Feuer und Wasser bei Volbeat

Konzertkritik: Volbeat in der Stockhorn Arena
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© Christoph Gurtner / Stagetime.ch

Amorphis, Flogging Molly, Beatsteaks und Volbeat. Nicht gerade die Zusammenstellung, die einem als erstes in den Sinn kommt. Aber genau das war es wohl, was ein so bunt durchmischtes Publikum nach Thun gelockt hat, um einen Abend lang unter freiem Himmel zu feiern. 

 

Für eine gute Portion Härte mitsamt Growls sorgte zu Beginn die Metalband Amorphis. Da die Finnen im Verlauf ihrer Geschichte immer mal wieder ihren Stil etwas änderten, kam das Publikum bereits hier in den Genuss von Vielfalt. Vor allem die progressiven orientalischen Einflüsse waren jedoch nicht zu überhören. Allerdings auch der finnische Akzent nicht ganz. Leider waren Amorphis nur 30 Minuten auf der Bühne vergönnt. Das ist für eine bekannte Band, die seit den 90ern aktiv ist, etwas gar wenig. Dafür hat die halbe Stunde mit toller Qualität und viel Energie voll überzeugt. 

 

Bei Flogging Molly füllte sich das Stadion allmählich. Es war einer der letzten warmen Sommertage, und das Panorama in der Heimat des FC Thun entging auch Flogging Molly-Frontmann Dave King nicht. Laut ihm sind wir «lucky bastards», in der Schweiz leben zu dürfen. Und das von einem Iren! Die «lucky bastards» feierten den Auftritt von Flogging Molly mit vollem Körpereinsatz, auch wenn der Circle Pit noch etwas gar klein war. Die Folk-Punk-Band lieferte eine gewohnt mitreissende Show ab, und bei den Fiedeln, Flöten und folkigen Melodien zuckten die Beine ganz von alleine. 

Übrigens hatte Dave King noch ein Kompliment für die Schweizer und besonders die Berner – das Greenfield sei eines der besten Festivals auf dem Planeten. Wir lassen das mal so stehen. 

 

Fotos: © Christoph Gurtner / stagetime.ch

 

Mit Punk ging es weiter – die Beatsteaks sind zurück. Gerade haben die Berliner nach drei Jahren ihr neustes Album veröffentlicht. Dieses war zwar am Konzert-Tag noch nicht draussen, trotzdem kamen die Fans bereits in den Genuss von ein paar neuen Songs. Die Beatsteaks sorgten nicht nur für Stimmung, sondern auch für Farbe mit ihren knalligen Shirts. Und auf jenem von Gitarrist Peter prangte sogar das FC Thun-Logo. Vor dem Publikum fürchtete sich Frontmann Arnim offenbar auch nicht: Der Queen-Hit «I Want to Break Free» performte er zwischen Golden-Circle und Restpublikum. Queen schien an jenem Tag in zu sein, bereits Flogging Molly gaben einige Takte von «We Will Rock You» zum besten. 

 

Crowdsurfing-Wettbewerb bei Volbeat

 

Der Zeitplan war straff bei so vielen Bands, Zugabe-Rufe waren bei allen Supports vergebens. Dafür war es schon bald Zeit für Headliner Volbeat. Und die kamen, und wie. Schon die ersten Klänge («The Devil’s Bleeding Crown») strotzten vor Energie und rissen das ohnehin schon mächtig aufgeheizte Publikum richtig mit. Nur singen lassen sollte man das Schweizer Publikum besser nicht, was «Lola Montez» mal wieder eindrücklich bewies. 

 

Es blieb nicht nur bei Altbekanntem. Auch eine Akustik-Einlage mit improvisiertem Text (das Wort «Switzerland» kam häufiger vor) bot Frontmann Michael Poulsen dar, ein Johnny Cash-Medley sowie einen komplett neuen Song namens «The Everlasting», der ziemlich vielversprechend klang.

 

Wer wollte schon immer mal eine Gitarre von Volbeat geschenkt bekommen? Da hätte man mal lieber Crowdsurfen geübt. Poulsen rief nämlich direkt einen Crowdsurfing-Wettbewerb aus - war ihm doch egal, dass überall in grossen Buchstaben «No Crowdsurfing» stand. Die glückliche Siegerin, die sich bis zur Bühne vorgesurft hatte, hielt am Ende tatsächlich eine Gitarre in der Hand. 

 

Auf ihrer bisher grössten Stadiontour spielen sich Volbeat quer durch ihre grössten Hits. Trotzdem waren sehr viele Stücke des aktuellen Albums «Seal the Deal & Let’s Boogie» dabei. Das Feuer blieb aber leider auf den Animationen im Hintergrund: Pyrotechnik war in der Stockhorn Arena wohl nicht erlaubt. Dafür drängte sich ein anderes Element frech in den Vordergrund: Der Regen kam ziemlich plötzlich und durchnässte die Zuschauer, die nicht in den überdachten Rängen sassen, komplett. Die meisten schien dies jedoch nicht zu stören - zu gut war die Show, und zu passend die Blitze, die ebenfalls über den Himmel zuckten und für ein spektakuläres Finale mit «Black Rose» und „Still Counting“ sorgten. 

 

Volbeat ist ein Garant für eine gelungene Show. Schade, durfte das Feuer nicht mitspielen. Mit den sehr unterschiedlichen Bands im Vorprogramm aber ein durchweg gelungener Abend in Thun.

Seraina Schöpfer / Di, 05. Sep 2017