Rodrigo y Gabriela- Zwei Gitarrenvirtuosen im Volkshaus

Konzertkritik: Rodrigo y Gabriela in Zürich
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Presspic / © Jim Mimna

Im Vorfeld trat die Schweizer Sängerin Ishantu auf und präsentierte mit ihrer melancholischen und kräftigen Stimme hauptsächlich bedächtige Songs. Die Ruhe vor dem Sturm sozusagen.

 

Vom ersten Ton an galt beim Gitarren-Duo Rodrigo y Gabriela nur ein Credo: fulminante und rasend schnelle Klänge in einer hohen Perfektion zum Leben zu erwecken. Die beiden Musiker erzeugten einen virtuosen und packenden Groove, in den man unweigerlich hineingesogen wurde. Es mag vielen ein Rätsel sein wie man es schafft, derart schnelle und präzise Griffwechsel vorzunehmen. 

 

Rodrigo y Gabriela spielten viele ihrer bekannten Stücke der Genres Rock, Folk, Flamenco, Latin oder Metal. Dazwischen streuten sie Covers von Rage Against The Machine («Killing in the name») oder den Red Hot Chili Peppers («Otherside»). Auch einige ältere Songs aus ihrer Zeit als Strassenmusiker in Dublin wurden aus dem Repertoire hervorgekramt. Die beiden schafften es mit nur zwei Akustik-Gitarren einen lückenlos vollen Klangteppich zu erschaffen, so dass man absolut keinen Gesang vermisst hätte. 

 

Das Publikum liess sich von der ersten Minute an begeistern, im Saal wurde es teilweise richtig laut vor lauter Klatschen und Pfeifen. Die beiden Musiker, die ursprünglich aus der Metal-Szene kommen, haben in Zürich eine beachtliche Fangemeinde. 

 

Lieber im Rollstuhl als ein Tour-Unterbruch

 

Gabriela sass während dem Konzert in einem Rollstuhl, denn sie hatte sich im Vorfeld beim Joggen am Bein verletzt. Aus Müdigkeit aufgrund des Jetlags habe sie den Boden nicht richtig sehen können und sei deshalb gestürzt, erzählte sie, grinste, und langte sich währenddessen tadelnd an den Kopf. Aber statt der ärztlich verordneten Ruhepause zieht sie mit Rodrigo lieber weiter, die Tour abzubrechen sei keine Option gewesen.

 

Als Geschenk ans Publikum kündigte sie schliesslich den Pianisten, Komponisten und Produzenten Alex Wilson an. Wilson sei ein guter Freund von den beiden, sie würden ihn am liebsten als Bandmitglied behalten, schmunzelte Gabriela. Und tatsächlich, Wilson passt wie die Faust aufs Auge zu den zwei Virtuosen. Er improvisierte am Piano, und zusammen liessen es die drei Musiker so richtig krachen.

 

Gut neunzig Minuten dauerte diese rasante Show. Sie würden gerne nächstes Jahr mit ihrem neuen Album wieder im Volkshaus spielen, betonte das sympathische Duo, während Gabriela die Finger zu einem Herzchen zusammenlegt und ans Publikum schickt.

 

Zwei Gitarren, die sich perfekt ergänzen und atmosphärisch dichte Songs zaubern. Rodrigo y Gabriela haben einen exzellenten Ruf. In Zürich wurde klar, wieso das so ist. 

 

Katja Nosswitz / Do, 13. Jul 2017