Das Phantom sorgt in 3D für Angst und Schrecken

Musicalkritik: Phantom der Oper
Phantom der Oper in Zürich
Bildquelle: 
ww-events.com

Das Phantom der Oper begeistert seit nahezu drei Jahrzehnten Musicalbesucher weltweit und gehört somit zu den wohl bekanntesten und erfolgreichsten Musicals der Geschichte. Anlässlich des 100-jährigens Jubiläums des 1911 veröffentlichten Romans «Le Fantôme de l’Opéra» des französischen Schriftstellers Gaston Leroux wurde das Musical nun von Weltstar Deborah Sasson und Kollege Jochen Sauter neu inszeniert.

 

 

So wurde vergangenen Mittwoch im Kongresshaus Zürich nicht die Fassung von Sir Andrew Lloyd Webber, sondern eine enger an den Roman gehaltene Interpretation aufgeführt. Das musikalische Arrangement dabei gestaltet Peter Moss. Die Musik hat Sasson selbst, die deutschen Liedertexte Musicalkollege Sauter geschrieben. Sauter führt gleichzeitig Regie und hat die Leitung der Choreographie inne.

 

Erst ein Chormädchen bringt die menschliche Seite zum Vorschein

 

Das Phantom der Oper ist eine dramatische Geschichte über die Liebe und den Schmerz nicht-erwiderter Liebe, angesiedelt im Paris des Jahres 1877. Das Phantom der Oper (Axel Olzinger) ist ein geächteter Mann mit einem von Geburt an entstellten Gesicht. Darum trägt er eine Maske. Seine einzige Zuflucht ist die Dunkelheit der Katakomben unter der Pariser Oper, die er nur verlässt, um durch Gewalt und Erpressung Angst und Schrecken zu verbreiten. Einzig Christine Daaé (Deborah Sasson), ein einfaches Chormädchen, vermag es ihn zu besänftigen und bringt die menschliche Seite in ihm zum Vorschein.

 

 

Im Gegensatz zu Andrew Lloyd Webbers Interpretation, die eine gewisse Düsterkeit und Schwere vermittelt, sorgen Deborah Sasson und Jochen Sauter für frischen Wind, indem sie auf Humor à la «Ein Käfig voller Narren» setzen. So bringt Nils Schwarzenberg als Operndirektor Moncharmin mit seinem klischeehaften Verhalten das Publikum immer wieder zum Schmunzeln. Zusätzlich werden die Charaktere des Pesers und die des Kommissars stärker herausgearbeitet.

 

Faust und Carmen als Soundtrack zum Geschehen

 

Einem grandioses Bühnenbild und modernster 3D-Videotechnik von Michael Scott ist es zu verdanken, dass nahtlose Übergänge zwischen den verschiedenen Handlungsorten erst möglich werden. Ob im Ballsaal, auf dem Friedhof oder in den Gewölben unter der Pariser Oper. Zudem zeigt sich das beeindruckende gesangliche Können der Darstellerinnen von Christine Daaé und La Charlotta, bei Darbietungen wie Faust, Carmen und La Traviata, welche zur Zeit des Geschehens in der Pariser Oper aufgeführt werden. Deren Einarbeitung in den Handlungsstrang beweist die hohe qualitative Leistung der Musicaldarsteller und lässt die Aufführung so noch authentischer wirken.

 

 

Wie es sich für packende Geschichten gehört, darf natürlich das lang ersehnte Happy End nicht ausbleiben. Denn Liebe lässt sich nun mal nicht erzwingen, diese Erfahrung muss auch das Phantom machen. Selbst wenn die typischen Musical-Ohrwürmer, wie man sie aus dem Phantom der Oper von Andrew Lloyd Webber kennt, ausblieben, war es ein ganz besonderes Erlebnis dem Phantom zu begegnen.

 

Dominique Rais / Fr, 25. Jan 2013