Einladung zum Tanz mit Peter Doherty

Konzertkritik: Peter Doherty am Blue Balls
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© Tanja Lipak (Handyfoto)

Zu Beginn waren viele Fragezeichen. Wird Peter Doherty auftreten? Wird die Show besser als das letzte Mal im KKL? Hat er von seinem Auftritt in Montreux vor mehr als zwei Wochen gelernt? Erstes Erschnuppern ermöglicht die «Meet the Artists»-Show am Blue Balls Festival. Zwei Stunden vor Konzertbeginn verteilen Festivalmitarbeitende gratis Eintrittstickets für die TV-Show. Auch Peter Doherty soll kommen. Ein gutes Zeichen, verheisst dies zumindest doch, dass er ist in Luzern ist und startklar. An der besagten Show erscheint Peter dann überraschend in Begleitung seiner gesamten «The Puta Madres»-Band, die ihn auf der Tour begleitet. Peter wirkt ein wenig unkonzentriert, macht aber brav mit und stellt sich sogar den Aufforderungen des Moderators zum Yoga, indem er den Baum vormacht. Seine Lebenspartnerin Katia de Vidas, die in der Band das Keyboard verantwortet, erscheint verspätet. Sie habe halt noch die englische Zeit auf dem Handy, sagt sie entschuldigend. Im Gegensatz zu Peter sieht sie fit und frisch aus. Ein Grund zur Hoffnung.

 

Nach der «Meet the Artists»-Sendeaufnahme, bewegen sich Band und Publikum getrennt zum Konzertsaal. Kurze 10 Minuten muss man sich noch gedulden. Als die Band samt Peter auf die Bühne marschiert, ist sofort der Grund für die kurze Verzögerung klar: kurzer Kleiderwechsel ins Showoutfit. Peter eröffnet das Konzert mit «I don’t love anyone», ein Stück, das er solide, klar und ungewohnt unzappelig vorträgt. An der Begleitung der Band gibt es genauso wenig zu meckern. Mit dem Fortschreiten der Show kommt Peter mehr und mehr aus sich heraus, wagt sogar einen kurzen Abstecher ins Publikum und fordert dieses nun auf mitzumachen. Die Zuschauer klatschen im Rhythmus, singen mit und wohnen der Show mittlerweile stehend, respektive wippend bei. Den schönen Sitzplätzen im KKL zum Trotz. Immer mehr Fans versammeln sich an den Seiten und Peter wechselt in den Stand Up Comedy Modus. Macht Witze über Elektroautos und den Nie-EU-Beitritt der Schweiz.

 

© Tanja Lipak (Handyfotos)

 

Peter steht mittlerweile ziemlich lächelnd und zufrieden zwischen seinen Bandkollegen. Nach jedem Song wird der Applaus euphorischer. Als sich die Band unter Zugabe-Rufen verabschiedet, gleicht der KKL-Konzertsaal mittlerweile einem Rockschuppen und dass es hier Sitzplätze gibt, scheint niemanden mehr zu kümmern. Alle stürmen nun auch nach vorne für das grosse Finale, als die Band samt Peter zurückkehrt und den Babyshambles-Kracher «Fuck Forever» anstimmt. Der Rock’n’Roll-Höhepunkt erfolgt, als Peter die Zuschauer mitten im Song auffordert mit auf die Bühne zu springen und abzufeiern. Die Bühne verwandelt sich in einen grossen Tanzpalast und mittendrin hüpft ein lächelnder Peter. Nachdem der letzte Ton verklungen ist, liegen sich alle in den Armen, vom Zuschauerbereich her dröhnt der Applaus. Der Auftritt ist gelungen.

 

Die Hoffnung stirbt zuletzt: Peter kam, sang und siegte.

 

Tanja Lipak / Mi, 26. Jul 2017