Bastille auf dem verregneten Herrenacker

Festivalkritik: Bastille am Stars in Town
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Bäckstage / © Sandra Rohrer

Lewis Capaldi kam wie gewohnt witzig auf die Bühne und meinte, dass heute leider keine Rocksongs zu hören seien. «Aber traurige Songs, darum muss ich ein bisschen witzig sein», kokettierte er, um zu ergänzen, er sei ja nicht der typische Popstar mit seinem grossen hässlichem Bauch. Dabei haute er sich demonstrativ den eigenen Bauch. 

 

Irgendwann im Set schenkte ein Fan dem schottischen Songwriter eine witzige Sonnenbrille. Trotz des Regens setzt er sie sich auf die Nase und witzelt, er sehe aus wie Elton John. Die Brille nahm er nach dem Konzert mit, denn wie man in Fankreisen hört, sammelt Lewis komische Sonnenbrillen. Viele Fans sind am Abend auch nur wegen Lewis Capaldi angereist. Zumindest erzählte man uns das nach dem Konzert.

 

Jungblueser James Bay übernahm die Bühne von Capaldi und bemerkt lapdiar, das Wetter sei wie zu Hause. Zusammen mit einer fünfköpfigen Band im Rücken zeigte Bay einen schönen Querschnitt seiner bisherigen Karriere. Leider fehlte sein Hut, sein Markenzeichen nach dem Durchbruch, aber diesen trägt er seit seinem letzten Album nicht mehr. Schade eigentlich, hatte ihm der Hut doch einen mysteriösen Charme verliehen. Jedoch zeiget sich James Bay auf dem verregneten Herrenacker stimmlich und musikalisch durchaus sehr solide und spielte ein stimmungsvolles Konzert. Irgendwie gemütlich und mit Songs, die Stimmung zum Kuscheln boten, was allerdings nicht so oft zu beobachten war, da es doch stark regnete. 

 

Fotos: Bäckstage / © Sandra Roher (sandrarohrerphotography.com

 

Ohne «Hold Back The River» dürfte James Bay die Bühne nie verlassen, schliesslich hat ihm der Song die Karriere geebnet und vereint Blues und Pop im zeitgenössischen Kleid.

 

Einen Besuch am Rheinfalls haben sich die Briten von Bastille gegönnt, auch wenn es schon geregnet habe. Vom Wasserfall, der zu den drei grössten in Europa zählt, hatte die Band um Sänger Dan Smith beste Laune mitgebracht. Und wie wenn das jemand weiter oben gehört hätte, folgte während des Gigs von Bastille ein heftiger Regenguss und wirklich jeder in der malerischen Schaffhausener Altstadt hatte den Regenschutz am Körper. Dan Smith zeigte sich solidarisch, zog sein Cap aus und stand ganz vorne bei der Bühne im Regen. 

 

Bemerkenswert wirkte das Bühnenbild. Immer wieder tanzte Dan Smith auf einer Art Drehscheibe, zudem stand neben dem Schlagzeug eine Leiter, die ins Leere führte, fast als wäre es ein trockener Einstieg in einen Pool. 

 

Nach Song acht flirrten Konfetti durch die Luft und kurz danach gesellte sich Dan ins Publikum und hüpfte und tanzte sich im strömenden Regen durch die Menge bis fast in die Mitte des Platzes. Sehr sympathisch und darum sind Bastille wohl so eine begehrte Liveband. 

 

Ein gelungenes Trio für den zweiten Tag am Stars of Sound. Von Songwriter-Sound mit Lewis Capaldi über Blues mit James Bay bis zu Indie-Rock mit Bastille. Das funktionierte wunderbar. 

Sandra Rohrer / Sa, 10. Aug 2019