Coldplay back on stage

Konzert-Kritik: Coldplay in London
Bildquelle: 
@ Elisabeth Sun

Ein gut gelaunter Chris Martin grinst ständig das Publikum an, tanzt einbeinig auf der Bühne und macht witzige Verrenkungen in seiner knallengen Hose und doppelten T-Shirts. Bunte Stoffblumen und Papiergirlanden baumeln von der Decke und säumen die Kanzel. Ein Hauch von Indien weht durch das Kirchenschiff. Das Set beginnt mit einem neuen Stück: «A head full of dreams», gefolgt von «Clocks». Zwischendurch singt das Publikum ekstatisch zu Hymnen wie «Fix you» oder «Viva la vida». Bei «A sky full of stars» regnen Papiersterne ins Publikum, die eine Kanone ausspuckt. In familiärer Runde folgt ein Hit dem anderen. «Hymn for the weekend» oder die erste Singleauskopplung «Adventure of a lifetime» aus dem neuen Album werden dankbar angenommen. Das Video zur Single wurde bereits am 27. November veröffentlicht. Es entstand übrigens nach sechs langen Monaten in den Imaginarium-Studios (einem Motion Capture Studio) von Andy Serkis. Regie führte wie bei den meisten Videos von Coldplay Multitalent Mat Whitecross, ein langjähriger Studienfreund der Band. Die Ideen seien spontan entstanden, «We just sort of made it all up in the spur of the moment…», verrät mir der 38-jährige Filmemacher. 

 

Am 3. Dezember luden die Jungs von Coldplay also zu einem einstündigen Konzert ein, dass von BBCs Radio 1 weltweit live gestreamt wurde. Tickets zum Konzert konnten exklusiv auf der Seite von Radio 1 gekauft werden und doch war der Gig innerhalb von wenigen Minuten ausverkauft. Die Location: Eine Kirche, nämlich die St. John at Hackney aus dem 18. Jahrhundert, wo bereits Cat Power, Beirut, Ed Sheeran oder Bonnie Prince Billy aufgetreten sind. 1400 Leute passen hinein. Und wie man die Briten so kennt, standen sie schon Stunden vor dem Einlass Schlange. Und die hörte und hörte nicht auf. Trotz Regens. Das Datum war geschickt gewählt:  Ein Tag später war der Release des 7. und angeblich letzten Albums geplant. Es heisst «A head full of dreams». Elf Tracks, peppig und fröhlich. «Tanzbar», wie Chris Martin behauptet, «You can shuffle your feet». Also das komplette Gegenteil zum Vorgänger «Ghost Stories» von 2014, wo der sympathische Frontmann sein «conscious uncoupling» von Ehefrau Gwyneth Paltrow verarbeitet hat. Seit April sind die beiden nun geschieden.

 

Auch Promis mischten sich unter die Gäste: Jamie Cullum und dessen viel grössere Ehefrau Sophie Dahl, Peter Crouch oder auch Model Abbey Clancy. Das einstündige Set endete mit dem Song «Up & Up». Doch das Publikum bestand auf Zugaben. So erschien die Band erneut und dankte ihrem langjährigen Manager Dave. Der feierte zufälligerweise seinen 50. und wurde mit Ballons und einem Kuchen überrascht. Chris sprintete zum Klavier und der ganze Saal sang «Happy Birthday». Passend zur Vorweihnachtszeit stimmte der Frontmann des Quartetts zu «Christmas lights» an. Ein fröhlicher Abend, der nach 1 Stunde und drei Zugaben mit Bing Crosbys «White Christmas» endete. Ein zauberhafter Abend!

 

Elisabeth Sun / So, 20. Dez 2015