Konzert mit Hängern

Konzertkritik: Guano Apes im Kofmehl
Bildquelle: 
www.guanoapes.org, © Daniel Cramer

Draussen drängten sich die Leute dicht an dicht. Sie plauderten, rauchten, lachten – eigentlich taten sie alles, um nicht drinnen sein zu müssen, wo gerade die Vorband Susanne Blech spielte und wie auf Speed auf der Bühne herumhüpften. Der Sound hingegen lässt sich nur schwer beschreiben. Es ist viel Elektro, ein kleines bisschen Pop-Rock und etwas, was am ehesten noch als Rap durchgehen könnte. Das Gesamtpaket erinnerte ein wenig an Kirmes, mitsamt Achterbahnschreiern («uuuuuuund noch ne Runde!!»). Oder vielleicht besser nicht.

 

Zum Glück fanden sich die Zuschauer letzten Sonntag nicht wegen Susanne Blech im Solothurner Kofmehl ein, sondern wegen der ebenfalls deutschen Band Guano Apes. Diese feierte besonders Ende der 90er-Jahre grosse Erfolge, und hat seit ihrem Comeback 2009 zwei Alben veröffentlicht. Das neuste heisst «Offline» und wird dieses Jahr auf der gleichnamigen Tour in Europa live vorgestellt.

 

Als die Guano Apes schliesslich die Bühne betraten, war das Publikum also noch nicht wirklich aufgeheizt und hungerte nach guter Musik. Und die bekamen sie auch, zumindest instrumental gesehen. Sandra Nasics Stimme war zwar gewohnt kräftig, traf aber leider des öfteren die Töne nicht. Ob dies daran lag, dass Sandra Nasic ihre Stimme nun schon seit 20 Jahren im professionellen Rahmen verausgabt, oder daran, dass sie noch eine Woche zuvor aus Krankheitsgründen zwei Konzerte absagen musste, liess sich nicht sagen. Das Publikum im ausverkauften Kofmehl war aber so oder so begeistert. Deshalb verzieh es ihr auch die zweimalige Erwähnung von «Pratteln» – wahrscheinlich dachte sie, sie befände sich im Z7.

 

Wie nicht anders erwartet gingen die Zuschauer besonders bei den älteren Stücken ab – bei «Open Your Eyes» und «Big In Japan» kochte der Saal. Das Publikum war dabei so durchmischt wie die Setlist – von sehr jung bis ziemlich alt, Rocker, Popper, Punker (um es mit der naheliegenden Schubladisierung der 90er zu sagen).

 

Zwischendurch gönnten sich die Guano Apes eine Pause hinter der Bühne, wodurch die Stimmung leider ebenfalls kleine Unterbrüche erlitt. Die ganze Show erzeugte den Eindruck von etwas fehlender Professionalität oder sogar Motivation. Vielleicht Absicht, vielleicht die Spuren der Zeit. Aber Hauptsache, das Publikum ist zufrieden. Und das schien es zu sein, als es wieder in die neblige November-Kälte hinausströmte. 

Seraina Schöpfer / Do, 06. Nov 2014