wenn sie zweifelte.


Auch ihre besten Freunde bekamen einen Platz im Buch - Zeilen in denen sie beschreiben durften, wie sie die schlimmste Zeit im Leben des TV- Stars miterlebten. Bilder aus dem Leben der unverwüstlichen Gaby runden ihr Werk noch ab und geben einen schönen Eindruck von den Zeiten als alles noch ganz anders war.

Patrick Holenstein / Mi, 08. Feb 2012