Talco bringen das Werk 21 zum Schwitzen

Konzertkritik: Talco im Werk 21 / Dynamo
Bildquelle: 
www.talcoska.com

Es ist nicht so, dass man sich nach dem Konzert von Talco noch daran erinnert hätte, welche Stücke gespielt wurden. In diesem Fall ist das allerdings durchaus positiv, denn der Abend wird in der Erinnerung der Konzertbesucher viel mehr als ein grosses, ausgezeichnetes Ganzes bleiben.

 

Das Werk 21 – der Partykeller des Dynamo in Zürich – war gerammelt voll, sobald die sechs Italiener von Talco die Bühne betraten, die Konzertbesucher mit charmantem italienischem Akzent begrüssten, und sofort loslegten. Das Publikum tat es ihnen gleich und pogte sofort was das Zeug hielt. Ellbogen in den Rippen, Schultern im Kinn, Haare im Mund, Bier auf der Hose. Egal. Auch die schnell aufkeimende Hitze, die für jede Menge Schweiss sorgte, tat der Party keinen Abbruch. Wer trotzdem einmal das Verlangen nach Sauerstoff und frischer Luft verspürte, war schnell im Foyer des kleinen Clubs, gönnte sich ein kühles Bier und genoss die Abendluft am Ufer der Limmat, bevor er sich wieder in die Menge stürzte.

 

Oder man hielt ein Schwätzchen mit den Mitgliedern der Vorband, Prague Conspiracy, die sich abwechselnd draussen eine Zigarette gönnten, oder den Verkauf ihrer Merchandise-Artikel im Foyer persönlich unterstützten. Und das mit Nachdruck. «Maybe a T-Shirt too? We have also Girl-Ones», wurde ich geschäftstüchtig gefragt, als ich mir eine CD der tschechischen Band kaufte. Das T-Shirt blieb in meinem Fall dort hängen, genauso der Auftritt der Vorband in meinem Kopf, denn er war überraschend. Überraschend darum, weil sich der Musikstil sehr von dem von Talco unterscheidet, denn obwohl auch Prague Conspiracy offiziell als Ska-Band gilt, würde ich sie eher in die Sparte des Alternativ-Rocks einordnen. Trotzdem kam die sechsköpfige Band um die Frontfrau mit rockiger Stimme gut beim Publikum an. Es waren sogar schon Anflüge von Pogo sichtbar, wenn auch nicht in dem Masse wie bei Talco.

 

Talco, die Ska-Punk-Band aus Venedig, liessen dem Publikum mit schnellen Rhythmen und dem eindringlichen Klang der Trompete aber auch nichts anderes übrig als zu tanzen. Und das auch noch schön sauber abgemischt. Ob jedoch die italienischen polit- und sozialkritischen Texte verstanden wurden, bleibt fraglich, aber das war an jenem Abend auch nicht die Hauptsache. Zumindest nicht für das Publikum.

Seraina Schöpfer / Mo, 28. Okt 2013