Gitarrensound mit Verve: «Pogboy» von Fèlix Rabin

Kurz vorgestellt: Fèlix Rabin
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Titelbild: ©chiaraceccaioni

«Take a look in my Heart. Tell me what do you feel?», singt Fèlix Rabin im Song «Angels». Aus dem Kontext genommen rennt er mit der Zeile offene Türen ein, denn man hat in jeder Sekunde der EP «Pogboy» das sichere Gefühl, dass der junge Gitarrist sein Herz offen bzw. in die Musik legt. Man kann sein Herzblut leicht in den geschmeidigen Soli hören oder im charismatischen, bewusst in einem Retro-Touch angelegten Gesang. Und nicht zuletzt im soliden Aufbau der Songs – angefangen bei den Lyrics über die stillvollen Platzierungen von musikalischen Farbkleksen wie einem Sax und schliesslich bis zur Gitarre des Musikers, der sehr wahrscheinlich gerade dabei ist, die Welt zu erobern.

 

Lob von Quincy Jones

 

Wer ist dieser Fèlix Rabin, der seine Gitarre mühelos zwischen schwelgerisch und messerscharf zu dirigieren versteht? Geboren wurde Fèlix in Frankreich, lebt aber schon seit gut zehn Jahren in der Schweiz. 2013 hat er das Montreux Jazz Festival entdeckt und vier Jahre lang regelmässig im beliebten Jazz Cafe gejammt. Oft hat er eröffnet und regelmässig schloss er sich danach bekannten Namen wie Passenger oder Avishaï Cohen auf der Bühne an oder jammte mit Musikern aus den Begleitbands von Leuten wie beispielweise Lady Gaga. So hat Fèlix seine Skills langsam und durch viele Stunden auf der Bühne geschliffen. Ein grosses Lob bekam er in dieser Zeit von Legende Quincy Jones, der einen Auftritt sah und Fèlix an seinen Tisch bat, um ihm zu sagen, wie sehr er seine Musik möge. Danach unterhielten sich die beiden Musiker lange.

 

Fèlix Rabin - «Moving On»

 

2015 trat er erstmals unter dem Namen Fèlix Rabin auf und schnell wurde er über die Landesgrenzen hinaus gebucht. Ein persönlicher Meilenstein war für Fèlix die Gelegenheit, einen Abend im legendären 100 Club in der Londoner Oxford Street zu eröffnen. Einerseits, weil ihm die englische Musik und London sowieso nahe sind, andererseits, weil sich daraus einiges ergab. So war er als Opener mit Wishbone Ash unterwegs und konnte danach erstmals als Headliner eine Tour mit 50 Gigs spielen. Im Sommer 2019 reiste Fèlix nach Los Angeles, um die EP «Pogboy» zu beenden. «Ich arbeite schon seit Ewigkeiten daran und ich konnte es kaum erwarten, sie endlich fertigzustellen. Es war eine unvergessliche Erfahrung, mit unglaublichen Menschen in einigen der legendärsten Studios zu arbeiten und ich bin superstolz auf das Ergebnis», erinnert er sich. In der Zeit hat sich der Name der EP ergeben. Für Gitarrenexperten: Der Name der EP wurde von einem technischen Hilfsmittel abgeleitet. Félix erklärt: «Während den Aufnahmen, gab es einen Gitarrenpedal-Effekt, den ich am Ende häufig verwendete und der Pog genannt wird. Produzent Ross Hogarth gab mir darauf den Spitznamen Pogboy.» Hogarth hat bereits mit Ikonen wie Van Halen oder R.E.M. gearbeitet.

 

Zeitloser und frischer Sound

 

Das Jahr 2020 sollte für Fèlix zum Erfolg werden. Eine Tour mit der Blues-Gitarristin Samantah Fish war fest geplant, musste aber noch relativ am Anfang wegen Corona verschoben werden. Dafür ist mit «Pogboy» immerhin seine erste EP im Handel. Und die klingt zeitlos und frisch. Schnell schälen sich die Helden des jungen Gitarristen aus dem Sound. Jimi Hendrix, Gary Clark Jr. oder Pink Floyd nennt er selbst. Eric Clapton und Ry Cooder kann man mühelos auch erkennen und die Liste liesse sich unendlich fortsetzen. Das soll aber nicht bedeuten, dass Fèlix Rabin vergangenen Zeiten nachtrauert oder keine künstlerische Identität hat. Er nutzt nur die immense Kraft jener Phase der Musikgeschichte und wandelt sie in seine Essenz um. So sind gerade die beiden letzten, durchaus epischen Songs «Death» und «Gone» veritable Symbiosen aus der Liebe zur Rock- und Bluesmusik und den heutigen technischen Möglichkeiten. Wenn dann Fèlix mit der Gitarre minutenlang alles um sich herum vergisst, versteht man, dass er genau dort ist, wo er sein möchte. 

 

«Pogboy» ist nicht nur eine Verneigung vor der Geschichte, sondern ein Versprechen an die Zukunft und man ist fast sicher, dass Fèlix Rabin es halten wird.

 

Bäckstage Redaktion / Di, 29. Sep 2020