Musikerin Dana: «Das Schönste ist, dass ich es auch machen würde, wenn es nicht mein Beruf wäre»

Interview mit Dana
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Copyright: Stäcketöri Freiluft Festival, zVg

 

Beseelt, eigenständig und authentisch: Dana live zu erleben, macht einfach glücklich. Die Sängerin gehört zu den vielversprechendsten Pop-Musikerinnen der Schweizer Musikszene.

 

Beim Stäcketöri Freiluft Festival startete sie ihre Festivaltour 2024 - eine wunderbare Gelegenheit, die junge Bielerin zu treffen und ihr ein paar Fragen stellen. Im Interview mit Bäckstage erzählte Dana über ihren Werdegang, die Bedeutung ihrer Heimat und die Magie des Songwritings.

 

Dein Konzert heute ist das allererste deiner Festivaltour 2024, bist du aufgeregt?

 

Ja, schon ein bisschen. (lacht) Mal schauen, ob alles gut kommt.

 

Deine erste eigene Musik ist 2016 herausgekommen. Wie sehr hat sich dein Sound seither verändert?

 

Ich würde sagen sehr. Mein Geschmack hat sich verändert, mein Songwriting ebenso und die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, ebenfalls. Das hat alles einen Einfluss auf den Sound, aber jetzt bin ich näher dran denn je, den Sound zu machen, den ich wirklich machen möchte.

 

Du kommst aus Biel – Wofür steht deine Heimat für dich und welchen Einfluss hat sie auf deine Musik?

 

Biel war sehr wichtig, da ich in der Bieler Musikszene schon sehr früh Fuss fassen durfte und von Anfang an sehr vernetzt war. Biel ist klein und die Menschen dort sind offen. Das hat mir sicher einen Boost gegeben. Immer wieder nach Biel zurückzukehren und dort zu spielen, ist sehr schön für mich.

 

Wenn du dein Wohnort neu designen würdest, aus welchen Städten, Dörfern und Landschaften setzt du es zusammen?

 

Der Spirit von Biel in der Größe von Zürich, aber mit Meer und sehr viel Sonne und generell einem wärmeren Klima. (lacht)

 

 

Ich habe mit dem Songwriting angefangen, weil das für mich die Steigerungsform vom Tagebuchschreiben war und das ist auch heute noch so.

 

 

Du besingst in deiner Musik oft Erfahrungen, die du selbst erlebt hast. Inwiefern hilft dir die Musik, mit solchen Erfahrungen umzugehen?

 

Es hilft sehr. Ich habe mit dem Songwriting angefangen, weil das für mich die Steigerungsform vom Tagebuchschreiben war und das ist auch heute noch so. Durch das Umwandeln schwieriger Gefühle oder Erlebnisse in Musik kann ich mir selbst und anderen Kraft geben. Das finde ich etwas sehr Magisches.

 

Kannst du mit einem Gefühl abschliessen, wenn du einen Song fertig geschrieben hast, oder kommt das immer wieder hoch, wenn du ihn live singst?

 

Ich kann oft nicht komplett abschliessen, aber es ist wie ein Meilenstein eines Kapitels. Dann fängt ein neues Kapitel an. Jede Form der Verarbeitung hat mehrere Kapitel und nach jedem Song bin ich sicher ein Kapitel weiter. Es ist jedes Mal aufs Neue eine Konfrontation mit dem Thema, wenn ich den Song live singe.

 

Du bist immer wieder an verschiedenen Songwriting Camps dabei. Was reizt dich dran?

 

Ich komme gerade frisch aus einem Songwriting Camp aus Malta zurück. Das Coolste daran ist, dass man mit Leuten zusammenarbeitet, die man noch nie gesehen hat, und Songs erschafft. Das hat etwas Ultra-Verbindendes. Dabei ist es egal, woher die Leute kommen oder wie alt sie sind. Man findet eine gemeinsame Ebene und das hat etwas sehr Philosophisches, so zu merken, wie viel wir eigentlich gemeinsam haben, egal wie sehr wir manchmal das Gefühl haben, extrem unterschiedlich zu sein.

 

Was ist das Beste an der Schweizer Musikszene?

Ich liebe es, dass sie so familiär ist. Die Szene ist übersichtlich und man trifft alle irgendwann. Es ist wie eine grosse Familie. Das sagen auch alle bei den Swiss Music Awards, es ist wie eine Klassenzusammenkunft.

 

 

Die Repräsentation von Frauen muss sich dringend verbessern.

 

 

Was sollte sich im Musikbusiness verändern?

Die Repräsentation von Frauen muss sich dringend verbessern. Es ist immer noch ein grosses Problem, dass schon früh zu wenig Fokus auf die Förderung von Frauen gelegt wird. Das zeigt sich später auf Festivals, Bühnen und Line-ups, wo 2024 nur zehn Prozent der Acts weiblich sind. Das ist erschreckend wenig.

 

Wenn du dein eigenes Festival veranstalten würdest, welche drei Flinta Headliner würdest du buchen?

 

Spontan würde ich sagen Nola Kin, die finde ich richtig legendär. Dann würde ich sicher noch Teya buchen, eine meiner besten Freundinnen, und auf jeden Fall Joya Marleen.

 

Und es ist ja immer auch wichtig, Newcomer:innen Platz zu geben an Festivals, hast du da eine Empfehlung?

 

Junes ist ein krasser Zürcher Sänger. Seine Stimme haut einem einfach immer wieder um. Er ist der erste Geheimtipp, der mir in den Sinn kommt, weil er in den Medien und bei Konzerten noch viel zu wenig präsent ist, obwohl er ein unglaublicher Künstler ist. Ausserdem natürlich Nnavy aus der französischen Schweiz, dort ist sie schon ein richtiger Star und hier kennen sie noch viel zu wenig Leute, aber das wird sich ganz bald ändern.

 

Dana - «Mama Aren’t You Angry»

 

 

Was ist für dich das Schönste an deinem Beruf?

Das Schönste ist, dass ich es auch machen würde, wenn es nicht mein Beruf wäre. Es ist das Einzige, was ich jeden Tag machen möchte und was ich zum Glück mittlerweile auch meinen Beruf nennen kann. Es ist so oft unglaublich erfüllend und mit so viel Leidenschaft geprägt. Ich darf jeden Tag mit Freund:innen und Familie arbeiten und das ist für mich das Beste, was es gibt.

 

Was bedeutet die Musik für dich?

Für mich ist Musik Therapie. Sie ist ein magischer Ort, wie eine andere Dimension, in die ich eintauchen kann. Egal, ob ich Musik höre, die mir sehr gefällt, oder selbst Musik mache, es ist wie ein sicherer Raum für mich.

 

Was möchtest du mit deiner Musik erreichen?

Einer meinen Hauptzielen ist, dass Menschen, die sich mit den gleichen Themen beschäftigen oder von den gleichen Sachen betroffen sind, sich weniger allein fühlen. Gerade bei Tabuthemen probiere ich spezifisch darüber zu singen, damit eben diese Leute merken, dass sie voll nicht allein sind. Jeder meiner Songs ist ein Safespace für sich.

 

Wie würdest du deine Zuhörer:innen beschreiben?

Sehr unterschiedlich, von Alter, Geschlecht und Herkunft her durchmischt und das finde ich auch das Schöne dran. Aber spezifisch, weil ich eben selbst mal ein Teenie-Mädchen war, habe ich immer besonders Freude, wenn ich «Future Daughters» im Publikum sehe.

 

 

Für mich ist Musik Therapie. Sie ist ein magischer Ort, wie eine andere Dimension, in die ich eintauchen kann.

 

 

Welcher bereits existierender Song hättest du gerne selbst geschrieben?

 

Meine Go-To Antwort war immer «Ain’t No Sunshine» von Bill Withers und jetzt ist es wahrscheinlich «Scarlett» von Holly Humberstone.

 

Wie würdest du das perfekte Setting beschreiben, um deine Musik zu hören?

 

Für mich ist die Badewanne das perfekte Setting. Sie symbolisiert Gemütlichkeit, Selbstfürsorge und zur Ruhe kommen oder Trost finden. Deshalb glaube ich, dass die Badewanne ideal ist.

 

Wie möchtest du, dass deine Zukunft aussieht?

Hoffentlich so wie jetzt und noch mehr! Also immer Musik machen, mit meinen Liebsten zusammenarbeiten, immer mehr Konzerte spielen und noch ganz viele Lieder schreiben.

 

Was ist dein Lebensmotto?

Ich probiere immer meinem Bauchgefühl und meiner Freude nachzugehen, das ist schon immer ein Kompass für mich gewesen. Wo die Freude liegt, dort zieht es mich hin, und deshalb bin ich heute hier. Manchmal muss man einfach losgehen und aus Erfahrung lernen, egal ob man sich in dem Moment kompetent fühlt oder nicht. Man kann nicht darauf warten, bis man das Gefühl hat, alles im Griff zu haben und perfekt vorbereitet zu sein.

 

 

Das Schönste ist, dass ich es auch machen würde, wenn es nicht mein Beruf wäre.

 

 

Spielst du lieber auf grossen Bühnen oder auf kleinen?

Ich liebe es, auf grossen Bühnen zu spielen, aber ich finde auch sehr schön, wenn es sich abwechselt. Ich liebe es, auf Festivalbühnen so richtig Gas zu geben und nach einem Festivalsommer gibt es nichts, was ich lieber machen würde, als in Clubs zu spielen: Dort ist es ruhiger, es sind weniger Leute da, aber dafür ist es viel intimer und sie sind explizit gekommen, um uns zu hören.

 

Was braucht es, damit du dich auf der Bühne wohlfühlst?

Ich glaube das sind meine Leute von der Band. Ich spiele seit Ewigkeiten gemeinsam mit ihnen, seit Tag eins.

 

Was war das beste Konzert, dass du je besucht hast?

Spontan fällt mir Erykah Badu am Gurtenfestival und Jacob Banks am Zermatt Unplugged ein.

 

Welchen Song von dir würdest du den Leuten zeigen, die deine Musik noch nicht kennen?

Aktuell «Mama Aren’t You Angry», da es der neuste Song ist. Aber vermutlich werde ich in zwei Monaten sagen, die Single, die in zwei Monaten herauskommt. (lacht)

 

  • Künstlerin: Dana
  • Genre: Indie-Pop / Singer-Songwriter / Soul 
  • Aktuelles Album/EP: «Mama Aren’t You Angry» (Single), «Future Daughters» (2022)
  • Infos auf danamusic.ch

 

 

* Titelbild mit freundlicher Genehmigung von Stäcketöri Freiluft Festival

 

 

Celia Kruse / Di, 06. Aug 2024