«Eine neue Platte ist nie ein einfacher Prozess.»

Interview mit Eyebrows of Death
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Eyebrows of Death / © Driele Da Silva

Es ist ein milder Frühlingstag in Zürich als wir Noemi von Felten, Janosz Prelicz und David Schaufelberger von Eyebrows of Death zum Interview treffen. Die Band, deren Name auf ein Modelabel von Janosz zurückgeht, an das inzwischen nur noch das Logo der Band erinnert, experimentiert gerne mit Genres. Die Basis bildet dabei Folk in allen Facetten. Mit sechs Mitgliedern gehört dazu Disziplin. Diese ist der Band wichtig. Zudem erzählt das Trio von Schwierigkeiten beim Mischen der Harfe, wie sie beim Songwriting vorgehen, warum die Band von drei auf sechs Mitglieder gewachsen ist und wieso Ed Sheeran für einen besonderen Soundeffekt als Vorbild diente. 

 

Wie habt ihr euch als Band kennengelernt?  

Janosz: Moritz, der heute nicht hier ist, und ich haben ungefähr acht Jahre lang gemeinsam in verschiedenen Bands gespielt und beide haben wir an der Pädagogischen Hochschule studiert. Dort hatten wir eine Studentenband. Irgendwann kam der musikalische Leiter zu uns und meinte, er hätte etwas sehr Spezielles, nämlich eine Studentin, die Harfe spielt. Wir wussten natürlich nicht, ob das gut kommen würde. Ehrlich gesagt hatten wir bis dahin noch nie eine Harfe live gesehen, sondern nur davon gehört. Wir dachten zudem eher an Klassik. Aber es hat extrem gut funktioniert. So haben wir zu dritt eine Band gegründet und ohne grosse Erwartungen ausprobiert und getüftelt. Irgendwann wollten wir eine zweite Sängerin und so kam die beste Freundin von Noemi dazu. 

Noemi: Ich habe Anina gefragt, weil sie schon sehr lange und super singt und schon jahrelang Unterricht nimmt.  

Janosz: Bei uns ist es so, dass wir möglichst alle Konzerte spielen wollen, selbst wenn jemand nicht kann. Die Person, die verhindert ist, sollte eine Vertretung finden. So hat jeder von uns quasi ein Back-up. Das Back-up von Moritz war dann David. Also hat David mehrmals Gitarre gespielt und es hat wunderbar harmoniert. Also stand im Raum, dass er festes Mitglied wird. Allerdings am Bass.  

David: Zu schlecht Gitarre gespielt. (Alle lachen)

 

Janosz: Nein, das Problem war eher, dass wir schon einen Gitarristen hatten und wir ihn nicht ersetzen wollten. Aber zum Glück fand David die Idee auch gut und so war er ziemlich schnell fest in der Band.  

Noemi: Und jetzt haben wir ein weiteres Mitglied. Das kam so, weil die Band mich motiviert hat, Musik zu studieren. So habe ich über das Studium Dennis kennengelernt. Er ist ein guter Kollege von mir, der Jazz studiert hat. Also haben wir ihn gefragt und inzwischen ist er bei grösseren Konzerten mit dabei.  

 

Wenn ihr sagt, dass jedes Instrument ein Back-up haben soll. Wie ist das bei der Harfe? Hast du jemanden gefunden, Noemi?

 

Noemi: Nein, da habe ich bis jetzt niemanden gefunden, weil die meisten nur Klassik spielen. Ich bin die Einzige, die auch mit elektronischen Elementen arbeitet. Zudem bin ich die erste in der Schweiz, die einen Studiengang für freie Improvisation und Klassik macht, also sowohl in der Jazzabteilung als auch in der Klassikabteilung Unterricht hat.

 

 

Wie hat sich denn der Sound bei euch verändert, nachdem zwei neue Mitglieder und mit ihnen neue Einflüsse in die Band gekommen sind?  

Janosz: Der Sound verändert sich sowieso konstant. Meist ist es so, dass ich eine Idee bringe und wenn sie allen gefällt, arbeiten wir daran weiter. Der Grundstein ist bei uns schon der Folk, aber dann probieren wir sehr viel aus und bauen darauf auf. Am Anfang haben wir ganz viel mit Mandoline und Banjo probiert, haben aber gemerkt, dass wir die beiden Instrumente zu wenig gut beherrschen. Mit David und seinem grossen Interesse an elektronischer Musik ist nochmals ein neuer Faktor dazu gekommen.  

David: Das stimmt schon, mein Interesse ist breit gefächert und ich versuche natürlich schon, mich einzubringen, aber nicht zu stark, sodass die Basis im Sound bleibt. Mit dem Bass kann ich das Tiefenspektrum noch mehr abdecken, als es Noemi mit der Harfe alleine konnte. Dazu arbeite ich gemeinsam mit dem Schlagzeug zusätzlich für den Rhythmus.  

 

Das Banjo ist ein guter Punkt. Ich habe mir gedacht, dass die Harfe zum Teil den Platz des Banjos einnimmt. Wie seht ihr das?  

Noemi: Ja, das kann gut sein. Ich kann mit der Harfe sowohl zur Harmonie als auch zur Melodie beitragen. Ähnlich wie ein Klavier oder wie du sagst, eben ein Banjo es macht. Das ist der grosse Vorteil an der Harfe, du hast ein mega Spektrum. 

  

Ich habe ja die neue EP vorab hören dürfen und im Vergleich zur vorhergehenden merkt man schon, wie ihr euch als Band entwickelt. Ich finde, dass die neue EP stellenweise etwas düster klingt. Speziell bei «Curious About You». Der Song ist anfangs leicht melancholisch, bis ihn die Harfe aufhellt. Jedenfalls sind bei mir diese Assoziationen entstanden.  

Janosz: Das hat durchaus etwas.  

Noemi: Das klingt sogar gut. Die Assoziation stimmt schon. 

 

Noemi: Ich habe einen normalen Strumpf genommen und ihn zwischen die Saiten der Harfe geflochten. Dadurch verändert sich der Klang, «gemuted» nennt man das. So spiele ich das. Die Idee entstand an einem Konzert von Ed Sheeran und er nutzt diesen Trick bei einem Song.

 

 

Speziell fällt zudem die Harmonie bei den Stimmen auf. Mal sind die Stimmen hoch und tief und ergänzen sich, dann sind sie nahe bei einander. Das ist schon typisch für euch?

 

Janosz: Wir sind auch hier viel am Ausprobieren. In diesem Bereich haben wir zudem intensiver mit Henrik HSA Amschler gearbeitet, der als Produzent für Hip Hop (u .A. Mimiks, Freezy, Didi) bekannt ist. Für ihn ist es jeweils auch ein Projekt, wenn wir bei ihm sind. Er schaut auch auf die Stimmen. Hendrik hat zudem einen Remix von «Curious About You» gemacht wie er ihn als Produzent aufgenommen hätte. 

 

Weiter ist mir «Moonlight» aufgefallen und zwar, weil der Rhythmus zu Beginn leicht karibisch anmutet. Für mich zeigt das schön, dass zwar Folk eure Basis ist, ihr aber völlig offen seid.  

Janosz: Es hat auch lange gedauert, bis wir uns zu der jetzigen Version entscheiden konnte. Erst war es ein Gitarrenriff, das ich auf der akustischen Gitarre gespielt habe. Dann hat es Noemi übernommen. Aber sie hat den Sound mit einem Trick verändert.  

Noemi: Ich habe einen normalen Strumpf genommen und ihn zwischen die Saiten der Harfe geflochten. Dadurch verändert sich der Klang, «gemuted» nennt man das. So spiele ich das. Die Idee entstand an einem Konzert von Ed Sheeran und er nutzt diesen Trick bei einem Song. Da dachten wir, das könnte noch etwas cooler sein. Es klingt leicht abgedämpft und groovt zusätzlich.  

 

Woher kommt bei euch der Folk-Einfluss. Für die Schweiz ist das ja nicht so typisch.  

Janosz: Er war von Anfang an da. Moritz und ich wollten schon immer eine Folkband gründen. Auch eine Countryband wäre ebenfalls cool, aber da haben wir bisher noch nicht die richtigen Leute gefunden. Ich höre in der Freizeit sehr viel Folkmusik und diese Querbeet. Von Mumford & Sons bis zu traditionellerem Folk.

 

 

Also sehr viele verschiedene Einflüsse. Wie geht ihr mit so vielen Inputs an eine neue Platte? Ich stelle mir das nicht so einfach vor.

 

Janosz: Es ist auch nie ein einfacher Prozess. Erst schreibe ich ein Skript, ähnlich wie bei einem Buch. Darin ist der Song unterteilt in die verschiedenen Passagen und dazu vielleicht eine Gesangsidee. Aber was die Melodie betrifft, ist noch nichts da. Dann bringe ich das Skript zur Band und wenn alle dahinter stehen können, was eine Grundvoraussetzung ist, probiere ich weiter aus und schicke das Resultat in den Chat. So kann jeder Zuhause überlegen, was eventuell passen könnte. Dann treffen wir uns wieder in einer Probe und dann wird geschoben bis es passt.  

David: Aber wir schreiben schon recht viel zusammen.  

Noemi: Genau. Viel entsteht schon in der Gruppe. Jemand spielt etwas und wenn ich eine Idee habe, spiele ich diese gleich dazu, wenn es passt, wird die Idee aufgenommen. 

 

Quasi entsteht aus der Energie im Raum der Song?

Noemi: Wichtig ist aber, dass es kein anstrengendes Schreiben ist, sondern die Ideen und Inspirationen fliessen. Eine Melodie kommt, wenn sie kommt.  

Janosz: Es gibt viele Bands, die in den Proberaum gehen, dann zwei, drei Stunden lang Bier trinken und jammen, bis etwas passiert oder auch nicht. Da waren wir nie und das würde bei uns nicht funktionieren. Wir sind alle eher so, dass wir uns vorher zuhause Gedanken machen, ein Gerüst aufbauen und dann können wir in der Probe wirklich arbeiten und produktiv sein.

 

 

Janosz: Für uns war es wie eine Erlösung, weil die Harfe wirklich eine grosse Herausforderung ist und nicht einfach zu mischen. Oft sind die Techniker überfordert, weil die Harfe viel schneller Feedback gibt und auf kleinste Vibrationen der Band reagiert. 

 

 

Wenn ihr dann alles Komponenten so habt, wir ihr sie möchtet, geht ihr ins Studio und spielt die Tracks ein. Nehmt ihr da nacheinander auf oder quasi live als Band?

 

Janosz: Schon ein Instrument nach dem anderen. Es ist so, dass immer zuerst die Gitarre da ist und dann die Harfe dazukommt. Dann wird erstmal alles schön editiert, weil Henrik ja aus dem Hip Hop kommt und darum bei ihm alles auf den Schlag passen muss. Erst dann kommen die weiteren Instrumente dazu.  

David: Ich hatte aber schon das Gefühl, dass der Studiotermin auch hilfreich war, um die Songs fertig zu machen. Es war auf eine gute Art ein Druck, damit wir mehr Zeit investiert haben, um die Songs studioreif zu machen, weil wir bei den Aufnahmen ja nichts mehr geändert haben. Vielleicht noch ganz leicht bei den Arrangements. 

 

Janosz: Das stimmt. Es ist schon wichtig, dass man ein Ziel hat, sonst ist die Chance gross, dass nichts dabei herauskommt. 

 

Dann sind die Songs aufgenommen und der nächste Punkt sind Konzerte. Wie setzt ihr die Songs auf der Bühne um? Gerade bei sechs Musikerinnen und Musikern stelle ich mir das nicht so einfach vor.  

David: Es ist tatsächlich nicht so einfach. Im Studio waren wir ja noch zu fünft, Dennis ist erst nachher dazugekommen. Die Rhythmusparts sind noch von Henrik geschrieben und produziert. Es war so, dass wir einen Probetag einlegen mussten, um zu schauen, wie wir live klingen wollen. Mit dem Live-Schlagzeug kann man den Schwerpunkt noch etwas markanter setzen, aber im Grunde ist das Meiste wie auf der Studio-Aufnahme. Man überlegt sich natürlich, wo man das Publikum einbinden kann, wo Passagen länger oder kürzer ebenfalls funktionieren würden, wo eine Instrumentalpassage gut passen würde. Solche Details eben. Es gibt schon Unterschiede zur Studioaufnahme, weil wir den Leuten etwas bieten möchten. Konzerte dürfen schon etwas anders klingen, mal länger sein oder Variationen enthalten. Sonst wäre es ja langweilig, wenn ein Konzert nur die Kopie der CD wäre. Da machen wir uns schon viele Gedanken.  

Janosz: Neu ist auch, dass wir immer unsere eigene Tontechnikerin dabeihaben, die uns kennt und genau weiss, was funktioniert. Wie du sagst, wir sind sechs Musiker und zusätzlich mit einer Harfe … 

Noemi: … und fast alle Techniker aus dem Pop- und Rockbereich, sagen sie würden zum ersten Mal eine Harfe mischen. Das ist nicht so einfach. Das ist der Vorteil, dass wir jetzt sie immer dabeihaben. Sie mischt auch im Hallenstadion und kennt sich inzwischen mit der Harfe gut aus.  

Janosz: Für uns war es wie eine Erlösung, weil die Harfe wirklich eine grosse Herausforderung ist und nicht einfach zu mischen. Oft sind die Techniker überfordert, weil die Harfe viel schneller Feedback gibt und auf kleinste Vibrationen der Band reagiert. Wenn die Bass-Drum spielt, wirkt sich das direkt auf die Harfe aus und wird über die Anlage übertragen.  

Noemi: Es ist halt eine Konzertharfe und die sind sensibel und vibrieren schnell. Du kannst sogar in die Harfe reinsingen und sie singt dann quasi mit. Oder wenn jemand in die Harfe niest. (lacht) 

 

Im Mai feiert ihr Plattentaufe. Könnt ihr da schon etwas dazu sagen?  

Janosz: Sie wird in der Photobastei stattfinden. Am 11. Mai. Es wird super. Sehr wahrscheinlich wird es eine Video-Clip-Premiere geben. Ein paar Special Guests wären auch toll. Der Clip wäre zu «Moonlight». Dafür haben wir drei Tage gedreht. Zudem ist es wie ein kleines Jubiläum, da wir vor fast genau vor einem Jahr die erste EP am gleichen Ort getauft haben. Darum ist es wie das einjährige Jubiläum der Band in der Öffentlichkeit.  

Noemi: Und dieses Mal mit David und Dennis, also noch grösser. Das ist mega. 

Dann viel Erfolg bei der Plattentaufe und bei allem, was danach noch kommt. 

Eyebrows Of Death - «Moonlight»

 

«Moonlight» wird am 11. Mai veröffentlicht und kann hier (Download) und hier (physisch) vorbestellt werden.

 

Eyebrows Of Death taufen ihre EP «Moonlight» am 11. Mai in der Photobastei in Zürich. 

 

Wir verlosen 1 x 2 Tickets für die Plattentaufe inklusive «Eyebrows of Death»-Bag. So macht ihr mit

Deine Chance: schreibt eine Mail mit Name und Betreff «Eyebrows of Death» an chance@baeckstage.ch. Einsendeschluss ist der 8. Mai 2018. 

 

Bäckstage Redaktion / Mo, 09. Apr 2018