Travis und ihre zwei grössten Berner Fans

Konzertkritik: Travis in Bern
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Die Schottische Band Travis ist - dank ihren zwei Auftritten auf dem Berner Gurten - nicht fremd in Bern. Und auch die Berner haben ihr Interessen an Travis sichtlich nicht verloren, so ist das Bierhübeli an einem heissen letzten Augusttag komplett ausverkauft.

 

Die Band hat just Mitte Juli ihr neues Album «L.A. Time» herausgebracht. Die neuen Songs handeln von Abschieden und Neustarts. Wie fast immer, stammen die Lieder aus der Hand von Frontman Fran Healy. Vor ein paar Jahren trennte sich dieser von seiner Frau und verarbeitet dies in den Liedern des neuen Albums. Aber auch der Abschied von seinem Sohn, der in New York Kunst zu studieren begann - eine Richtung, welche auch Healy Beginn der 90er verfolgte -, beschäftigt Healy, wie er am Konzert im Bierhübeli verriet.

 

Die Show beginnt mit «Bus», dem ersten Lied aus ihrem neuen Album. In gewohnter Travis-Manier mischen sich melancholische Gedanken mit einer schnell eingängigen Melodie. Und wer sich fragt was Pumuckl auf der Bühne verloren hat, der sei vorgewarnt. All die Veränderungen im Healys Leben haben dazu geführt, dass er seine klassische Berliner-Hipster Attire (Bart, lange zurückgesteckte Haare unter einer Mütze) gegen einen kurzes Pumuckl-Haarschnitt inklusive der orangen Haare ausgewechselt hat. Das Leben sei zu kurz, um nicht Spass mit den Haaren zu haben - solange man die noch hat, verkündet er lachend. Generell scheint sich die Tour gut auf die Gemüter der Band auszuschlagen. Sie wirken glücklich, energiegeladen und dankbar. 

 

So ist es auch keine Überraschung, dass die grossen Hits wie «Sing», «Driftwood», «The River», «Turn», «Writing to reach you» und «Flowers in the Window» sowie «Why Does it always rain on me» nicht fehlen dürfen. In einer überschaubaren Location wie dem Bierhübeli fällt dann auch schneller auf: alle Anwesenden kennen und lieben die Songs. So wird jeder der Evergreens lautstark mitgesungen. Und auch die neuen Lieder wie «Raze the Bar», «Alive» oder «Home» werden wahrscheinlich beim nächsten Besuch das gleiche Treatment bekommen.

 

Neben eines sehr stimmungsvollen Konzerts, wird dieser Abend ganz sicher dank dem Einsatz der Band für ihre schwitzenden Fans in Erinnerung bleiben. 2 Ventilatoren, zuvorderst auf der Bühne, sollten der Band ein wenig Abkühlung bringen (die zwei grössten Fans wie Healy witzelte). Doch angesichts der komplett nassen Fangemeinde, switcht Healy die Windrichtung der Ventilatoren, so dass das Publikum in den Genuss kam. Mehr noch, Healy holte aus dem Backstage Bereich mehrere Halbliterflaschen Wasser und verteilte diese mit den anderen Mitgliedern ans Publikum. Und auch politische blieb der Frontman nicht stumm, kritisierte den andauernden Krieg in der Ukraine und auch die Angriffe in Gaza.

 

Travis sind angekommen im mittleren Lebensalter. Dies merkte man ihrem Spiel auf der Bühne aber nicht an. Kraftvoll, verspielt und gut gelaunt schafften sie es einmal mehr, ein tolles Konzert und schöne Erinnerungen als die «nicest Band on Earth» zu machen.

Tanja Lipak / Mo, 02. Sep 2024